Tiefsee: Reise zu einem unerforschten Planeten
weggedrückte Ozeanboden irgendwohin, d.h. hier ist eine neue ozeanische Kruste entstanden, woanders muss sie daher vernichtet werden. In den 1970er Jahren haben Tiefsee-Expeditionen ergeben, dass dieser »Ort der Vernichtung« wohl die Tiefseerinnen sein dürften, die es zwar weltweit gibt, die aber besonders im Pazifik auftreten. Um die untermeerischen seismischen und vulkanischen Aktivitäten in diesem Gebiet besonders anschaulich zu benennen, griff man zur Bezeichnung » Pazifischer Feuerring«. Eine wahre Hölle der Vernichtung auf Erden, spielt sich hier also in den Tiefen des Pazifiks ab.
Man muss nun aber auch keine Angst davor haben, dass etwa die Landmasse Asien ebenfalls in eine Tiefseerinne, wie den Marianengraben, absinkt. Aufgrund der spezifisch leichteren kontinentalen Kruste im Vergleich zur ozeanischen Kruste wird die Landmasse gestaucht – der überschüssige, neue Erdboden wird zu Gebirgen aufgetürmt. Problematisch wird es nur, wenn zwei Platten mit ihren Bewegungen direkt aufeinander treffen: dann können die beiden Platten nämlich divergieren, d. h. sie driften auseinander und die entstehende Lücke wird mit neuem Erdmaterial geschlossen.
Oder aber sie konvergieren, dann schiebt sich eine Platte unter die andere. Bei diesem (destruktiven) Fall kommt es oft zu sehr schweren Erd- oder Seebeben, wie es etwa im Jahr 2011 in der Tiefsee vor der Küste Japans passiert ist. Verhalten sich die beiden Platten konservativ, gleiten sie entlang der Verwerfung aneinander vorbei – ein klarer Fall von »der Klügere gibt nach«.
Was ist der Mittelozeanische Rücken?
In den Tiefen der Weltmeere verschieben sich nicht nur die Kontinentalplatten, sondern es entsteht durch den sogenannten Grabenbruch (auch als Riftzone bekannt) permanent neuer Ozeanboden. Hier bilden sich Risse im Erdmantel und Magma dringt aus dem Erdinneren. Dieser Bereich an neu entstandener untermeerischer Landmasse erstreckt sich über 60.000 km Länge quer durch alle Ozeane und wird Mittelozeanischer Rücken genannt, wobei es sich dabei nicht um einen einzelnen Rücken handelt, sondern um mehrere – also die Mittelozeanischen Rücken eigentlich. Man muss sich nun aber nicht unbedingt riesige Gebirgszüge in der Tiefsee vorstellen, teilweise handelt es sich dabei nur um geringe Erhebungen.
Dennoch gibt es einige Stellen, die durchaus beachtliche Dimensionen aufweisen, so etwa die größte derartige Verwerfung, der Mittelatlantische Rücken. Dieses Tiefseegebirge erstreckt sich exakt in der Mitte des Atlantiks vom Arktischen Ozean bis zur Antarktis und hat eine Gesamtlänge von 16.000 km – bildet also ein Viertel der gesamten Mittelozeanischen Rücken. Der Kamm liegt in bis zu 3.000 Meter Wassertiefe, reicht an einigen Stellen aber auch bis über die Wasseroberfläche hinaus. Um zu verdeutlichen, wie gewaltig dieses Tiefsee-Gebirge ist: Island und die gesamten Azoren sind »Bergspitzen« des Mittelatlantischen Rückens. Im Pazifik ist Hawaii einer der prominentesten Vertreter einer Bergspitze, nämlich jener des Hawaii-Rückens.
Da der gesamte Bereich der Mittelozeanischen Rücken durch vulkanische Aktivität gebildet wird, finden sich hier auch die größten Ansammlungen an hydrothermalen Schloten, samt den dort lebenden Tieren. Es handelt sich also um ein wahres Paradies der Tiefsee. Ein Biotop, ohne das ein Leben in diesen Tiefen wohl nicht möglich wäre.
Was sind Schwarze Raucher?
Als Schwarze oder auch Weiße Raucher bezeichnet man hydrothermale Schlote, also röhren- oder kegelartig geformte Geysire in der Tiefsee, aus denen Sediment austritt. Je nach Farbe des Sediments (hell oder dunkel) ergibt sich auch der Name.
Raucher bilden sich an den Mittelozeanischen Rücken, wo durch das Aufsteigen glutflüssiger Magma rund 20 Kubikkilometer neuer Meeresboden pro Jahr entsteht. Dieser Prozess verläuft jedoch so sprunghaft und mit so unterschiedlichen Geschwindigkeiten, dass sich in Folge Risse im Gestein des frischen Meeresbodens bilden. Durch diese Spalten dringt Meerwasser ein, sickert in über 1.500 Meter Tiefe und heizt sich durch den Kontakt mit heißem Fels oder flüssiger Magma auf bis zu 464°C auf.
Auf ihrem Weg zurück auf den Meeresboden werden Metalle und Spurenelemente gelöst und mit nach oben transportiert. Durch den Kontakt mit dem kalten Meereswasser kühlt die Flüssigkeit auf 17 bis 100° C ab, die gelösten Mineralien und Metalle werden abgesondert und bilden im Laufe der Zeit die hohlen,
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