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Tiefschlag

Tiefschlag

Titel: Tiefschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Baker
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an. Und Ben und die anderen Jungs, sie mußten einfach im Flur herumstehen und auf ihn warten.
    Sie war eine Belastung. Sie war jemand, den zu hassen man wirklich genießen konnte.
     
    Ben und Gog arbeiteten für Franco, seit Gog aus der Schule gekommen war. Davor hatte Ben in der Feuerwerkskörperfabrik gearbeitet, wo er alles über Sprengstoffe gelernt hatte. Jedes Jahr am fünften November hatten Ben und Gog größere Feuerwerkskörper als alle anderen. Weil Ben sich seine selbst baute. Als Gog die Schule verließ, konnte Ben nicht mehr in der Feuerwerkskörperfabrik arbeiten. Niemals hätte er Gog den ganzen Tag allein zu Hause lassen können. Gog hätte sich in alle möglichen Schwierigkeiten gebracht. Also hatte Ben seinen Job gekündigt, und vom allerersten Tag an waren sie durch die Straßen gezogen, hatten an Türen angeklopft und alle möglichen kleinen Jobs erledigt, die eben so anfielen. Bis sie an Francos Tür geklopft hatten, und Franco hatte selbst aufgemacht.
    Er hatte keinen Gelegenheitsjob für sie, wollte das Laub in seinem Garten nicht zusammengeharkt haben. Er suchte zwei Rausschmeißer für einen neuen Club, den er gerade aufgemacht hatte. Das Starlight.
    «Ihr kommt mir wie zwei unternehmungslustige Jungs vor», sagte Franco. «Und Unternehmungsgeist muß belohnt werden. Das glaube ich wenigstens. Das hat dieses Land groß gemacht, und genau das wird es auch wieder groß machen. Solange es Leute gibt, die das erkennen.»
    Ben lächelte immer noch, wenn er an den Club dachte. Das Starlight war der Anfang einer großen Karriere gewesen. Die Bullen hatten eine Razzia gemacht und den Laden kurz darauf geschlossen, doch zu diesem Zeitpunkt waren Ben und Gog bereits fester Bestandteil der Organisation. Franco beschäftigte sie weiter.
    Nach dem Starlight -Job wurden sie Schuldeneintreiber. Das war in Nottingham, als Franco dorthin zog, und sie zogen mit ihm. Franco verlieh Geld in den Siedlungen. Er lieh es praktisch jedem. Sicherheiten waren nicht erforderlich. Bei Franco mußte man einfach nur fragen. Das bewies Unternehmungsgeist, Franco zu bitten, einem etwas Moos zu pumpen. Ben und Gogs Aufgabe bestand nun darin, bei all den Leuten vorbeizugehen, die sich Geld geliehen hatten, und die Zinsen einzukassieren. Proffit, so nannten sie es in der Branche. Der Job war ein Kinderspiel. Man mußte nur dafür sorgen, die Kohle zu bekommen. Ausreden galten nicht. Wenn jemand nicht zahlen konnte, zeigte er mangelnden Unternehmungsgeist, und für so was fehlte Franco die Zeit. Wenn jemand sagte, er könne nicht zahlen, dann setzte es sechs Backpfeifen. Pro Kopf: Ben verpaßte sechsmal heiße Ohren, und Gog verpaßte sechsmal heiße Ohren. Wenn er die Woche darauf immer noch nicht zahlte, setzte’s mindestens zehn Tritte. Von jedem: Ben trat ihnen zehnmal in den Arsch, und Gog trat auch zehnmal zu. Und in der dritten Woche zeigte man ihnen dann die Arschkarte. Die Arschkarte war eine Eisenstange. Eine schwere Eisenstange, fast anderthalb Meter lang. Und sie bezahlten immer. Fast immer. Ben konnte sich nur an zwei Typen erinnern, die sie gezwungen hatten, die Arschkarte auch mal einzusetzen. Es war wirklich eine Schweinerei. Ben konnte sich nicht vorstellen, wie jemand nur so wenig Unternehmungsgeist zeigen konnte. Selbst ausgesprochen dumme Menschen wurden plötzlich sehr unternehmungslustig, wenn sie erst mal die Arschkarte gesehen hatten. Ben selbst, falls ihm jemand die Arschkarte zeigte, er würde verdammt unternehmungslustig. Wenn man erst mal ein Rendezvous mit der Arschkarte hinter sich hatte, war man nie wieder irgendwem für irgendwas nutze. Nicht mal sich selbst.
    Als Inkassobeauftragte hatten sie gute Arbeit geleistet. So gut, daß Franco sie dort abgezogen und zu seinem persönlichen Mitarbeiterstab gemacht hatte. Was allerdings nicht bedeutete, ständig in seinem Haus zu sein. Der engste Kreis um Franco, der so nah an ihn herankam, bestand nur aus drei oder vier Leuten. Aber es bedeutete, daß man verantwortungsvolle Jobs bekam. Ben und Gogs Hauptaufgaben bestanden in Muskelarbeit.
    Franco umschrieb ihr neues Tätigkeitsgebiet so, daß er sagte, sie wären so was wie James Bond. Er hatte gelacht, denn die ganze Sache war ein Witz. «Ihr seid die Doppelnullen», hatte er gesagt. «Du bist Doppelnull Nichts, und Gog ist Doppelnull Zero. Das gottverdammt tödliche Duo.»
    Und alle lachten. Der Witz eines reichen Mannes ist immer komisch.
    Falls jemand in der Organisation abbaute, falls sie die

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