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Tiefschlag

Tiefschlag

Titel: Tiefschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Baker
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Familie, hätte ich eine, meine Gesundheit, und schließlich auch mein Leben.»
    Er hob die Coke erneut und trank einen Schluck. Er stellte das Glas zurück auf den Tisch. Er lächelte sie an. «Du kannst gehen, wenn du magst», sagte er. «Wenn du nicht sicher bist, ob du dich mit so einem Trottel einlassen willst.»
    Sie sah ihn immer noch an. Er konnte nicht erkennen, ob etwas von ihrer Bewunderung nachgelassen hatte. Er fand, es hätte so sein sollen.
    «Was du vorhin gesagt hast», sagte sie. «Daß jeder einen Teil seines Selbst ausblenden möchte, dem er sich nicht stellen kann.»
    «Okay», sagte Sam. «Du hast mir zugehört. Jetzt bist du dran.»
    Sie ließen es eine Weile auf sich beruhen, als Sophia, Ricardos Frau, ihnen die Tortellini servierte. Ricardo machte den Teig für die Pasta selbst und füllte die Ringe mit Hühnerfleisch und Käse. Sophia teilte sie gerecht zwischen Sam und Jeanie auf und verschwand dann einen Moment in der Küche, um ein Ragù Bolognese zu holen. Sie kehrte ein letztes Mal mit einer Schale Parmesan zurück. Sam lehnte dankend ab, aber Jeanie wollte das volle Programm.
    «Das ist echt gut», sagte sie, als sie die Bolognese probierte. «Sogar ausgesprochen gut», sagte sie, nachdem sie einen der Tortellini-Ringe gegessen hatte. «Kommst du mit all deinen Eroberungen her?»
    «Bist du das? Eine meiner Eroberungen?»
    Sie sah ihn an. Sie leckte sich die Unterlippe ab. Sie beantwortete die Frage nicht. Sie griff nach ihrem Glas und trank einen Schluck. Sie senkte den Blick einen Moment von Sams Augen. Dann sah sie ihn wieder an, hielt das Weinglas immer noch dicht an den Lippen. «Ich will nicht erobert werden. Ich will unabhängig sein. Ich lebe allein, und mir gefällt’s so.»
    «Mir auch», sagte er. «Aber manchmal ist das Leben ganz schön einsam.»
    Sie lächelte und schüttelte den Kopf. «Allein zu leben ist wie Tod durch Ertrinken, ein ausgesprochen wunderbares Gefühl, hat man erst mal aufgehört, sich dagegen zu wehren.»
    Sam erwiderte das Lächeln. Ihre Augen waren hellblau und tief genug, um darin zu waten.
    «Ich könnte mir nicht vorstellen, mit jemandem zusammenzuleben», sagte sie. «Nicht auf Dauer. Jede Minute eines jeden Tages. Verstehst du, was ich meine?»
    Sam log. Er sagte: «Ja.»
     

KAPITEL SECHZEHN
     
    B en mochte es nicht, wenn Mama, Francos Mutter, auf der Suche nach einem Diener ins Monster Gym kam. Er mochte es schon normalerweise nicht, aber ganz besonders mochte er es nicht an einem hektischen Morgen, wenn alles, was schiefgehen konnte, bereits schiefgegangen war.
    Wenn die Hälfte aller Geräte im Fitneßcenter belegt war. Wenn der Mann einfach einen Tag Urlaub nahm, der normalerweise die Aufsicht hatte, weil seine Oma gestorben und er verpflichtet worden war, ihren Sarg zu tragen. Wenn Gog oben mit Kopfschmerzen im Bett lag und heulte, weil ihm Titten wuchsen und die Akne juckte. Wenn der Typ, der an der Kasse arbeitete, anrief und was von «persönlichen Problemen» laberte, wegen denen er nicht kommen könne, wobei doch jeder wußte, daß es ein Kater nach der exzessiven Sauferei der vergangenen Nacht war, so daß Ben jemand anderen finden mußte, der sich hinter die Kasse stellte, der aber keinen Schimmer hatte, wie man eine Kasse bediente, weil er noch nie an einer gearbeitet hatte, der nichts von Geld verstand und sowieso seinen Arsch nicht von seinem Ellbogen unterscheiden konnte. Wenn sich die Hälfte der Kunden beschwerte, nicht das richtige Wechselgeld zu bekommen, während sich die andere Hälfte beschwerte, überhaupt kein Wechselgeld bekommen zu haben. Wenn die Heizung kaputt war. Und ausgerechnet dann kommt sie zu allem Überfluß auch noch mit Päckchen und Einkaufstüten beladen reingewalzt. Und sie hatte sich in Schale geschmissen, trug hochhackige Schuhe und einen Chinchillamantel bis runter zu den Knöcheln, der aber vorne offenstand, damit die ganze Welt sehen konnte, daß sie ein Kleid anhatte, das so kurz war, daß man eigentlich ihren Schlüpfer sehen müßte. Was man aber nicht konnte. Also war Gott manchmal doch gnädig. Und obendrein war sie noch laut, klang hochnäsig wie nur was, als sie erklärte, daß sie unmöglich all die vielen Päckchen, Tüten und Pakete quer durch die Stadt zu der Stelle schaffen könne, wo sie bei Sainsbury’s ihr Auto geparkt hatte, weil sie nämlich zu knickrig war, in einem der teuren Parkhäuser in der Nähe der Geschäfte zu parken. Und am liebsten hätte Ben es gehabt, wenn sich der

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