Tiefsee: Reise zu einem unerforschten Planeten
Zuge meiner Recherchen herausfinden konnte, dürfte die internationale Hai-Mafia Milliarden an Umsatz machen. Kein Wunder, dass sie ihr Geschäft munter weiter betreibt.
Ein altes Fischerboot erscheint im Scheinwerferlicht der Docks und verschwindet in einem der Private Docks. Ich denke mir meinen Teil und gehe schlafen.
GalMar Dock, Puntarenas, Pazifik
Donnerstag, 08.13 Uhr
Der lange Flug und der damit verbundene Schlafentzug sind Marcus’ Gesicht beim Frühstück deutlich anzusehen. Tiefe, dunkle Augenringe lassen seine blauen Augen noch mehr hervorstechen. Ich bin mir sicher, ich sehe noch erbarmungswürdiger aus. Dennoch gibt uns das bevorstehende Abenteuer neue Energie. Von der Terrasse aus blicken wir auf den blitzblauen Himmel, der sich in den Wogen des Pazifiks spiegelt. Nur einige dunkle Kumulus-Wolken trüben den atemberaubenden Ausblick auf die grünbewaldete Küste und die kilometerlangen Sandstrände, die die Halbinsel von Puntarenas säumen. Vor uns schaukelt die strahlend weiße Sea Hunter, das Boot, auf dem wir die nächsten Tage quer durch den Pazifik gondeln werden. Noch ein Kaffee, dann ist es soweit und Ofer, ein bulliger, breitschultriger Israeli Mitte dreißig holt uns ab, um uns an Bord zu führen. Was mir an ihm besonders auffällt, sind seine großen Mandelaugen mit den langen Wimpern, für die jede Frau Morde begehen würde. Durch seine Statur in Kombination mit einem gepflegten Dreitagebart wirkt Ofer allerdings in keiner Weise weiblich, ganz im Gegenteil.
»Hier haben wir unser Baby. 36 Meter lang, 8 Meter breit und 1.200 PS stark. Die Undersea Hunter wird uns in den nächsten Tagen zu unserem Bestimmungsort, Cocos Island bringen. Und dort geht es dann in die Tiefe.« Mit einem Zahnpasta-Lächeln beschließt Ofer seinen Vortrag. An Bord angekommen bewundern wir zuerst das über zehn Meter lange Tauchdeck am Heck des Bootes – und vor allem auch das Objekt, das dort für den Transport festgezurrt ist. Dort steht, eingehüllt in Planen, der Grund für unsere Reise hierher nach Costa Rica – ein sechs Meter langes, drei Meter breites und drei Meter hohes, quietschgelbes U-Boot. Die »Deep See« wartet darauf, zu ihrem Einsatzort vor Cocos Island gebracht zu werden.
Lange können wir unseren Blick nicht von diesem beeindruckenden technischen Meisterwerk lösen. Doch schließlich machen wir uns auf, unser Schiff zu erkunden. Vom Tauchdeck aus betreten wir den Salon, ganz in hellem Holz gehalten, in dem gemütliche Sofas zum Verweilen einladen. Ein TV-Gerät in der Ecke soll wohl die Langeweile während der doch sehr langen Überfahrt überbrücken helfen. Durch den Salon gelangen wir ins Speisezimmer, direkt neben der Kombüse. Dort werden wir in den nächsten Tagen unsere zahlreichen Mahlzeiten einnehmen. Nur keinen Fisch, denke ich bei mir. Den wollen wir uns ja unter Wasser ansehen und nicht auf dem Teller. Da hätte ich auch gleich zu Hause bleiben können.
Direkt neben dem Speisesaal lädt eine kleine Kajüte zum Studieren ein, so zumindest der offizielle Name »Studienzimmer«. Hier kann man seine Fotos und Videos auswerten und sich auch in die ein oder andere Lektüre über die Tiefsee vertiefen. Ich beschließe, hier einiges an Zeit zu verbringen.
Ofer weist uns im Unterdeck eine backbordseitige Kabine im Heck der Undersea Hunter zu. Eine geräumige Unterkunft, verkleidet mit edlem Teak, mit zwei Einzelbetten. Durch ein kleines Fenster – Bullauge wäre hier wohl eine Untertreibung – kann ich einen Blick auf den Pazifik erhaschen. Ruhig sieht er aus, denk ich mir. So muss es wohl auch Fernando Magellan ergangen sein, der dem größten unserer Weltmeere aufgrund der – scheinbaren – Friedlichkeit seinen Namen gab: den friedlichen Ozean, Pazifik.
Kurz nach dem Ablegen wird mir bewusst, warum es allgemein heißt, der Pazifische Ozean wäre gar nicht so friedlich: Unser Schiff stampft genau gegen die Wellen in Richtung Südosten. Das Boot hebt und senkt sich in einem fort und den ersten Passagieren wurde bereits übel, bevor sie überhaupt noch den Satz »Das sind aber wirklich schöne Kabinen…« zu Ende sprechen konnten. Marcus und ich haben es uns währenddessen gemütlich gemacht und besprechen die weitere Vorgehensweise.
»Wir sollten mal diesen Ofer interviewen – ich bin mir ziemlich sicher, er kann uns schon während der Überfahrt einiges erzählen, das für unsere Recherchen wichtig ist.«
»Und was willst du ihn fragen? Wieso er so hübsche Mandelaugen
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