Tiefsee: Reise zu einem unerforschten Planeten
Material bestand. Auch die Problematik der Gelenke, die in größeren Tiefen nicht mehr richtig funktionierten, weil das Öl zur Schmierung stockte, konnte gelöst werden. Peress war sich jetzt sicher, dass sein Tritonia Anzug bis mindestens 370 Meter Tiefe eingesetzt werden konnte und brachte ihn 1930 auf den Markt. Im September desselben Jahres tauchte Peress Assistent Jim Jarret damit auf 123 Meter Tiefe im Loch Ness. Ungeheuer hat er übrigens keines gesichtet.
Der Test war ein voller Erfolg. Dennoch zeigte die Royal Navy kein Interesse daran, den Anzug zu kaufen. »Unsere Taucher müssen nie tiefer als 270 Meter tauchen – das ist für uns nicht interessant«, lautete der lakonische Ablehnungskommentar.
Nachdem Jim Jarret dann noch einen Tieftauchgang auf 305 Meter am Wrack der RMS Lusitania vor Südirland gemacht hatte sowie einige flachere Tauchgänge im Englischen Kanal, wurde die Produktion des Anzugs im Jahr 1937 endgültig eingestellt. Niemand hatte Interesse oder Verwendung für solch einen Anzug gezeigt.
Was ist ein JIM Suit?
Eines der wichtigsten technischen Geräte zur Erforschung der Tiefsee – und vor allem auch für Arbeiten in tiefen Regionen – war der JIM Suit. Dabei handelt es sich um einen Atmospheric Diving Suit ( ADS ), also einen Druck-Tauchanzug, der eine künstliche Atmosphäre aufweist. In den meisten Fällen ist diese Atmosphäre diejenige der Oberfläche, hat also einen Druck von 1 bar. Auf diese Weise besteht für den Taucher weder die Gefahr einer Stickstoffnarkose, noch die einer Dekompressionskrankheit.
Erfunden wurde der JIM Suit im Jahr 1969 durch die beiden Briten Mike Humphrey und Mike Borrow und ihre Firma Underwater Marine Equipment Limited ( UMEL ). Als Vorlage diente ihnen der Druckanzug Tritonia von Joseph Salim Peress, der auch an der Konstruktion des JIM Suit mitwirkte und bei der Namensfindung Unterstützung gab. Der JIM Suit wurde nämlich nach Peress früherem Assistenten Jim Jarret benannt – ein spätes Dankeschön für dessen Erfolge mit dem Tritonia.
Als Einsatzgebiet fassten die Konstrukteure im Vorhinein bereits die petrochemische Industrie ins Auge. Diese jedoch zeigte keinerlei Ambitionen, die Entwicklung des Anzugs zu finanzieren. Dennoch wurde der erste JIM im November 1971 fertiggestellt und die ersten Tauchversuche in 121 Meter Tiefe unternommen. Weitere Tests auf 300 Meter, auch durch die US Navy Experimental Diving Unit, erfolgten und waren alle erfolgreich. Die Petrochemie zeigte aber immer noch kein Interesse an diesem Anzug.
Erst als 1975 das US -amerikanische Tauchunternehmen Oceaneering Limited die Rechte an dem Anzug erwarb, samt der Exklusivrechte zum Einsatz an Ölfeldern, wurde man hellhörig. Die britische Regierung, die die Entwicklung teilweise mitfinanziert hatte, zeigte sich weniger erfreut, dass ein Amerikaner jetzt die Exklusivrechte daran haben sollte.
Sei es, wie es sei – der Siegeszug des JIM konnte beginnen. Bis zum Jahr 1981 hatte man 19 JIM Suits produziert, die in Tiefen bis zu 394 Metern eingesetzt wurden und bestehende Weltrekorde der Reihe nach brachen. Seine größten Auftritte hatte der JIM aber wohl in den Spielfilmen »James Bond – In tödlicher Mission« und im Tiefsee-Horrorfilm »Deep Star Six«. Im Jahr 1990 wurde der letzte JIM produziert, da sein Nachfolger, der WASP , bereitstand und ihn ablöste.
Was kann ein WASP ?
Der Nachfolger des legendären JIM Suits, der WASP , wurde Anfang 1990 der Öffentlichkeit vorgestellt. Um für einen größeren Einsatzbereich zu dienen, war der neue »Anzug« in Wirklichkeit mehr ein Ein-Personen-Tauchboot denn ein Druck-Tauchanzug. Das Oberteil des WASP sieht zwar noch aus, wie man es vom JIM gewohnt war. Eine Plexiglaskuppel ermöglicht dem Fahrer, die Umgebung bestmöglich im Auge zu behalten und ein Plastikgehäuse hält den Außendruck da wo er hingehört – draußen. Zwei Arme mit daran befestigten Werkzeugen können flexibel bedient werden, wodurch Unterwasser-Arbeiten in größeren Tiefen ein Kinderspiel sind.
Ab den mittleren Extremitäten hört sich die Gemeinsamkeit aber auf. Hier geht der Oberkörper in eine Art Mini-U-Boot über. Zwei vertikale und zwei horizontale Propeller verschaffen dem WASP größtmögliche Bewegungsfreiheit. Eines der Hauptprobleme beim JIM – und auch bei dessen kanadischem Pendant dem Newtsuit – war nämlich, dass der Pilot seine Füße irgendwo aufstellen musste oder ansonsten nur statisch an einem Seil hängend arbeiten
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