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Tiefflug: Der vierte Fall für Kommissar Jung (German Edition)

Tiefflug: Der vierte Fall für Kommissar Jung (German Edition)

Titel: Tiefflug: Der vierte Fall für Kommissar Jung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Pelte
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schwenkenden Briten niemals beigemessen hätte. Hatte er Franzen nicht eben noch am Telefon versichert, dass der Name ihn endlich in Urlaub versetzen würde? Er lachte lautlos. Was hier ablief, war einfach nicht zu fassen. Er erinnerte sich an seine Urlaubslektüre: Bleib ganz ruhig, lass Körper und Geist zur Ruhe kommen, dann kann wirkliches Denken entstehen und die Fähigkeit, sinnvolle Entscheidungen zu treffen.
    Das Läuten der Hausglocke schreckte Jung aus seinen Gedanken. Er sah auf die Uhr. Das musste Maria sein. Er stopfte die Papiere hastig in die Tasche seines Bademantels und eilte in die Diele. Er dachte an seinen unangemessenen Aufzug. Es war ihm peinlich, Maria und ihrer Tochter im Bademantel entgegentreten zu müssen. Er schob seine Bedenken beiseite und öffnete.
    »Bom dia, Senhor Tomi.« Maria sah Jung flüchtig an und wandte dann die Augen ab.
    »Bom dia, Senhora Maria.« Er lächelte sie an. »Wo haben Sie Ihre Tochter gelassen?«, fragte Jung und komplimentierte sie ins Haus.
    »Esta a trabalha e vem buscar-me depois, comprehende?«, sagte sie streng.
    »Ach so. Aber sie holt Sie ab, nicht wahr.«
    »Certo, Senhor Tomi.« Sie hängte ihre Jacke an die Garderobe und strich sich vor dem Spiegel die Haare aus der Stirn.
    Jung wurde sich peinlich bewusst, dass sie an seinem Aufzug Anstoß nahm.
    »Entschuldigen Sie, Senhora. Ich zieh mich rasch an.«
    »Um café, Senhor Tomi?«, rief sie ihm auf dem Weg in die Küche zu.
    »Ja, gern, Senhora!«, rief er zurück und zog die Tür zu seinem Schlafzimmer zu. Die Papiere schloss er zu seinen eigenen Autopapieren in den Schrank. Die Beschäftigung mit einer passenden Garderobe lenkte ihn erst einmal ab. Er nahm sich vor, nicht in Hektik zu verfallen und sich alle Zeit der Welt zu nehmen. Er war froh, Maria im Haus zu haben. Ihre Anwesenheit würde ihm dabei helfen, seinen Geist zu beruhigen und zu vernünftigen Entschlüssen zu kommen.

Rosa
     
    Jung hatte das Gedankenkarussell in seinem Kopf abgebremst. Es war ihm nicht leichtgefallen. Die Stunden mit Maria waren wortkarg geblieben. Sie widmete sich konzentriert ihrer Arbeit im Haus. Jung hatte sogar den Eindruck, als verstecke sie sich dahinter. Er verzichtete deshalb darauf, sie zum Abschluss zu einem Glas Wein einzuladen. Sie hatte sicherlich Gründe für ihr Verhalten, und er wollte sie nicht nötigen.
    Nachmittags klingelte es an der Haustür. Jung ging öffnen. Der Anblick, der sich ihm bot, ließ ihn vorübergehend seine trüben Gedanken vergessen. Die junge Frau vor ihm hätte geradewegs von der Copacabana hereinspaziert sein können. Sie war eine von diesen besonderen, meistens nur wenige Jahre blühenden Schönheiten, nicht sehr groß, aber mit einer lasziven Geschmeidigkeit ausgestattet. An ihr war alles optimal proportioniert, rund, glatt, makellos und ohne Flecken. In ihrem hübschen, ovalen Gesicht stimmte alles, alles war am richtigen Platz, alles sehr natürlich und – abgesehen von den rot angemalten Lippen – ohne erkennbare Kosmetik. Sie wirkte fast ein wenig langweilig, wenn da nicht diese lockige Pracht üppigen, schwarzen Haares gewesen wäre, die ihre Person krönte und sie für Jung augenblicklich zur Ikone eines unausrottbaren Weiblichkeitsideals machte. Ihre überaus präsente Körperlichkeit teilte sich Jung mit, obwohl, oder vielleicht gerade, weil sie ein strenges, dunkles Businesskostüm trug, an dem keinerlei Applikationen oder irgendein anderer Firlefanz das Auge abgelenkt hätte. Ihr Schuhwerk war schlicht, an ihren perfekt modellierten, braunen Waden wirkte es geradezu provokant ärmlich. Sie trug keinerlei Schmuck. Sie roch nicht, nicht nach Parfüm, nicht nach Haarspray, nicht nach Körperlotion.
    »Guten Tag, Herr Jung«, begrüßte sie ihn als Erste.
    »Guten Tag.« Er zögerte. »Sie sind …«
    »Ich bin Rosa, die Tochter von Maria«, unterbrach sie ihn munter.
    »Ja, entschuldigen Sie. Ich hatte …«
    »Sie haben mich nicht erwartet, nicht wahr?«
    »Nein, nein, ja, natürlich doch. Kommen Sie doch erst mal herein.«
    Sie ging an ihm vorbei in die Diele, und er schloss die Tür hinter ihr.
    »Sie müssen entschuldigen«, begann Jung, »ich bin etwas durcheinander. Sie sprechen so gut Deutsch. Ihre Mutter hat das gar nicht erwähnt.«
    »Ach ja, meine gute Mutter. Sie hat andere Sorgen als das Sprachtalent ihrer Tochter.« Sie lachte verhalten.
    »Nun, sie erzählte mir, dass Sie irgendwo arbeiten und danach unten, an der Rezeption, auf sie warten.«
    Jung

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