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Tiefschlag

Tiefschlag

Titel: Tiefschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Baker
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Der Stoff ruinierte einem nicht nur das Leben, sondern auch noch das Aussehen. Ein Gene Hackman-Double blieb er nur, wenn er die Finger vom Alk ließ.
     
    «Was ist mit dir los?» wollte Sam von Geordie wissen. «Monatelang rennst du mit einer Baseballmütze durch die Gegend, meistens verkehrt herum, so daß man meint, du kommst gerade, wo du doch eigentlich gehst. Und dann verschwindet die Mütze urplötzlich, und du fängst an, dich zu kämmen. Was ist das überhaupt für ein Zeug? Brillantine?»
    «Brillantine?» wiederholte Geordie. «Wir leben hier auf dem Planeten Erde, Sam. Mein Gott. Komm zurück in die Wirklichkeit, okay? Das Ende des Jahrtausends steht kurz bevor. Wenn ich dir so zuhöre, komme ich mir vor wie neunzehnhundertvierzig oder so. Brillantine? Vielleicht benutze ich ab und zu ein bißchen Gel, weil meine Haare manchmal mehr Schwung als Verstand haben.»
    «Okay», sagte Sam beschwichtigend. «Was ist jetzt mit der Mütze, Air Jordan, oder was immer draufstand. Die verschissenen Boston Braves, ich weiß nicht mehr so genau?»
    «Was soll das denn werden?» erwiderte Geordie. «Es waren nicht die Boston Braves, das war ein T-Shirt, es war eine Air Jordan, eine Hommage an...»
    «... Michael Jordan, ja, weiß ich», sagte Sam. «Ich hab einfach nur gefragt, was aus ihr geworden ist.»
    «Die ist oben», antwortete Geordie. «Ruht sich aus. Und ich ruhe mich von ihr aus. Ist so was wie ’ne Trennung auf Probe. Wir wollen mal sehen, ob wir ohne einander leben können.»
    Sam lachte. «Verstehe. Janet gefällt sie nicht.»
    «Manchmal bist du einfach gottverdammt unerträglich», klärte Geordie ihn auf.
    Sam ging zum Regal und nahm einen Teller heraus. Er klopfte sich damit auf den Kopf. «Du hast recht», sagte er. «Tut mir leid. Wenn du willst, zerschlag ich den Teller auf meinem Schädel.»
    «Lieber wär mir ’ne Gehaltserhöhung», meinte Geordie.
    Sam stellte den Teller fort. «Emotionale Erpressung, um mir Geld aus den Rippen zu leiern?»
    «Sieht so aus», sagte Geordie. «Und? Hat’s funktioniert?»
    «Nur dieses eine Mal», sagte Sam. «Noch mal wird’s nicht klappen. Alle zukünftigen Gehaltserhöhungen werden an gesteigerte Produktivität gekoppelt.»
    Sie befanden sich in Sams Wohnung, die das Erdgeschoß des Hauses beanspruchte. Geordies Wohnung lag im ersten Stock, aber die meiste Zeit verbrachte Geordie in Sams Zimmer. Der einzige andere Hausbewohner war Barney, Geordies Hund undefinierbarer Abstammung. Meistens schlief Barney in Geordies Zimmer, manchmal aber auch in Sams, wo er ohnehin den größten Teil seiner wachen Stunden verbrachte.
    Es war Morgen. Draußen heulte der Wind. Es goß in Strömen, aber der Regen fiel nicht einfach senkrecht vom Himmel, sondern prasselte fast waagerecht gegen Fenster und Türen. Offiziell war die Dunkelheit vorbei, aber bei ihnen brannte immer noch Licht.
    Geordie hatte The Basement Tapes aufgelegt, und der Mann sang gerade «Tears of Rage». Sie hatten gegessen und den Abwasch fast erledigt, als Geordie sagte: «Janet hat mir einen Witz erzählt. Aber ich hab ihn nicht kapiert.»
    Sam drehte sich nicht zu ihm um, trocknete einen Teller ab und stellte ihn in den Schrank. «Hast du gelacht?» fragte er.
    «Ja», sagte Geordie. «Sogar an der richtigen Stelle. Wir haben beide gelacht. Haben uns echt abgelacht.»
    Sam warf ihm lächelnd einen Blick zu. «Na, mach schon. Laß hören.»
    Geordie runzelte die Stirn, vergewisserte sich, daß er das Ding richtig auf die Reihe brachte, und sagte dann: «Wenn Frauen die Welt regieren würden, gäb’s keine Kriege mehr, sondern nur noch stürmische Verhandlungen alle achtundzwanzig Tage.» Er schwieg, dann imitierte er ein Lachen. «Ha ha.» Und zuckte die Achseln.
    Sam drehte sich um und hängte das Geschirrtuch fort. Er legte einen Arm um Geordies Schulter und führte ihn zum Tisch.
    «Kannst du mir das vielleicht mal erklären?» fragte Geordie.
    «Ja», sagte Sam. Er setzte sich Geordie gegenüber hin und sammelte seine Gedanken.
    «Um was geht’s denn dabei überhaupt?» wollte Geordie ungeduldig wissen.
    «Wenn Frauen die Welt regieren würden, gäb’s keine Kriege mehr, sondern nur noch stürmische Verhandlungen alle achtundzwanzig Tage?»
    «Ja», sagte Geordie. «Ich kenne den Witz. Ich weiß, wie er geht. Ich hab ihn dir gerade erzählt.»
    «Aber du hast keinen Schimmer, warum das komisch ist?»
    Geordie rieb an einem imaginären Flecken auf einem Glas. «Nicht zum Schreien, nein», sagte

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