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Tiefflug: Der vierte Fall für Kommissar Jung (German Edition)

Tiefflug: Der vierte Fall für Kommissar Jung (German Edition)

Titel: Tiefflug: Der vierte Fall für Kommissar Jung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Pelte
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Er lief durch das Haus in die Halle und öffnete die Eingangstür. Das Auto war weg. Er schloss die Tür und ging zurück in die Küche. Er nahm den Zettel, zerknüllte ihn und warf ihn auf den Küchentresen.
    Draußen auf der Terrasse setzte er sich in seinen Stuhl und glotzte aufs Meer. Die Sonne stand jetzt höher am Himmel. Die leichte Dunstschicht hielt sich nur noch über dem Wasser. Es versprach ein wunderbarer Frühsommertag zu werden. Er sah keinen Grund, hier wegzugehen. Jung beschloss trotzig, den Tag zu genießen, komme, was wolle, und gehe, was nicht aufzuhalten war.
     
    *
     
    »Hi, Tomi.«
    Jung schreckte aus seinen Gedanken hoch. Tiny kam über den Rasen geschlendert, warf seine Zigarettenkippe auf den Rasen und trat sie aus. Er drehte sie regelrecht in den Boden hinein, bemerkte Jung wütend.
    »Ich hörte vorhin das Auto. Wollte mal sehen, wie es euch heute so geht.«
    »Moin, Tiny. Beschissen, wenn du es unbedingt wissen willst.«
    »Dann lass uns was trinken!«, lachte Tiny. »Wo ist Svenja?«
    »Hast du nicht gesagt, du hast das Auto gehört?«
    »Ist sie weg?«
    »Willst du ’ne Tasse Kaffee, oder was? Ich setze welchen auf.« Jung erhob sich und schlurfte in die Küche. Er holte Kaffee und Filtertüten aus dem Schrank, goss Wasser in den Kaffeeautomaten und stellte ihn an. Als er sich umdrehte, hatte Tiny Svenjas Zettel in der Hand und strich ihn glatt. Er las ungeniert und schüttelte den Kopf.
    »Ganz schöne Zicke, deine Alte. Aber Hummeln im Popo. Alle Achtung.«
    »Jetzt halt aber mal die Luft an, Tiny. Du kennst sie doch gar nicht!«, erwiderte Jung scharf.
    Tiny schüttelte immer noch den Kopf und zischte rhythmisch durch die Zähne.
    »Du hast keine Ahnung von Frauen, Tomi.«
    »Aber du, was? Du hast ja Maria fürs Grobe, die nicht lesen und nicht schreiben kann, ich weiß.«
    »Genau. Ich kenne Frauen wie Svenja.«
    »Lass Svenja aus dem Spiel. Sie geht dich nichts an.«
    »Ist sie Alkoholikerin?«
    Jung blieb für einen kurzen Moment der Mund offen stehen.
    »Sag mal, spinnst du? Das geht dich einen Scheißdreck an!«
    »Sie reagiert allergisch auf Alkohol. Ähnlich wie eine von diesen blöden Weibern, die früher mal Kette geraucht haben und jetzt auf dem Kreuzzug gegen das Rauchen sind.«
    »Vielleicht möchte sie am Frühstückstisch Kaffeeduft in der Nase haben und keine Alkoholfahne. Das könnte man verstehen, wenn man nicht ganz bescheuert ist, mein Lieber.«
    »Hast du die Zeitung gelesen, Tomi? Interessant, nicht?« Tiny blieb aufreizend ruhig. Er nahm die BILD vom Küchentisch und schwenkte sie vor seiner Brust hin und her. Jungs Verblüffung über den plötzlichen Themenwechsel war nur kurz.
    »Ich habe Urlaub, Tiny. Vergiss das nicht!«, warnte er ihn.
    »Du bist ein schlechter Lügner, Tomi. Aber du bist im Urlaub, da hast du ausnahmsweise recht.« Er sah Jung aus freundlichen Dackelaugen an. »Hast du noch Sekt? Dir zuliebe würde ich heute nicht Nein sagen.« Er stand auf und öffnete den Kühlschrank. »Da ist er ja. Schon einen Kleinen gehabt, wie? Komm, wir setzen uns auf die Terrasse und sehen dem lieben Gott zu, wie er uns einen schönen Tag beschert.«
    Jung war ehrlich genug zuzugeben, dass er schon selbst daran gedacht, den Gedanken aber sofort wieder verworfen hatte. Es wurmte ihn, einen guten Tropfen an diesen Geschmacksproleten zu vergeuden. Aus den Gläsern, die Tiny aus dem Schrank genommen hatte, hätte er nicht einmal Hustensaft getrunken. Ein heiliger Zorn überfiel Jung und bestärkte ihn auf eine Weise, die ihm völlig unbekannt war und ihn überrumpelte.
    »Ich trinke lieber Kaffee. Stell die Flasche weg! Aber avanti!«
    »Ganz schön kess, der Herr Beamte.«
    »Lass die Sprüche. Wenn du nicht aufhörst, trete ich dir in den Hintern, dass du auf deinem Totenbett noch daran denken wirst. Ist das klar?«
    »Was sind denn das für Töne? Willst du mir drohen? Das passt gar nicht zu dir«, lachte Tiny angestrengt.
    »Ich habe Möglichkeiten, von denen dein Pilotenhirn keine Ahnung hat. Halt die Klappe, oder du wirst was erleben.«
    Jung spürte in sich eine Kraft, die sich nicht in verbaler Krafthuberei erschöpfte. Er war von ihrer Stärke selbst überrascht und Tiny auch. Er starrte Jung mit offenen Augen an, und für den Bruchteil einer Sekunde blitzte in ihnen etwas auf, was Jung bis jetzt noch nicht darin gesehen hatte: Tinys Männlichkeit war bis zur Lächerlichkeit geschrumpft.
    »Okay, schon gut. Entschuldigung. Lass uns vernünftig reden«,

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