Tiefsee: Reise zu einem unerforschten Planeten
Bereits kurz nach dem Errichten begann das Habitat zu lecken. Beim Versuch das Leck abzudichten, starb auch noch ein Taucher der US Navy. Das führte schließlich zum Abbruch dieses Projekts. Allerdings befanden sich die USA mittlerweile bereits im Kalten Krieg und was sich beim Dekomprimieren der SEALAB -Mannschaft an Bord abspielte, könnte jeden Spionage-Roman krönen. Sauerstoff-Leitungen wurden sabotiert, bewaffnete Wächter passten auf, dass keine weiteren unsauberen Aktionen vonstattengingen und trotzdem wurden immer wieder Teile der Dekompressionskammer zerstört. Die Aquanauten überstanden die Dekompression dennoch unbeschadet.
Die Erkenntnisse aus den drei SEALAB -Experimenten flossen schlussendlich in Techniken zur Unterwasser-Kriegsführung im Kalten Krieg ein. Und der ehemalige Astronaut Carpenter? Er schied noch im selben Jahr aus dem Militärdienst aus und gründete das Unternehmen Sear Sciences, dessen Ziel es war, Meeres-Ressourcen zu nutzen. Sein Geschäftspartner dabei war kein geringerer als Kapitän Jacques-Yves Cousteau.
Was war die Besonderheit beim Tektite II Projekt?
Als die NASA in Kooperation mit der US Navy eine eigene Testreihe zum Leben unter Wasser plante, war der Name schnell gefunden: Tektite. So bezeichnet man nämlich kleine Meteoriten, die den Erdeintritt überstehen und dann im Meer landen. Zwischen 1969 und 1970 wurden etliche Missionen unter dem Namen Tektite durchgeführt, wobei das Tektite II Habitat und dessen Mission 6 wohl das bekannteste war.
Zwei Stahlzylinder, jeweils 3,5 Meter lang und 2,8 Meter hoch, wurden in 15 Meter Tiefe vor der amerikanischen Küste verankert. Betten, eine Spüle, ein Ofen, ein Kühlschrank, ein Radio und sogar ein Fernseher sollten der jeweiligen Mannschaft das Leben erleichtern. Und das besondere an Tektite II Mission 6 war dessen Mannschaft – oder besser gesagt Frauschaft. Erstmals in der Geschichte wurde nämlich eine reine Damen-Crew, rund um Teamleiterin Dr. Sylvia Earle, in die Tiefen der Ozeane geschickt. Bis dato war das verpönt gewesen. Man konnte doch schlecht Männer und Frauen gemeinsam auf engstem Raum unterbringen.
Dieser Crew ist es wahrscheinlich zu verdanken, dass Frauen aus der Welt der Meereswissenschaften nicht mehr wegzudenken sind. Und das ist gut so.
Gibt es heutzutage noch Unterwasser-Habitate?
Von all den unzähligen Unterwasser-Habitaten, die in den vergangenen 50 Jahren weltweit errichtet wurden, existieren heute nur noch zwei. Eines davon ist das ehemalige Puerto Rico International Undersea Laboratory ( PRINUL ), das zwischen 1971 und 1976 für wissenschaftliche Forschung errichtet wurde, seit 1986 aber als Jules’ Undersea Lodge vor den Florida Keys der USA als Unterwasser-Hotel dient. Das einzige noch in Betrieb befindliche Habitat ist die Aquarius, die sich im Besitz der NOAA befindet. Die Einsatztiefe dieses Habitats, das mit seinen 300 Tonnen Gewicht südöstlich von Key Largo vor den Florida Keys verankert ist, liegt zwischen durchschnittlich 19 und maximal 36 Metern.
Der Bau der Aquarius hat rund 1,4 Mio. US -Dollar gekostet, was durch die unzähligen Experimente, die dort Jahr für Jahr durchgeführt werden, aber schon längst wieder eingenommen wurde. Insgesamt haben bis heute rund 200 Wissenschaftler von über 90 Organisationen die Möglichkeiten der Aquarius für sich in Anspruch genommen. So werden z.B. neben streng geheimen militärischen Experimenten auch Vorbereitungsübungen auf Weltraumflüge der NASA durchgeführt und Wissenschaftler aus aller Welt arbeiten in Echtumgebung mit marinen Lebewesen, wie etwa an der Erforschung von Tiefseeschwämmen oder der Ursache der Übersäuerung der Meere.
Derzeit plant die NOAA , die maximale Tauchtiefe der Aquarius zu steigern – ob sie es aber jemals in die Tiefsee schafft, darf bezweifelt werden, obwohl dies durchaus eine interessante Vorstellung wäre.
http://www.noaa.gov
Das Leben im Abyss
»Die Tiefsee ist das größte Museum der Welt – und beinhaltet mehr Exponate als alle Museen an Land gemeinsam.«
Dr. Robert Ballard, Meeresforscher University of Rhode Island
http://www.underseahunter.com/
San José, Costa Rica, Pazifik
Mittwoch, 17.32 Uhr
Als wir das klimatisierte Flughafengebäude verlassen, verschlägt uns die schwüle, heiße Luft der Tropen kurz den Atem. Im Gegensatz zum Sudan herrschen hier, in der Hauptstadt Costa Ricas, gefühlte 99 Prozent Luftfeuchtigkeit. Bereits beim Landeanflug beeindruckte uns die in 1.170 Meter über
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