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Tiefer

Titel: Tiefer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Andresky
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einen abkriegen, die hatte den Charme
     eines Insektenvernichtungsmittels und würde hier noch Klopapier verkaufen, bis man sie mit den Füßen zuerst raustrug. Robert
     mochte cool sein, freundlich war er nicht gerade. Er schlenderte weiter, und da stand sie, die mit den feuerroten Haaren,
     und blätterte in einer Illustrierten.
    Robert verachtete Männer, die auf die Frage, wohin sie bei einer Frau zuerst achteten, immer «in die Augen» oder «auf die
     Stimme» säuselten. Interviewschleimer. Frauenzeitschriftenleser. Ihn interessierte erst mal das Wesentliche an einer Frau,
     und dazu stand er auch: Busen und Hintern. Robert hatte eine ganz eigene Geometrie entwickelt, die er in seiner Kneipe nach
     dem dritten Pils gerne jedem erzählte, der sie noch nicht kannte: Die Brüste einer Frau, so hatte er nämlich festgestellt,
     müssen, um perfekt zu sein, von oben gesehen genau die gleiche Wölbung nach unten beschreiben wie von unten gesehen die Hinterbacken
     eine aufstrebende Wölbung. Außerdem, und das war seine zweite Erkenntnis, steht der perfekte Busen zum perfekten Hintern in
     einem Verhältnis von eins zu zwei, das heißt, ein guter Po sieht aus wie ein guter Busen, nur ist er doppelt |134| so groß, hat weder Vorhöfe noch Nippel und ist natürlich auf der anderen Seite der Frau und entsprechend tiefer. Außerdem
     sind Konsistenz und Charakter gegensätzlich: weich und anschmieglich oben, prall und fordernd unten. Roberts Freunde grölten
     an dieser Stelle wie ein Rudel Walrösser, die man mit Ecstasy abgefüllt hatte, und prahlten mit Erinnerungen, wie sie ihre
     Walrossschwänze zwischen den Brüsten bzw. Pobacken diverser, allen bekannten Frauen platziert hatten, wie es sich wo am besten
     rieb oder aus welchem Winkel man am besten stoßen konnte. Robert beteiligte sich an dieser Diskussion nicht, sondern schwieg
     wissend.
    Er hatte ein strenges Auge, aber, und darauf war er stolz, ein gerechtes. Und hier in diesem Fall der Frau am Illustriertenstand
     stimmte einfach alles. Er griff demonstrativ nach einer Packung Noppenkondomen, damit die süße Maus gleich wusste, dass er
     ein Lover der Terminator-Klasse war. Die Rothaarige bummelte hinter ihm her, viel zu auffällig, er lächelte in sich hinein
     und lächelte auch noch, als sie ihm kurz nach der Kasse die Schiebetür nach draußen versperrte. «Hasta la vista», sagte er
     lässig. «Darf ich mal in Ihren Rucksack sehen?», sagte sie ebenso lässig, nur lauter als er. Robert zuckte zusammen. Rundum
     verstummten die Gespräche. Die Zuckermaus streckte ihm für den Bruchteil einer Sekunde einen Ausweis unter die Nase. «Ziehen
     Sie die Jacke aus», schnarrte sie. Zwei Omas an der Kasse waren dankbar für die Unterbrechung ihres Stützstrumpfkaufes und
     tuschelten. Robert hielt der Ladendetektivin |135| seine Jacke entgegen. «Glauben Sie mir», sagte er, «wenn ich etwas stehlen würde, dann höchstens die getragenen Schlüpfer
     von Britney Spears, aber doch keine Drogerieartikel.» Die Frau packte ihn und zerrte ihn in ihr Büro. Auf dem Weg durch den
     Laden schimpfte sie, er würde jetzt etwas erleben und was er sich einbilde, während er erfolglos versuchte, sie mit Welpenaugen
     zu beschwichtigen.
    «Mussten das denn alle mitkriegen, ich kann mich ja nirgendwo mehr blicken lassen», setzte er an, aber die Detektivin stellte
     ihn mit dem Gesicht gegen die Wand und bellte: «Füße auseinander!» Robert machte es, wie er es aus amerikanischen Krimis kannte.
     Die Detektivin fuhr erst außen an seiner Jeans entlang, klopfte unter seinen Armen den Oberkörper bis zur Taille ab und schob
     ihre Finger dann in die engen Taschen auf seinem Po. «Aha», triumphierend hielt sie eine Flasche des Eau de Toiletts Boucheran
     hoch. Robert grinste in sich hinein, er wusste, dass seine Perle den Duft besonders sexy fand. Er versuchte sich zu verteidigen,
     aber sie ranzte nur «Klappe halten» und ging hinter ihm in die Hocke, um die Innenseiten seiner Jeans abzutasten. Ihre Hände
     glitten an den Waden hoch, über die Kniekehlen bis zu den Oberschenkeln und dann, Robert schluckte hart, tatsächlich auch
     dazwischen, wo sie besonders gründlich die deutliche Beule unter seinem Reißverschluss absuchte, etwas zu lange für ein rein
     berufliches Interesse.
    «Sie sind ein Krimineller», schnaubte die Detektivin, |136| «ich werde dafür sorgen, dass Sie echte Schwierigkeiten kriegen.» Robert sah sich unsicher um. Er wusste nicht, was als

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