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Tiefsee: Reise zu einem unerforschten Planeten

Tiefsee: Reise zu einem unerforschten Planeten

Titel: Tiefsee: Reise zu einem unerforschten Planeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Ochsenbauer
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Meter tief soll es hier sein. Ein Büffelkopf-Papageienfisch taucht plötzlich aus diesem »Nichts« auf und verschwindet in Richtung Habitat. Die Umgebung, die für uns Menschen ab einer gewissen Tiefe als unwirtlich erscheint, bietet scheinbar den idealen Lebensraum für unzählige Tiere. Ich muss wieder an das Sammelsurium an skurrilen Lebensformen aus der Tiefsee denken, das wir in Wien begutachtet hatten. Was lebt eigentlich alles in diesen Tiefen? Und vor allem – ist es wirklich so gefährlich, dort zu leben, wie man gemeinhin denkt? Immerhin hatte Cousteau doch bewiesen, dass der Mensch in den Tiefen der Weltmeere überleben kann – die richtige Ausrüstung vorausgesetzt. Doch welche »Ausrüstung« haben die Bewohner der Tiefsee selbst? Ich bin mir sicher, Tiere der Tiefsee sind anders als die Bewohner der Flachwasserriffe, die ich bisher kennengelernt hatte.
    Nachdem wir unseren Tauchgang beendet haben und eine erfrischende Dusche an Bord genossen haben, ist es an der Zeit für das Mittagessen. Dabei kommen Marcus und ich wieder mit Ahmed ins Gespräch. Wir versuchen, von ihm nähere Informationen über die Beschaffenheit der Tiefsee und vor allem Informationen über ihre Bewohner zu bekommen, doch Ahmed kann uns da nicht weiterhelfen. Sein Revier als Diveguide endet in maximal 40 Meter Tiefe. »Normalerweise! Aber einmal war ich auch bereits auf 300 Meter Tiefe«, erzählt er uns plötzlich freudestrahlend. Wir werden hellhörig. »Wie kommst du denn in diese Tiefe? Da kann man doch mit normaler Sporttauchausrüstung gar nicht mehr hin. Da bist du ja dann sogar schon im Mesopelagial angekommen«, gebe ich stolz mein neuerworbenes Fachwissen über die Tiefsee von mir.
    Ahmed kommt in Fahrt und erzählt uns von seiner Reise nach Costa Rica vor einigen Jahren. Dabei hatte er auch die Möglichkeit, mit einem dort beheimateten Tieftauchboot mitzufahren. »Und normale Touristen können das auch«, schließt er seine Ausführungen. Marcus sieht mich kurz von der Seite an – wir nicken uns zu. Das klingt nach einem perfekten Plan. Wir werden selbst einen Tauchgang in die oberen Schichten der Tiefsee machen, um herauszufinden, wie sich die Lebensformen beim Abstieg in die Tiefe ändern. Unser nächstes Ziel soll Costa Rica sein, es war beschlossen. So sehr wir die Zeit im Sudan auch genießen – wir mussten tiefer tauchen. Die Tiefe ist das Ziel.
Wie lange kann ein Tieftauch-Boot tauchen?
    Die Tauchdauer eines Tieftauch-Bootes ist in erster Linie von der Stromversorgung und dem Sauerstoffvorrat an Bord abhängig. In der Regel hat ein Tauchboot eine maximale Operationsdauer von rund 24 Stunden. Doch es gab ein Tauchboot, das alle Rekorde gebrochen hat: die US -amerikanische NR -1.
    Die 1969 in Betrieb genommene NR -1 war DAS Forschungs-U-Boot der US Navy. Die Besonderheit der 45,2 Meter langen und 4,2 Meter breiten NR -1 war einerseits die Stromversorgung: es hatte als einziges Tieftauch-Boot weltweit einen Nuklearantrieb. Die maximale Einsatztiefe lag bei 915 Metern, was im Vergleich nicht besonders viel ist. Allerdings konnte es unter Wasser mit bis zu 4 Knoten frei bewegt und am Meeresboden mit ausfahrbaren Rädern geparkt werden. Es hatte die Möglichkeit bis zu 13 Personen Besatzung zu transportieren und mit einem Greifarm Gegenstände vom Meeresboden zu bergen. Auf diese Weise wurden z.B. auch Wrackteile der missglückten Space-Shuttle-Mission Challenger geborgen.

    Die große Besonderheit der NR -1 aber war ihre Tauchdauer: Sie lag bei 330 Tagen. Die einzige Beschränkung bestand in der Knappheit des Raumes für die an Bord gebunkerte Nahrung und den Sauerstoff. In der Regel konnten aber Tauchfahrten von einigen Monaten unternommen werden. Als Mutterschiff diente ab 1994 die MV Carolyn Chouest, auf der zusätzlicher Nachschub gelagert wurde und die das Tauchboot immer an seine Einsatzorte schleppte.
    Die bekanntesten Einsätze der NR -1 – abgesehen von etlichen, die strengster Geheimhaltung unterlagen – waren u.a. 1995 die Tauchfahrt von Dr. Robert Ballard zum Wrack der HMHS Brittanic. 1997 fuhr Ballard damit zu ozeanographischen Untersuchungen in den Mittelmeer-Raum. Nicht zuletzt setzte die US Navy die NR -1 ein, um eigene Technologie vom Meeresgrund zu bergen. Zu den bekannt gewordenen Fällen zählt etwa 1976 die Bergung von Langstreckenraketen vom Typ AIM -54 Phoenix aus über 500 Metern Tiefe, die beim Absturz einer F-14 Tomcat verloren gingen.
    Der Bau der NR -1 kostete die US Navy 67,5

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