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Tiefer

Titel: Tiefer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Andresky
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und zeigte auf mich,
     ich atmete nur noch stoßweise. Ramon gab dem Fahrer sofort die Anweisung zu halten, nahm dem Mann die Gürteltasche weg, leerte
     sie draußen aus und gab sie |127| dem verdutzten Mann im Bus wieder. «Naturschutz!», klärte ihn Ramon auf, «die dürfen Sie nicht kaufen.» Am liebsten wäre ich
     ihm bereits im Bus um den Hals gefallen, aber das ging natürlich nicht. Dazu hatte ich dann abends Gelegenheit.
    Ich traf Ramon am Strand. Die anderen Gäste waren beim Abendbuffet. «Ach Spinnen», sagte Ramon, «die sind mir egal. Schlangen
     sind was anderes, also Alis Nummer würde ich nie machen, diese ekligen Viecher, aber Spinnen, na ja, die tun doch keinem was.
     Und so eklige Geräusche wie Schlangen machen sie auch keine.» Ich konnte das zwar nicht nachvollziehen, war ihm aber hölledankbar
     für meine Rettung und umarmte ihn. Anschließend trieben wir es am Strand, aber das war weit weniger romantisch, als man es
     sich immer vorstellt. Man muss immerzu den Hintern hochhalten, damit kein Sand dazwischenkommt und man sich wundfickt. Außerdem
     wehte mir beim kleinsten Windhauch Staub in Augen und Mund, es knirschte beim Küssen, und direkt neben uns standen Palmen.
     Ich erinnerte mich an das, was Sandra gesagt hatte, und wollte bei diesem Fick auf jeden Fall nur vier Beine, nämlich Ramons
     und meine, dabei haben und nicht noch zusätzliche acht.
    Der nächste Tag musste ein Arbeitstag werden, das ging nicht anders. Ali holte mich beim Frühstück ab und zeigte mir die Anlage.
     Ich wollte ihm nicht das Herz brechen und log ihn an, ich sei mir über Daniel nicht ganz im Klaren und würde ihn im Laufe
     des Tages |128| noch einmal fragen. Ramon war nirgendwo zu sehen. Krank gemeldet, erklärte mir Ali, und ich lächelte. Ramon war so ganz anders
     als die Männer, die ich bis dahin kennen gelernt hatte, so sensibel und rücksichtsvoll. Natürlich wollte er nicht mehr im
     Club über fremde Urlauberinnen steigen, jetzt, wo wir ein Paar waren. Ich überlegte, ob er sich in Maastricht, wo ich wohnte,
     wohl fühlen würde. In Holland leben viele farbige Menschen, da kommt man gut miteinander klar. Wir könnten es ja mal probieren,
     überlegte ich, als Ali mir in die Seite boxte und zum Pool zeigte. «Guck mal, geht wieder los.» Unten am Pool, so las ich
     in meiner Broschüre, fand nun das statt, was als «besondere Animation» angekündigt war. Ein Fick-Spektakel. Genau das Richtige
     für meine Story. Sandra und Daniel sah ich nirgendwo, die Jungvermählten blieben wohl lieber unter sich, statt sich am Pool
     an einer Orgie zu beteiligen. Ali und ich gingen näher.
    «Also», rief eine platinblonde Schönheit mit französischem Akzent, «das sind die Spielregeln: Gefickt wird nur mit Kondom.
     Es ficken nur die mit, die nackt sind. Wer etwas anhat, und sei es nur einen Hut, kann zusehen und wird nicht angefasst. Runde
     eins sieht so aus: Die Frauen bilden eine Reihe und knien sich auf allen vieren auf die vorbereiteten Polster. Die Männer
     stellen sich hinter sie, stoßen dreimal, dann geht jeder zur nächsten Frau rechts weiter. Wer abspritzt, ist raus und bleibt
     bei seiner Partnerin stehen. Sind zehn Männer übrig, erhalten sie eine Plakette und dürfen abspritzen. Alle Frauen |129| werden von ihren momentanen Partnern bis zum Orgasmus geleckt. Wer zuerst kommt, erhält eine Plakette. Dann kommt die zweite
     Runde. Wer am Ende die meisten Plaketten hat, ist Sieger und gewinnt etwas Schönes.» Es war schon erstaunlich. Der Reigen
     fing an, die Frauen lachten und versuchten, die Männer mit frechen Sprüchen und wackelnden Hinterteilen aus dem Takt zu bringen.
     Ich fotografierte lange Reihen von blanken Hintern, eine Parade steiler Schwänze und am Ende nach vier Runden den doch etwas
     wacklig auf den Beinen stehenden, aber strahlenden Sieger, der eine Nacht mit vier creolischen Beautys im Gelatinepool gewann,
     eine Dienstleistung, die man eigentlich extra bezahlen musste. Die Siegerin, eine brünette Pummelige mit wunderschönen Wangenknochen
     und einem glänzenden Bubikopf, würde ein Luxusdinner, serviert auf den schönsten Boys des Clubs, genießen. Noch während der
     Siegerehrung und den etwas japsenden Dankesworten des Fickpaares der Woche ging ich zurück zu meinem Zimmer, um die Fototasche
     einzuschließen. Vor meiner Tür stand ein riesiger, prall gefüllter Obstkorb mit Kokosnüssen, Blumen und einer ganzen Reihe
     Kondomen. Ich grinste. Ramon war ein Schatz.

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