Tiefer
Treffen ein, denn die äußeren Daten stimmten
eigentlich: Er verstellte den Sender in meinem Auto nicht, streichelte meine beiden Katzen und die Schildkröte, er würde niemals
Artischocken essen, und er hält Menschen mit Taschentüchern aus Stoff für potenzielle Triebtäter – bei einigen inneren Werten
waren wir uns also einig. Bei den äußeren leider nicht wirklich.
Männer und Mode – kann mir das mal einer erklären? Da wollte zum Beispiel eine Freundin ihren Geburtstag mit uns feiern, und
Kevin sollte bei dieser Gelegenheit präsentiert werden. Ich stand zu Hause vor dem Spiegel, pellte mich in das Korsett, in
dem ich zwar die Kurven einer Mme. Pompadour habe, aber eben leider auch ihre Atemnot, schälte mich dann in das kleine Schwarze,
sah hinreißend atemberaubend aus, und Kevin kam rein, |149| klopfte sich fünf Minuten vor Aufbruch mal über die Jeans, schubste mich vom Spiegel weg, hob den Arm, um zu sehen, ob das
Hemd schon Kränze hatte, und verkündete, als das nicht der Fall war, begeistert von sich und seinem Spiegelbild: «Fertig!
Können wir?» Klar, was dann kam: komaähnliches Staunen auf meiner Seite, der übliche Dialog, wieso er nicht gedachte, sich
umzuziehen, und sein übliches Argument, es sei schließlich nur der Spanier um die Ecke und nicht der Buckingham Palast. Wieso
ist das Maß für
sein
Outfit nicht
mein
Outfit, sondern das Lokal, in das wir gehen? Ist er denn ein Möbelstück? Wenn er sich dem Lokal gemäß kleiden möchte, müsste
er eigentlich mit einem Geweih auf dem Kopf erscheinen oder sich wie im Fall des Spaniers in eine rotgelbe Flagge wickeln.
Fakt ist: Ich will nicht aussehen wie seine Bewährungshelferin, wenn wir zusammen ausgehen, und auch nicht, als hätten ihm
seine Kollegen mich zum Geburtstag geschenkt. Ich besitze etwa ein Dutzend Kostüme in verschiedenen Farben, und wenn ich es
wage, bei einem Familienfest mit einer Bluse vom Vorjahr aufzukreuzen, muss ich mir regelmäßig anhören, ich hätte mich wohl
«im Tuch vergriffen». Der Mann an meiner Seite dagegen trägt wieder mal den Anzug seiner Meisterfeier und wird regelmäßig
dafür gelobt, dass er immer noch reinpasst. Das ist wohl genetisch, denn schließlich gibt es Farbenblindheit ja auch nur bei
Männern, was erklärt, wie man helle Socken auf dunkle Schuhe anziehen kann und sich darin auch noch sexy findet.
|150| Das Stichwort. Sexy. Der Abend war ziemlich nett, ich hatte mich auf eine Diskussion über die verschiedenen Griffe beim Wrestling
eingelassen, als Kevin anfing, auf der Sofakante herumzurutschen, und schließlich fragte, ob ich einen Dickmann wollte. Tscha,
erwischt: Ich liebe Süßes, und Schokoküsse sind so ziemlich das Beste, mit dem man mich ködern kann, vor allem, wenn sie direkt
aus dem Kühlschrank kommen. Zuerst muss man die obere Schokoschicht abknacken und dann mit der Zunge tief in den klebrigen
Zuckerschaum tauchen, dann erst den Rand abknabbern und schließlich die Waffel mit einem Haps vertilgen. Männer, die Ahnung
von weiblichen Schokoladenträumen haben, können keine ganz schlechten Liebhaber sein – dachte ich. Ich lehnte mich also genüsslich
zurück und erwartete das Highlight des Abends, den Dickmann: 280 Kalorien, eine Minute im Mund, ein Jahr auf der Hüfte. Aber Kevin hatte gar nicht die Absicht, in die Küche zu gehen.
Stattdessen stand er mit geöffneter Hose vor mir und führte mir vor, was er glaubte, das ihn zum Mann macht. Vierzehn Zentimeter
rötlicher, unten kraus und borstig behaarter, auf Halbmast stehender Schwellkörper. Ja, Mädels, falls ihr euch angesichts
dessen schon mal gefragt habt, was so ein Penis eigentlich ist, medizinisch gesehen: Es ist kein Muskel, auch wenn eure Männer
das gerne hätten, es ist auch kein eigenständiges Lebewesen mit eigenem Verstand, sondern es ist ein Schwellkörper, ein Weichteil,
was nichts ausmacht an |151| sich, wenn der dazugehörige Typ kein Weichei ist, und wenn es richtig schwillt, kann man eine Menge Spaß damit haben, und
wenn’s besonders gut läuft, vergisst man vielleicht den Rest, der dranhängt. So etwas muss ich in dem Moment wohl auch gedacht
haben, als Kevin mit heruntergelassener Hose vor mir stand, als wollte er gleich in die Erdnussschale auf meinen Knien rüsseln.
Und wie gesagt: Wenn es lange genug her ist, bin ich sehr milde.
Also stellte ich die Erdnüsse auf den Boden und sah mir seinen Schokoriegel näher an. «Kannsten
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