Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tiefer

Titel: Tiefer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Andresky
Vom Netzwerk:
würden die Schuhe der Mädchen ihn streifen, wenn der Lift anfuhr und sich
     über die grünen Wiesen und die Kühe mit den nervigen großen Glocken erhob, die die Kinder «klöngklöngs» nannten. Vielleicht
     berührte ihn ein Schuh sogar einmal im Schritt, man müsste sich nur richtig hinstellen, und Schorsch war clever, er würde
     das schnell raushaben, wie man stehen musste, um möglichst viel von den Sehenswürdigkeiten der Touristinnen mitzukriegen.
     Schorsch japste und kraulte seinen Ziegenbart. Oder an einem Skilift, das musste doch auch lustig sein. Er wusste von italienischen
     Touristinnen, dass diese Lifts bei ihnen «lift porno» hießen, weil man die Stange, die einen den Berg hinaufzog, zwischen
     die Beine nehmen musste, auch eine schöne Vorstellung. In Gedanken sah er juchzende Touristinnen auf riesigen Schwänzen die
     Berge hinaufreiten. Seine Hand lag lässig auf der kniekurzen Lederhose, während er daran dachte, wie er da |52| stehen würde, neben dem anhebenden Sessellift, Busenbetrachtung und Fußspitzenberührung hinter sich, um dann das Schönste
     zu genießen: die Aussicht auf weiße oder geblümte Slips unter den Röcken der Mädchen, die er sehen würde, wenn der Lift sich
     über ihn erhob. Vielleicht wäre einmal eine darunter, die gar keinen trüge, im Fernsehen sah er das neuerdings oft, «Partyluder
     tragen keine Slips», verkündeten blonde Moderatorinnen mit Gesichtern wie aus Pappmaché. Schorsch seufzte. Ein frei schwebender
     kleiner Muschipelz, auf das durchsichtige Plastik der Sitze gepresst, etwas geöffnet durch den Druck vielleicht, und er könnte
     unten stehen und direkt hineinsehen ins Paradies und abends daran denken, sich an jedes einzelne seimige Härchen erinnern,
     während er unter der kratzigen Bettdecke nach seinem Schwanz griff und die Eichel rieb und sich dabei vorstellte, es wäre
     die kleine weiche Hand eines nackten Mädchens mit riesigen Brüsten. Das wäre ein Leben. Schorsch lehnte sich auf seinem alten
     Bürostuhl zurück und schlug eine Seite seines alten Mad-Comics um, die er von einem überaus leisen Hamburger Urlauber gekauft
     hatte, dessen Freundin ihn während der Verhandlungen immer wieder mit einem merkwürdigen, ausländisch klingenden Kosewort
     angesprochen hatte, das Schorsch nicht verstehen konnte und deshalb für etwas Obszönes hielt. Er war froh, dass er das Paket
     Comics gekauft hatte, und legte die Füße auf die kleine Ablage vor der Glasscheibe, durch die er den Touristen Tickets für
     die Kabinenbahn seines Vaters verkaufte. |53| Kabinenbahnmitarbeiter sein war doof. Keine Brüste, keine Fußspitzen, keine hinaufschwebenden Muschis. Hätte er wenigstens
     drüben an den kleinen Gondeln selbst stehen dürfen, in die sein Vetter zwei oder vier Touristen hineinpferchte wie Ölsardinen
     in eine Dose, wäre es noch erträglich gewesen, aber hier am Ticketschalter zu sitzen war die Dussel-Karte, das wusste Schorsch.
     Die Idee mit den Ölsardinen gefiel ihm, und er stellte sich vor, wie vier saftige, pralle Touristinnen, nicht die Gräten,
     sondern die, bei denen die Oberarme aus den Blusen quollen, in so eine Gondel gesetzt würden. Arm an Arm, Schenkel an Schenkel
     säßen sie da, die Sonne brannte durch das Plastik des Gondeldaches und heizte die kleine Kabine auf, bis die Mädels anfingen
     zu schwitzen, ganz klebrig kämen sie oben an mit erhitzten Gesichtern, überzogen von einem dünnen Film, der noch lange in
     den Achselhöhlen und zwischen den Beinen bleiben würde, da, wo die Härchen anfingen, Tropfen würden hängen in diesen Härchen,
     Schorsch leckte sich genüsslich mit der Zungenspitze über den Mund. «Bist du bereit, bitte?», sagte eine weiche Stimme und
     kicherte, Schorsch fiel fast von seinem Bürostuhl, so sehr hatte er sich erschrocken, als er die beiden Mädchen sah, die vor
     seinem Holzhäuschen standen. Die eine trug einen Cowboyhut, ein Nichts von einem Top und pokurze Jeans und die andere, die
     ein Wörterbuch in der Hand hatte, ein ganz kurzes Hängerchen. Sie sah darin aus wie eine übergroße Schlafpuppe, und ihre Augenlider
     mit den langen Wimpern |54| klappten auch ähnlich auf und zu. «Bist du bereit?», sagte sie wieder. «Bist du frei?» – «Ihr wollt Tickets kaufen?», kombinierte
     Schorsch mit all seiner mit Almmilch großgezogenen Intelligenz. «Zwei Karten zum Fahren bitte», sagte die in dem Kleid und
     steckte sich die langen Haare mit einer Spange am Hinterkopf fest. Die

Weitere Kostenlose Bücher