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Tiefschlag

Tiefschlag

Titel: Tiefschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Baker
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zu. «Ein Hammer. Mein Gott, hier wird’s langsam wie in Chicago.»
     
    Wieder im Büro, machte sich Sam daran, den Müll zu durchsuchen. Genau das war’s nämlich jetzt. Müll. Gestern noch waren es die Werkzeuge gewesen, mit deren Hilfe er seine Brötchen verdiente. Jetzt war das meiste davon nicht mehr zu gebrauchen. Celia sagte, sie hätte ein Backup von der Festplatte des Computers, daher war an die meisten Rechnungen und Unterlagen über alte und aktuelle Fälle heranzukommen. Doch das bedeutete gleichzeitig, einen neuen Computer kaufen zu müssen. Der hier würde nie wieder funktionieren. Der Monitor war nur noch ein zerklüftetes schwarzes Loch, und die Tastatur hatte praktisch alle Zähne verloren. Die beiden Telefone waren ins Koma getrampelt worden.
    Sam erinnerte sich an verschiedene Unterhaltungen mit Celia. «Sind Sie schon dazu gekommen, das Büro versichern zu lassen?»
    «Noch nicht, Celia.»
    «Ich denke, das sollten Sie aber tun, Sam. Man kann nie wissen.»
    «Ja. Ich werde mir Angebote schicken lassen.»
    «Habe ich bereits für Sie erledigt, Sam. Liegen auf Ihrem Schreibtisch, ganz unten in Ihrem Eingangskorb.»
    «Oh, ja. Ich werde einen Blick drauf werfen. Später.»
    Das Problem war nur, er warf weder später noch überhaupt irgendwann einen Blick darauf. Ab und zu hatte er daran gedacht. Also, nicht direkt daran gedacht, es war ihm einfach wieder in den Kopf gekommen. Und er hatte gedacht, gegen die Vorsehung, gegen das Schicksal kann man sich ohnehin nicht versichern.
    Versuchte, sich jetzt wieder an seine Gedankengänge zu erinnern. Wie konnte man nur so danebenliegen? Es war sicher richtig, daß ihn nichts gegen den Tod seiner Frau hätte versichern können. Und wenn es mit einer Million versichert gewesen wäre, es hätte ihn immer noch vernichtet. Nichts und niemand hätte Donna zurückbringen können, und das wäre die einzige Art von Versicherung gewesen, die er eines Blickes gewürdigt hätte. Eine Himmelspolice sozusagen. Sam ließ das platt geschlagene Telefon wieder auf den Boden fallen und spürte, wie sich eine vertraute Trägheit über ihn legte. Eine Himmelspolice, unterzeichnet von der Hand Gottes. Des gleichen Gottes, der ihm nicht nur Donna, seine Frau, genommen hatte, sondern auch noch das zwei Jahre alte bißchen Mensch, das sich an ihre Hand klammerte, als sie zusammen die Straße überquerten. Sams Tochter Bronte war durch den Aufprall fünfzehn Meter weit durch die Luft geschleudert worden. Der unfallflüchtige Fahrer war mit über hundertvierzig Sachen durch eine geschlossene Ortschaft gerast.
    Versicherung? Wer versichert einen gegen so was? Zeigen Sie mir die Police, die ein eiskaltes, von einem wahnsinnigen Schöpfer beherrschtes Universum berücksichtigt. Irgendwer, irgendwas, irgendeine außerirdische Intelligenz, die Leben schenkt und ein wunderbares, unschuldiges Versprechen gibt, nur um es brutal wieder zurückzureißen, ohne auch nur den Hauch einer Erklärung zu liefern.
    Man mußte sich von Zeit zu Zeit daran erinnern, wie grotesk alles war. Daß sich dieser Zorn gegen Gott niemals legte. Sicher, manchmal trat er in den Hintergrund. Aber weit fort war er nie. Sam hatte zwei Jahrzehnte damit gelebt, und es konnte ihn immer noch fertigmachen. Wenn Gott heute vom Himmel herabstieg, würde Sam ihm auf der Suche nach Antworten mit dem Finger vor die Brust stoßen. Und wenn er die Antworten nicht bekam, die er brauchte, dann würde er kämpfen. Gott konnte sich von seiner übelsten Seite zeigen. Er konnte seine himmlischen Heerscharen kommen lassen, die ganze häßliche Bande der Erzengel, wie auch immer seine Spießgesellen und Kumpane hießen. Sam würde ihnen einen besseren Kampf liefern, als der alte Beelzebub es je könnte. Er ging nicht davon aus, sie schlagen zu können. Aber sie würden mitkriegen, daß ihnen jemand einen Kampf geliefert hatte, denn er würde ihnen gewaltig in den Arsch treten, bevor sie ihn einfach wegwischten. Zur Hölle mit den Queensberry-Regeln. Sie würden einen Erste-Hilfe-Kasten und die eine oder andere Bahre brauchen, wenn alles vorbei war. Kalte Umschläge, Jod und eine ordentliche Ladung Paracetamol.
    Er schaute auf, sah durchs Fenster auf die Wolken dahinter. Biß die Zähne zusammen. «Versuch nicht, mich zu verarschen!» drohte er.
    Und eine halbe Minute seines Lebens verschwand, bevor er die komische Seite von allem sah und sich zu einem Lächeln entspannte. Trotzdem wäre es besser gewesen, wenn er auf Celia gehört und

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