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Tiefschlag

Tiefschlag

Titel: Tiefschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Baker
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das Büro versichert hätte. Wie die Dinge lagen, würde er jetzt als Bittsteller zur Bank gehen und genug Geld aufnehmen müssen, um das Büro wieder auf die Beine zu bringen. Eine weitere Gehaltskürzung vornehmen. Entweder das oder eine Flasche Whiskey. Er würde seine Entscheidung später fällen, nach gründlicher Überlegung.
    Dieses Gesicht. Das Gesicht auf dem Video. Manche geistig zurückgebliebenen Menschen sehen gütig aus, und andere sehen gefährlich aus. Das Gesicht der Figur auf dem Video sah gefährlich zurückgeblieben aus. Man sah sich dieses Gesicht an und fragte sich, was wohl nötig wäre, um ihn aufzuhalten. Hätte man genug Zeit, könnte man eine Menge verschiedener Dinge versuchen. Theoretisch könnte der Kerl vermutlich auf eine Vielzahl verschiedener Arten gestoppt werden. Aber sofern man kein unverbesserlicher Optimist war, würde man sich eine Sache bestimmt schenken: man würde nicht viel Zeit darauf verplempern, vernünftig mit ihm zu argumentieren.
    Man sah ihn an und wußte sofort, daß da etwas ganz gewaltig nicht in Ordnung war. Es war, als hätte er die DNA, alles, was man eben so braucht, doch gleichzeitig war der Code im Ausland ausgedacht worden. Wie zum Beispiel bei diesen Merkblättern, die einem erklärten, wie Kleiderschränke zusammengebaut wurden. Aber es ist ein taiwanesischer, für den Export nach England bestimmter Kleiderschrank, und der Knabe, der den Code schreibt, der spricht leider kein englisches Englisch, er spricht nur taiwanesisches Englisch. Sie verstehen, was ich meine? Wenn der Kleiderschrank dann am Ende von einem Dummkopf in den Cotswolds zusammengebaut worden ist, bricht das Ding jedesmal zusammen, sobald er seine Jacke reinhängt.
    Sam ging hinunter ins Betty’s, und der Oberkellner gab ihm eine Auswahl verschiedener Pappkartons. Diese schleppte er sodann rauf ins Büro, wo er sich nach dem Telefon umschaute. Doch das war keine Bewegung, die besonders viel Freude brachte. Er ging wieder auf den St. Helen’s Square hinunter und rief Celia aus einer Telefonzelle an. «Wenn ich es Ihnen und Marie überlasse, das Büro in Ordnung zu bringen, wäre das sexistische Ausbeutung?» fragte er.
     
    Sam traf sich mit dem Sekretär des Einzelhandelsverbandes, der für Cal Pointers und Geoff Harpers Beschäftigung verantwortlich gewesen war. Ein großer, dünner Mann namens Joseph Rockwell. Ohren wie eine Radarschüssel. Sam lächelte, achtete auf einen respektvollen Ton und stellte sich vor. Joseph Rockwell antwortete ebenfalls mit einem Lächeln, nannte Sam seinen Namen, und schon waren sie unterwegs auf der Straße zu gegenseitigem Vertrauen und Respekt. Vielleicht würde es ja nicht in einer wunderbaren Freundschaft enden, aber jedenfalls besaß es jetzt das entsprechende Potential. Beide ermordeten Männer hatten einschlägige Erfahrung und gute Referenzen vorweisen können. Geoff Harper war ein ehemaliger Polizeibeamter und hatte mehrere Jahre als Sicherheitsbeamter bei Sainsbury’s gearbeitet, bevor er zum Micklegate Control Room wechselte. Cal, der zweite Ermordete und Jeanie Scotts Ex-Ehemann, war bei der Army gewesen und hatte einige Jahre in Nordirland verbracht. Er war Fachmann für Observierungstechniken und hatte sich seit ihrer Markteinführung besonders für Videoüberwachungsanlagen interessiert. Soviel Informationen gegeben zu haben schien Joseph Rockwell völlig zu erschöpfen.
    «Am meisten interessiert mich», sagte Sam, «ob irgendwelche Abschnitte der Videobänder fehlen?»
    «Die Polizei hat sämtliche Bänder mitgenommen», antwortete Rockwell. «Wir sind unterrichtet worden, daß in der Tat einige Abschnitte fehlen. Wir wissen jedoch weder warum, noch wissen wir, welche Abschnitte.»
    «Wann machen Sie Aufzeichnungen?» fragte Sam. «Doch sicher nicht rund um die Uhr?»
    «Nein. Wir zeichnen von acht Uhr abends bis zwei Uhr morgens auf, freitags und samstags bis um vier. Darüber hinaus können die Männer im Kontrollraum jederzeit die Recorder einschalten, wenn sie etwas ihrer Meinung nach Verdächtiges sehen oder falls eindeutig und offensichtlich etwas nicht in Ordnung ist. Wir hatten schon Einbrüche am hellichten Tag, die dann von guten Männern auf Band mitgeschnitten wurden. Mit solchem Beweismaterial hat man vor Gericht kein Problem, eine Verurteilung zu erwirken.»
    Schon richtig, aber der Bursche war sich ebenfalls durchaus bewußt, daß die Kriminalität durch die Kameras nicht wirklich unter Kontrolle gebracht wurde. Es fand

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