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Tiefer Schmerz

Tiefer Schmerz

Titel: Tiefer Schmerz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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verschaffen, wie es überhaupt möglich war, daß das Geschäft dort betrieben wurde. Der Vorsteher Jörgen Nilsson drückte nicht nur beide Augen zu, es gibt auch eine Reihe von Anzeichen dafür, daß er beteiligt war. Als Kunde. Ich kann mir nicht denken, daß er noch lange in der Branche tätig sein wird.«
    Kerstin Holm hatte sich erholt und übernahm: »Zwei Fragen standen im Mittelpunkt. Wann sind die Frauen verschwunden? War ihrem Verschwinden irgend etwas vorausgegangen, eine Art Ankündigung? Mehr als darüber etwas zu erfahren konnten wir unter den gegebenen Umständen nicht erwarten. Was wir bisher herausbekommen haben, ist folgendes: In der letzten Woche waren die Frauen unruhiger als gewöhnlich; es muß etwas passiert sein, was sie nervös gemacht hat. Darin sind sich die Zimmernachbarn einig. Allem Anschein nach waren die acht Frauen den ganzen Mittwochabend anwesend. Ein Zeuge behauptet, er habe sie noch um halb drei in der Nacht auf Donnerstag in einer fremden Sprache reden hören, wahrscheinlich Russisch. Als die Frauen sich am Morgen um neun melden sollten, waren sie verschwunden. Keiner der Zimmernachbarn – und mit den meisten dürften wir inzwischen gesprochen haben – hat gesehen oder gehört, wie sie verschwanden. Alles dies unter dem Vorbehalt, daß die meisten Verhöre mit Dolmetscherhilfe geführt wurden.«
    »Wir wissen also nicht einmal, ob ein Verbrechen vorliegt«, sagte Chavez rachelüstern.
    Kerstin Holm betrachtete ihn amüsiert. Sara Svenhagen betrachtete ihn zornig. Wie eine Ehefrau, wenn ihr Mann sich kindisch benimmt.
    »Nein«, sagte Sara beherrscht. »Aber wir fragen uns natürlich, ob es reiner Zufall ist, daß ein unbekannter zuhälterhafter Mann in den Tod gehetzt worden ist, und ein paar Stunden später lösen sich acht Prostituierte in einer Flüchtlingsunterkunft in Luft auf. Man kann ja ein bißchen spekulieren. War er beispielsweise ihr Zuhälter? Falls ja, ist es wahrscheinlich, daß der ganze Laden von Konkurrenten vernichtet worden ist. Dann ist es durchaus möglich, daß die acht Frauen tot sind. Und dann haben wir einen wirklichen Sexkrieg am Hals. Und Schlachten zwischen verschiedenen Zuhälterringen bedeuten in der Regel auch Drogenkrieg. Oder war es umgekehrt, ein konkurrierender Zuhälter wurde von dem Zuhälter der acht beseitigt, bevor dieser seine Mädchen nahm und mit ihnen untertauchte?«
    »Also, mal langsam jetzt«, räusperte sich Hultin. »Was tust du da eigentlich, Sara? Gibt es irgendwelche konkreten Berührungspunkte zwischen den beiden Fällen, die vielleicht nicht einmal Fälle sind?«
    »Nichts Konkretes«, sagte Sara etwas kleinlaut. »Nur eine Ahnung.«
    »Alle diese vagen Ahnungen gehen mir allmählich auf den Geist«, artikulierte der Große Häuptling mit großer Deutlichkeit und schielte wieder auf die Uhr.
    »Also dann ein wenig konkreter«, sagte Kerstin Holm.
    »Unbekannter Mann mit diesem protzigen Hohe-Position-in-der-Unterwelt-Äußeren ist ungewöhnlich; in der Regel kennen wir sie ganz einfach. Also ist er höchstwahrscheinlich frisch angekommen. Seit einer Woche herrschte bei den Frauen in Slagsta eine gewisse Unruhe. Es ist wohl nicht gänzlich absurd, das eventuelle Auftauchen eines Kokain schnupfenden Mannes mit hellrosa Anzug und dicker Goldkette in der Nähe des Norrboda-Motels in der letzten Woche abzuchecken? Dann bekommen wir vielleicht außerdem eine Personenbeschreibung.«
    »Das hört sich schon besser an«, murmelte Hultin.
    »Vielleicht ist es Lasse Berghagen höchstpersönlich«, sagte Viggo Norlander.
    »Und wenn wir die ganze Argumentation ein bißchen umdrehen?« sagte Gunnar Nyberg plötzlich. »Haben vielleicht die Damen ihren Zuhälter verfolgt und ihn zu den Philosophen hineingeworfen?«
    »Vielfraßen«, korrigierte Chavez säuerlich.
    »Kaum«, sagte Holm. »Sie waren bis mindestens um halb drei in der Nacht an Ort und Stelle in Slagsta. Mehrere Zeugen haben sie gerade gegen zehn Uhr am Abend gesehen und gehört, als unser Mann über den Wolfszaun kletterte.«
    »Haben sie denn Kunden empfangen?« fragte Hjelm. » War business as usual? «
    Kerstin Holm wandte sich ihm zu und gab ihm einen kaum zu deutenden Blick, der ihn fast zurückschrecken ließ. Ihr Verhältnis war seit Skövde vor einem Jahr etwas angespannt. Da war er am Arm und sie am Kopf getroffen worden, und sie lagen nebeneinander, und ihr Blut vermischte sich unter einem Himmel, der alle Schleusen weit geöffnet hatte, und sie, völlig fertig,

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