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Tiefer

Titel: Tiefer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Andresky
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in die Hände, und
     die beiden auf dem Bett fuhren auseinander. Ellen Rieberhorst empörte sich: «Er gibt sich doch Mühe!» – «Das reicht aber nicht,
     bei Ihnen beiden nicht», zwitscherte die Dame wieder und dozierte: «Der eheliche Geschlechtsverkehr – und der uneheliche natürlich
     auch – ist gekennzeichnet von beiderseitigem Einfühlungsvermögen und Phantasie, durch das ständige Versichern der eigenen
     Begehrlichkeit wird er zum schönsten Inbegriff der gegenseitigen Erregung und Hochachtung.» Ellen Rieberhorst und ihr Mann
     sahen sich verständnislos an, bis die Dame seufzte, «würden Sie bitte, Frau Rieberhorst, nicht einfach nur so daliegen, sondern
     ihrerseits die Geschlechtsorgane ihres Gatten stimulieren und ihn ihre Anteilnahme durch leises rhythmisches Stöhnen miterleben
     lassen. Und |64| Sie, Herr Rieberhorst, sollten ihr Fingerspiel abwechslungsreich gestalten und an verschiedenen Körperstellen Liebkosungen
     vornehmen. Es bietet sich zum Beispiel an, die Ohrmuschel und die Wange ihrer Frau mit Küssen zu bedenken, bis sie Ihnen ihren
     Mund darbietet. Und erst, wenn sie mit der Zunge dorthinein vorgedrungen sind, erst dann ist es Zeit für vaginale Stimulationen.»
     Herr Rieberhorst begann am Ohr seiner Gattin zu saugen und dabei auf ihren Bauch zu trommeln, als sei er ein einhändiger Pianist,
     während sie alle paar Sekunden «hmmmm» stöhnte und genauso lang wieder einatmete, um dann wieder «hmmmm» zu stöhnen. Die Dame
     ließ die beiden eine Weile gewähren und legte nur einmal beschwichtigend ihre Hand auf die von Herrn Rieberhorst, dessen Finger
     mittlerweile doch in die Spalte seiner Frau geschlüpft waren und sich dort etwas, wie ihr scheinen wollte, unangemessen heftig
     bewegten. «Nicht so echauffiert», flüsterte sie, «behutsam, mit Contenance. Nun wäre es Zeit, Ihre manuelle Deflorierung zu
     beenden, um zur eigentlichen Penetration überzugehen, während ihre Gattin den Rest ihrer Leibwäsche entfernt.» Ellen Rieberhorst
     griff schon nach ihrem Hemd, um es sich über den Kopf zu ziehen, als ihr Mann sich zu der Dame herumwarf, sein Kopf war fast
     so rot wie der zweite kleinere, der vor seinem Bauch zuckte. «Das Einzige, was sich jetzt hier entfernt, sind Sie. Machen
     Sie sich vom Acker, Gnädigste, während ich meine Alte besteige.» Ellen Rieberhorst kicherte und strich ihrem Mann bewundernd |65| über die spärlich behaarte Brust, als die Benimmlehrerin ihr Köfferchen packte und halb beleidigt, halb schmunzelnd zur Tür
     eilte. «Dass du noch so leidenschaftlich sein kannst nach all den Jahren», hauchte Ellen Rieberhorst und schmiegte sich eng
     an ihren grün besockten Gatten.

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    |66| Der Held im Tulpenbeet
    «Puppenstube» war das Erste, was mir einfiel, als unser Wagen um die Kurve bog und wir in das Dorf hineinfuhren, ein Schlumpfhausen
     im Gargamelformat, ein begehbares Märchenbuch. Ich seufzte. Bei zu viel Harmonie werde ich misstrauisch, und die kleinen bunten
     Fachwerkhäuser, die possierlichen Steinfiguren in den niedlichen Gärten, die hübschen Vorhänge und kopfsteingepflasterten
     Wege machten mich sofort misstrauisch. Geradezu gruselig: Wolken, die wuscheliger waren als meine Abschminkpads im Beautycase,
     ein Flüsschen, das sich durch den Ort schlängelte, darauf kleine bunte Boote und über allem ein durchdringender Geruch nach
     Butterkuchen mit dicker Zuckerkruste. Ich stellte mir vor, wie die Menschen hier den ganzen Tag summend durch die Gassen tänzelten,
     sich dampfend frisches Brot und handgeschriebene Briefe an die Haustüren brachten, wie die Kinder an den Händen gefasst Abzählreime
     in den Vorgärten sangen und dralle rotwangige Landfrauen schäumende Milch in Kübeln zum Pfarrer trugen, um sich mit lieblichen
     Stimmen einen schönen Tag zuzuzwitschern. Und da rief auch schon jemand, wie auf Bestellung: «Rüüüdiger», keifte es über den
     Marktplatz, eine kratzige Stimme, |67| die klang, als hätte ihre Besitzerin rostige Ako-Pads in der Kehle. Die Frau, die zu der Stimme gehörte, war riesig und trug
     eine weiße Kittelschürze aus Nylon, die über Busen und Hintern fast platzte. Ich grinste. Rüüüdiger selbst passte zu seiner
     Mutter, ein Früchtchen, das zusammen mit einigen anderen Halbgaren im Schatten der Kirche stand und klebrige Heftchen tauschte.
     Die Riesin zog ihre Missgeburt mit sich fort, und wir parkten. Mit Wohlgefallen betrachtete ich die Minimafiosos, die da an
     der

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