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Tiefflug: Der vierte Fall für Kommissar Jung (German Edition)

Tiefflug: Der vierte Fall für Kommissar Jung (German Edition)

Titel: Tiefflug: Der vierte Fall für Kommissar Jung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Pelte
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Fischerhäfen – nahezu unbewohnt. Von Tourismus war hier nichts zu sehen. Keine blauen Pools, keine Hotelkomplexe, keine Golfplätze und keine ausgezirkelten Ferienhaussiedlungen. In Jung regte sich der Wunsch, zu Fuß die einsamen Strände zwischen den Uferfelsen zu erkunden.
    »Wir gehen jetzt zurück low level nach Beja«, meldete sich Tiny.
    »Alles klar«, antwortete Jung.
    Tiny legte das Flugzeug in eine enge Rechtskurve. Jung wurde in den Sitz gepresst, dann herausgehoben. Er hatte das Gefühl, dass er durch das Kabinendach geflogen wäre, hätte er nicht in den Gurten festgehangen. Sein Magen rebellierte wiederholt. Warum machte Tiny das? Er hätte sie sicherlich eleganter nach unten bringen können. Es schien ihm, als verfolge er eine Absicht. Was wollte er ihm zeigen?
    Jung verwarf weitere Gedanken. Sie flogen im Tiefflug geradeaus, wie schon auf dem ersten Teilstück. Das Terrain war ähnlich, zwar ebener, aber ebenso leer und unbewohnt. Jung fiel zurück in seinen euphorischen Zustand.
    »Achtung. Es geht hoch in die TRA.« Tinys leise, unbewegte Stimme schreckte Jung aus seinen Träumereien. Tiny stellte das Flugzeug auf den Schwanz und legte den Schubhebel ganz nach vorn. Die Maschine schüttelte sich. Jung wurde mulmig. Sie strebten in den Himmel und wurden immer langsamer, je höher sie kamen. Er sah seitlich aus der Kabine den Erdboden unter sich verschwinden. Er schien entsetzlich weit entfernt. Irgendwann hatte Jung das Gefühl, als würden sie, hilflos auf dem Rücken liegend, im nächsten Augenblick wie ein Stein zur Erde zurückfallen. Eine wilde Panik bemächtigte sich seiner. Was hatte Tiny vor? Was wollte er von ihm? Wollte er sie ins Jenseits befördern? Das Flugzeug kam ins Trudeln und stürzte ab. Jung wurde hundeelend. Sein Bewusstsein setzte aus. Blitzartig wurde er in seinen Sitz gedrückt. Der Druck war so stark, dass er glaubte, zu einem leblosen Klümpchen Fleisch zusammengepresst zu werden. Sein Gesichtsfeld schrumpfte und verdunkelte sich. Er kam kurz zurück ans Licht und glaubte im nächsten Moment, aus dem Cockpit zu fallen. Sein Herz raste. Seine Nackenmuskeln schmerzten. Seine Stimme versagte. Er hatte jede Orientierung verloren. Tiny hörte nicht auf. Er hörte einfach nicht auf. Jung wurde durcheinandergeschüttelt. Ihn beherrschte ein einziger Gedanke: Sie waren in die Hölle geflogen, und Tiny wollte sie dort für immer verschwinden lassen. In seiner Panik erinnerte er sich an den Griff unter seinem Sitz. Er war zu allem bereit. Er wollte sich aus diesem apokalyptischen Wahnsinn herausschießen. Aber er konnte weder Hände noch Beine bewegen, obwohl er es verzweifelt versuchte.
    »Roger. Wir landen.« Tinys emotionslose Stimme klang wie die eines unendlich fremden Wesens. Es war vorbei. Den Rest erlebte Jung nicht mehr.
     
    *
     
    Seine Sinne fingen erst wieder an zu arbeiten, als er entfernt vernahm, wie das Heulen der Turbinen erstarb. Tiny hatte das Flugzeug vor der Halle abgestellt.
    »Kabinendach entriegeln«, kam Tinys kurze Anweisung. Jung löste den Verschluss mit zittriger Hand, mehr in Trance als mit Bewusstsein. Die Flugzeugwartin stand schon neben ihm und öffnete das Kabinendach. Sie löste die Schlösser seines Gurtzeugs und trennte ihn von allen Systemen ab. Jung blieb sitzen. Er nahm den Helm vom Kopf und reichte ihn an die Wartin weiter. Seine Haare waren klatschnass. Ein leichter Wind strich ihm kühlend über den Kopf. Er atmete tief die frische Luft ein. Er zog sich mit den Händen am Kabinenrahmen hoch. Er zitterte am ganzen Körper. Er stieg auf den Sitz. Er schwang ein Bein über den Cockpitrand und setzte es auf die oberste Leitersprosse. Mühsam und zittrig verließ er das Flugzeug. Am Boden gaben seine Knie nach, und er musste sich an der Leiter festhalten.
    »Ah, da ist er ja, der Commissario Brunetti. Sieht aus wie ein frisch geficktes Eichhörnchen.« Tiny war zu ihm getreten und lachte. »Setz deine Sonnenbrille auf. Du fällst sonst dumm auf.«
    Jungs verhuschtes Grinsen war undeutlich und säuerlich. Was wusste Tiny schon von einem Brunetti? Jung stierte entgeistert ins Leere. Er hätte kotzen können, wenn er etwas zum Kotzen gehabt hätte.
    »Wir verschwinden von hier, so schnell es geht!«, rief ihm Tiny zu.
    »Ich brauche einen Schnaps«, erwiderte Jung.
    »Das habe ich mir schon gedacht«, lachte Tiny kumpelhaft. »Ich kenne in Beja jede Kneipe. Bis dahin musst du dich gedulden, okay?«
    Jung nickte schwächlich. Er wandte sich noch

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