Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tiefschlag

Tiefschlag

Titel: Tiefschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Baker
Vom Netzwerk:
haben, sie hätten das entsprechende Signal wahrgenommen. Die Ente, ist doch durchaus möglich, daß sie ein zu starkes Signal abgesetzt und damit sämtliche Erpel der Nachbarschaft geweckt hat. Mein Gott, wir werden niemals wissen können, was wirklich passiert ist. Was weiß ich denn, kann doch auch sein, daß die Erpel von einem Fabrikschlot angeturnt wurden.»
    Marie saß da und starrte ihn an. «Wie ich sehe, findest du das alles hochinteressant», sagte sie. «Aber genau da liegt das Problem, Sam. Deshalb kann ich dir nicht zustimmen. Ich kann an Vergewaltigung absolut nichts interessant finden. Es ist niemals interessant, aber immer unrecht. Wo immer und wann immer du ihr begegnest. Es ist schlicht und einfach unrecht.» Ihr Tonfall hatte etwas Endgültiges. Als wäre das ihr letztes Wort zu diesem Thema.
    Sam glaubte, sie sei vielleicht müde. «Okay», sagte er. «Beim nächsten Mal werde ich sie auseinandertreiben, ihnen einen Eimer Wasser über den Balg kippen.»
    Sie begleitete ihn zur Tür. Als sie an der Küche vorbeikamen, bemerkte er neben dem Wasserkessel einen ganzen Tortenbrie. Er drückte Marie einen Kuß auf die Wange und sagte, sie solle sich ausruhen. Sie berührte mit den Lippen flüchtig seine Wange und wiederholte, morgen werde es ihr bereits bessergehen. Käme wieder ins Büro.
     
    Als er noch einmal an der Stelle vorbeiging, wo sich die Gruppenvergewaltigung der Ente zugetragen hatte, fragte Sam sich plötzlich, was Marie mit einem ganzen Tortenbrie machte. Einen ganzen Brie kaufte man doch nur, wenn man eine Party schmeißen wollte. Aber Marie gab keine Party. Andernfalls hätte sie Sam eingeladen. Sie hätte auch Geordie und Celia eingeladen. Sie war krank. Kranke Menschen haben keine ganzen Tortenbries im Haus.
    Sam durchquerte den Museum Gardens und dachte immer noch darüber nach. Dann machte er kehrt und ging zurück. Er war kein Mann, der sich in die Gruppenvergewaltigung einer Ente einmischte, aber wenn es um Freunde ging, konnte er es nicht einfach so auf sich beruhen lassen. Am Fluß beschleunigte er sein Tempo und kehrte zu Maries Haus zurück.
    Er klopfte an und ging hinein, rechnete damit, Marie wieder am Fenster sitzend anzutreffen. Aber dort war sie nicht. Er ging in die Küche durch und untersuchte den Käse. Nahm ihn in die Hand und versuchte, sein Gewicht zu schätzen. Mehrere Pfund Vollfettkäse. «Marie», rief er. Keine Antwort.
    Er ging zur Treppe und rief wieder. «Marie. Marie, ich bin’s, Sam. Bin wieder da.» Aber es kam keine Antwort. Sie war nicht im Haus. Sie war krank. Sie konnte nicht zur Arbeit kommen. Sie hatte mehrere Pfund Vollfett-Brie in der Küche. Und sie war fortgegangen. Sam Turner war Privatdetektiv. Eine solche Situation ließ die Alarmglocke in seinem Kopf schrillen. Jetzt war er neugierig geworden und würde nicht eher zufrieden sein, bis er der Sache auf den Grund gegangen war. Er setzte sich zwanzig Minuten ans Fenster und zog schließlich auf die Couch um. Sie verläßt das Haus und schließt nicht ab. Man sollte doch meinen, sie wäre höchstens für ein oder zwei Minuten raus. Aber nein, sie war fort, um irgend etwas zu erledigen. Etwas, das Zeit verlangt. Sam würde sich nicht rühren, bis sie zurückkam. Irgend etwas stimmte hier nicht. Es war nur eine Kleinigkeit. Aber es paßte einfach nicht. Und er fing an, damit herumzuspielen wie eine Zunge mit einem abgebrochenen Zahn.
     
    Es könnte ein paar Minuten später gewesen sein, genausogut aber auch eine Stunde oder noch mehr. Sam war eingedöst und auf der Couch nach unten gerutscht. Zu viele Abende zu spät ins Bett. Das Öffnen und Schließen der Haustür weckte ihn. Tappende Schritte den Flur hinunter zum Bad. Maries Schritte. Unverkennbar Maries Schritte. Wer sonst würde so ins Haus kommen und schnurstracks ins Bad gehen? In seiner Branche war es ein glasklarer Vorteil, wenn man einen basierend auf messerscharfen Schlußfolgerungen arbeitenden Verstand besaß.
    Offensichtlich hatte sie ihn beim Hereinkommen nicht gesehen. Er rappelte sich schwankend auf und ging langsam zur Badezimmertür. Marie hatte nicht hinter sich geschlossen. Sie stand vor dem Waschbecken und hatte einen Arm aus dem Ärmel ihrer Bluse gezogen. Sam wollte sich schon abwenden, als er sich in einer Situation sah, die für sie beide peinlich sein könnte. Marie drehte sich nicht um und war sich offenbar seiner Gegenwart nicht bewußt.
    Als er sich abwandte, verharrte Sam und ließ seinen Blick zurückwandern zu

Weitere Kostenlose Bücher