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Tiefflug: Der vierte Fall für Kommissar Jung (German Edition)

Tiefflug: Der vierte Fall für Kommissar Jung (German Edition)

Titel: Tiefflug: Der vierte Fall für Kommissar Jung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Pelte
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Klasse.«
    »Vielleicht hatte er nur Glück?«, wandte Jung ein.
    »Nee, mein Lieber. Ich weiß, wovon ich rede. Das ist nicht Glück, das ist wirkliche Coolness, Cleverness, ach, was weiß ich.«
    »Vielleicht Können«, warf Jung dazwischen.
    »Das habe ich auch«, erwiderte Tiny stolz. »Daran liegt es nicht.« Er schüttelte den Kopf. »Ich hatte mal einen Ausfall beider Triebwerke und bekam die Biester da oben nicht wieder an. Ich habe dann den Bock auf den Platz gesegelt, vor die Halle gerollt und abgestellt.«
    »Und da bist du als Held der Lüfte groß rausgekommen, was?«, bewunderte ihn Jung mit freundlicher Ironie in der Stimme.
    »Von wegen! In dem abschließenden Zwischenfallbericht haben sie mir nachgewiesen, dass es eine Chance gegeben hätte, die Turbinen wieder zu starten. Und als ich schon das nicht gerafft hatte, dann hätte ich mich nach den vorgeschriebenen Emergency-Procedures wenigstens über unbewohntem Gelände rausschießen müssen. Das hat mich fast meine Lizenz gekostet.« Tiny schüttelte mit dem Kopf. »Unserem Astronauten wäre das nie passiert, verstehst du?«
    »Du meinst, der brauchte deine Fähigkeiten nicht?«
    »Genau. Exactamente.« Tiny nickte heftig mit dem Kopf.
    Sie näherten sich Beja und der Verkehr belebte sich. Sie passierten eine Kaserne, die aussah, als wären die Insassen ausschließlich damit beschäftigt, ihre Unterkunft zu pflegen und den Fuhrpark zu putzen. Zwei Lafetten rechts und links des Tores reckten ihre blank polierten Rohre in den blauen Himmel. Nebenan lagen kleine, wacklige Bauernstellen. Die weiße Stadt war in das gleißende Licht der aufgegangenen Sonne getaucht und blendete Jung in den Augen. Er holte seine Sonnenbrille aus der Tasche und setzte sie sich auf die Nase. Jung spürte schon jetzt die lähmende Glut, die im Sommer das Land und die Stadt in ihren Klauen halten würde.
    Sie fuhren an Beja vorbei in Richtung Evora und erreichten nach wenigen Kilometern eine brettebene Senke, die im Norden von einer Hügelkette begrenzt wurde. Sie stieg aus der Ebene empor wie eine Wand, hinter der eine andere Welt zu liegen schien.
    Der Platz, den die Basis in Anspruch nahm, schien unendlich. Hallen, Lagerhäuser, Landebahn, Taxiways, Wassertürme und Tower verteilten sich, so weit das Auge reichte. Eine Stichstraße führte an das Tor. Am Eingang hatte man diverse ausrangierte Flugzeugtypen auf Betonpfeiler montiert und ausgestellt, darunter einen F 104 Starfighter mit deutschem Hoheitsabzeichen.
    Tiny wurde an der Wache schon erwartet. Nach kurzem Personalcheck grüßten die Wachsoldaten und winkten sie durch.
    »Am besten, du hältst ab jetzt den Mund und lässt mich machen. Du kannst ruhig die Brille aufbehalten.«
    »Warum das?«
    »Die müssen nicht unbedingt wissen, dass du keiner von uns bist. Ich habe meine Gründe, okay?«
    »Gut. Ich schweige wie ein Grab und mach dir alles nach. In Ordnung?«
    »Sehr gut. Bist ein gelehriger Schüler. Hat man nicht alle Tage«, lobte Tiny.
    Jung war nicht wohl bei dem Gedanken, sich Tiny auf Gedeih und Verderb auszuliefern. Aber er stellte seine Bedenken zurück und konzentrierte sich auf seine unmittelbare Umgebung. Sie fuhren über Betonpisten zu einem flachen Gebäude, das an der Rückwand einer riesigen Halle klebte.
    »Wir gehen jetzt in die Staffel«, erklärte Tiny. »Dort empfangen wir unsere Ausrüstung, und ich mache den Flugplan. Alles klar?«
    Jung nickte stumm und hielt sich an sein Versprechen. Tiny parkte den Wagen vor dem Flachbau. Sie stiegen aus und betraten das Staffelgebäude. Die Ruhe war gespenstisch. Es war niemand zu sehen.
    »Olá. Alguem esta aqui?«, rief Tiny laut.
    »Estou no armazen. Quem fala?«
    »Os alemaos. Bom dia. Vamos para si«, rief Tiny laut. »Er ist in der Asservatenkammer. Gehen wir.«
    Sie wurden von einem schmächtigen Soldaten begrüßt, der vor Ehrfurcht fast erstarrte. Er wechselte wenige Worte mit Tiny und streifte Jung nur flüchtig aus den Augenwinkeln. Er machte sich unter den Ausrüstungsgegenständen, mit der seine Kammer vollgestopft war, beflissen auf die Suche nach passenden Fliegerkombis, Helmen, Westen und Stiefeln. Helm und Weste enthielten alle erforderlichen Anschlüsse, die man zum Überleben und Arbeiten im Cockpit eines Jets brauchte, auch ein Survival-Kit für den Notfall.
    Jung wurde beim Anprobieren mulmig. Der Helm erschien ihm riesig. Er fühlte sich eingesperrt in eine Welt, in der er nur noch undeutlich vernahm, was draußen vor sich ging.

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