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Tiefer

Titel: Tiefer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Andresky
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abgriffelten, das hätte er auch für sein Leben gerne einmal
     gesehen. Natürlich würden sie sich dabei nur scharf machen für ihn, und sobald sie richtig heiß waren, würde er sich erst
     die eine und dann die andere vornehmen und ihnen zeigen, wo dem Öhi der Hammer gewachsen war. Das Leben am Ticketschalter
     war doch gar nicht so übel. Ab und zu fahren Touristinnen auf einen ab, und das entschädigt einen schon für Tage, in denen
     das Aufregendste eine Oma ist, die einem ein Kräuterbonbon anbietet. Schorsch suchte die kleinen Gondeln ab, wie sie sich
     am Hang bewegten. Das Fernglas war gut, und er konnte sogar die kleinen Nummern auf den Kabinen erkennen. Und da hatte er
     die beiden in der Nummer vierzehn. «Wahrscheinlich ihr Alter», dachte Schorsch und grinste, in seiner Lederhose juckte es
     wieder gewaltig. Na, die Mäuse würden staunen, wenn sie ihn hier unten fanden. Frei, willig und kenntnisreich. Aber nicht
     die Mäuse staunten, Schorsch staunte. Denn die Dunkelhaarige, die mit dem Cowboyhut, hatte ihr Top nicht mehr an, und die
     andere, Schorsch konnte es nicht glauben, saß splitterfasernackend in der kleinen Gondel. Schorsch drehte am Rädchen des Fernglases,
     glaubte noch halb an einen Notfall, vielleicht Kreislaufkollaps, weil es so heiß in den Gondeln war, aber dann wurde seine
     Sicht schärfer, und er sah alles. Über den grasenden Kühen trieben es zwei Mädchen in der kleinen schwankenden Gondel. «Ka
     Sünd auf der Alm», murmelte Schorsch und spuckte |58| aus, «auf der Alm fei net, aber in den Gondeln Dutterln nuckeln, ich glaub’s net.» Er konnte sich nicht losreißen. Die beiden
     Mädchen saßen auf den hinteren Plätzen nebeneinander in Fahrtrichtung, die Nackende hatte einen Fuß auf die gegenüberliegenden
     Sitze gestellt, und die andere beugte sich über sie, saugte an einer Brust und hatte eine Hand zwischen den Beinen ihrer Freundin.
     Schorsch konnte genau sehen, wie sie den Kopf zurücklegte und lachte.
    Kein Wunder, dass die beiden immer wieder mit dem Lift fahren wollten. «Lift porno», murmelte Schorsch, gab seinem Vetter
     mit einem Grunzen das Fernglas zurück und ging nach Hause, Viva gucken.

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    |59| Frau Dr.   Knigge spricht
    Ellen Rieberhorst hatte noch nie etwas gewonnen. Seit Jahren ergänzte sie Lückentexte über die Cremigkeit von Schokoladenpudding,
     suchte dicke Kataloge nach Sternen, Engelchen oder Marienkäfern ab und löste Kreuzworträtsel. Nie hatte sie gewonnen. Bis
     zu dem Tag, als das Telefon klingelte und eine sehr höfliche, völlig akzentfreie und samtige Männerstimme sich als Chefredakteur
     Jensen vorstellte und ihr sagte, dass «Le Moineau», das Magazin für feine Lebensart und stilvolle Erotik, sich freue, ihr
     den Hauptpreis zuerkennen zu dürfen: einen Abend mit einer Benimmlehrerin, die schon in Königs- und Grafenhäusern für den
     rechten Umgang gesorgt habe. Ellen Rieberhorst überlegte, wie das alles sein könnte, denn eine Zeitschrift für Lebensart und
     Erotik gehörte nicht zu den Heften, die sie im Lesezirkel abonniert hatte. Doch dann erinnerte sie sich an ein Hochglanzmagazin,
     das sie bei ihrer Frauenärztin in den Händen gehabt hatte. Auf dem Cover war eine Zeichnung gewesen, das wusste sie noch genau,
     weil es ungewöhnlich war für Zeitschriften, eine goldene Vogelvoliere, auf dessen geöffneter Tür ein Vogel mit langen Schwanzfedern
     gesessen hatte und von einer schönen Frau auf den Schnabel geküsst wurde. |60| «Stell dir vor», sagte sie zu ihrem Mann, als der von der Schicht kam, «wir haben in einem Erotikmagazin eine Benimmlehrerin
     gewonnen, die kommt morgen Abend.» – «Was will die denn? Dass wir höflich ficken?» Ellen Rieberhorst unterbrach ihn mit einer
     gebieterischen Geste, «ab heute herrschen hier andere Umgangsformen», sagte sie und sprach alles so deutlich aus, wie sie
     konnte, was sich anhörte, als hätte sie die Backentaschen voller Kirschkerne. «Und das fängt damit an, dass du duschst. Und
     nimm ein Deo.» Wilfried Rieberhorst brummelte zwar noch etwas, aber seine Frau war schon auf dem Weg ins Schlafzimmer, um
     ihre Dessous zu sichten, die zu weiten Teilen aus schwarzen verwaschenen Baumwollschlüpfern und ebensolchen Achselhemden bestanden.
     Sie suchte die am besten erhaltenen aus, bügelte ihren Kimono aus Kunstseide, hängte alles zurecht und dachte dabei, dass
     die Benimmlehrerin wahrscheinlich das Eingießen von Sekt, das elegante Abrollen von

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