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Tiefsee: Reise zu einem unerforschten Planeten

Tiefsee: Reise zu einem unerforschten Planeten

Titel: Tiefsee: Reise zu einem unerforschten Planeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Ochsenbauer
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ganz andere Dimensionen, nämlich in die Tiefen der Weltmeere. Hier sollte, nach seinem Dafürhalten, eine Möglichkeit geschaffen werden, um der Menschheit ein Überleben zu sichern. Aquanauten sollten nach seiner Vorstellung in Zukunft lange Zeit unter Wasser leben können. Wen interessierte da schon das Weltall, Cousteau sicher nicht.
    Zwischen 1962 und 1965 errichtete er gleich drei Unterwasser-Habitate, also Unterwasser-Lebensräume, in den Tiefen der Ozeane. Nach ihrem generellen Standort benannte er sie »Conshelf« – eine Kurzform des englischen Wortes für Kontinentalschelf (Continental shelf) bzw. auch Precontinent. Sein Komplex im Roten Meer am Shaab Rumi vor der Küste von Port Sudan, Conshelf II, sollte das berühmteste dieser Habitate werden. Ein großer Komplex in Form eines vierarmigen Seesterns wurde auf einem Sandplateau in 10 Meter Tiefe errichtet. In einer kleinen Garage neben dem Hauptgebäude waren Mini-U-Boote, die man heute wohl als Unterwasser-Scooter bezeichnen würde, untergebracht.
    Hier verbrachte im Juni 1963 ein Team von fünf Männern und einem Papagei (ich habe nie behauptet, Cousteau wäre nicht exzentrisch gewesen) ganze 30 Tage am Stück in der Tiefe des Roten Meers, umgeben von Korallen und Fischschwärmen. Es fehlte ihnen dabei an nichts. Eine permanente Strom- und Luftversorgung samt Klimaanlage sorgte für eine angenehme Wohnumgebung, eine vollausgestattete Küche, fließendes Süßwasser, ein Telefon und sogar ein Fernseher für ein behagliches Wohlbefinden.
    In alten Filmen kann man den Mitgliedern der Mannschaft dabei zusehen, wie sie Lieder singen, gemeinsam mit Cousteau, der samt Frau seinen 26. Hochzeitstag dort feierte, Champagner trinken und sogar, man höre und staune, Zigaretten rauchen. Währenddessen wurden natürlich auch unzählige Unterwasser-Experimente unternommen. Schließlich hatte sich noch nie zuvor ein Mensch solange in dieser Tiefe aufgehalten. Die Erlebnisse in Conshelf II erschienen unter dem Titel »Die Welt ohne Sonne« auch als Film der prompt einen Oscar gewann. Eben ein wahrer Geschäftsmann, der Herr Kapitän.
    Das 1965 in einer Tiefe von 110 Metern vor Cap Ferrat in Südfrankreich aufgebaute Conshelf III Habitat sollte die Krönung der Serie sein. Das zweistöckige, kugelförmige Unterwasser-Gebäude bot Platz für sechs Personen, die hier 130 Tage verbrachten um die verschiedensten Arbeiten und Experimente durchzuführen. So wurden u.a. auch Offshore-Arbeiten an Erdölfördereinrichtungen durchgeführt und neue Kommunikationsanlagen getestet.
    http://www.cousteau.org/
Was war SEALAB?
    Nachdem Cousteau im Roten Meer beeindruckende Ergebnisse beim Leben in den Tiefen der Meere feiern konnte, wollte auch die US Navy nicht hintanstehen und veranlasste eine eigene Habitat-Serie in der Unterwasser-Welt: SEALAB . Natürlich mussten diese Experimente in größeren Tiefen erfolgen. Gesagt, getan: Im Juli 1965 wurde SEALAB I in 58 Meter Tiefe (192 Fuß) vor der Küste der Bahamas versenkt. Ursprünglich sollte die Mannschaft hier 21 Tage ausharren, allerdings machte ein Hurrikan im Atlantik der Navy einen Strich durch die Rechnung und das Experiment wurde nach 11 Tagen abgebrochen.

    Im darauf folgenden Jahr wurde SEALAB II vor der Küste Kaliforniens in eine Tiefe von 62 Metern (205 Fuß) versenkt. Drei Mannschaften zu je 10 Personen wechselten sich alle 15 Tage bei ihrer Arbeit im Unterwasser-Labor ab. Ein besonders prominenter war auch darunter: der zweite Amerikaner im Weltraum, Malcolm Scott Carpenter (geb. 1. Mai 1925). Im Jahr 1962 flog er mit dem Raumschiff Aurora 7 im Rahmen des Mercury-Atlas-7-Projekts in die Erdumlaufbahn. Carpenter verbrachte als einziges Mannschaftsmitglied 30 Tage am Stück in SEALAB II . In dieser Zeit schrieb er übrigens auch Geschichte, indem er den ersten Funkspruch aus den Tiefen der Weltmeere in den Orbit abschickte, nämlich an Gordon Cooper, der gerade mit seiner Gemini V Kapsel in 370 Kilometern Höhe über der Erde schwebte. Eine der anderen Aufgaben des Projekts war es übrigens, einem Delfin – Tuffy – beizubringen, im Ernstfall eine Rettungsaktion zur Oberfläche durchzuführen. Das Training gelang zwar, aber es kam zu keinem Ernstfall.
    Carpenter war dann auch bei der dritten SEALAB Mission im Jahr 1969 mit an Bord. SEALAB III wurde in einer Tiefe von 182 Metern (600 Fuß) wieder vor der Küste Kaliforniens errichtet. Allerdings war diesem Projekt nicht so viel Erfolg wie seinen Vorgängern beschieden.

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