Tiefsee: Reise zu einem unerforschten Planeten
Geschlechtern. Damit war vorerst einmal bewiesen, dass es manche männliche Kalmare mit dem jeweiligen Sexualpartner nicht so genau nahmen – oder anders ausgedrückt: genommen wurde, wer grad da war. Daraus folgernd schloss Hoving, dass es für die Tiefsee-Kalmare einfacher war, ihr Sperma rundherum zu verteilen, als mühsam eine tatsächlich zur Fortpflanzung geeignete Partnerin zu finden. Mithilfe dieses »Gießkannen-Prinzips« sparen sie sich viel Sucharbeit und kommen dennoch – über kurz oder lang – auf ihre Kosten.
Was ist ein Glas-Oktopus?
Beim äußerst seltenen Glas-Oktopus ( Vitreledonella richardi ) handelt es sich um einen durchsichtigen pelagischen Oktopus, der seinen Lebensraum in den tropischen und subtropischen Meeren rund um den Erdball hat und sich dort vorwiegend in Tiefen zwischen 1.000 und 4.000 Metern in der Gegend von Tiefseerücken aufhält. Die gelegentlichen Sichtungen dieses wahren Tarnkünstlers erfolgten allerdings zumeist in flacheren Tiefen von um die 200 Meter, wie zuletzt im April 2012 durch das Tauchboot » Deep See« in der Nähe von Cocos Island. Der Körper ist bis zu 11 cm lang, die gesamte Länge inklusive den Tentakeln beträgt maximal 45 cm.
Im Gegensatz zu den meisten Tiefsee-Kraken weist der Glas-Oktopus keine Flossen (Cirren) auf. Dieses »Manko« dürfte er mit seinem natürlichen Tarnmantel wettmachen. Jene Teile des Körpers, die nicht durchsichtig sind, etwa die Augen und die Verdauungsdrüse, sind dermaßen schmal, dass sie von unten betrachtet gegen das Licht der Oberfläche kaum wahrgenommen werden können.
Interessant ist auch das Paarungsverhalten dieser Kraken. Da ein reges Sexualleben in der Tiefsee nicht so einfach vonstattengehen kann, hat sich Mutter Natur etwas Besonderes einfallen lassen: Beim Geschlechtsakt begibt sich das Männchen in den Mantel des Weibchens, wird also mitgetragen und kann ungestört seine Fortpflanzungsarbeit verrichten. Klingt doch irgendwie gemütlich.
Was ist ein Perlboot?
Ein Perlboot ist nicht nur ein Mitglied der Klasse der Kopffüßer, sondern eigentlich ein lebendes Fossil. Die ersten Perlboote können bis zum Ende des Kambriums vor etwa 500 Millionen Jahren nachgewiesen werden. Die beiden heute noch bekannten Gattungen Nautilus und Allonautilus dürften auf einen einzigen, gemeinsamen Verwandten in dieser Zeit zurückgehen.
Im Gegensatz zu anderen Kopffüßern, wie etwa Krake oder Kalmar, besitzen Nautilide, wie Perlboote wissenschaftlich bezeichnet werden, eine aufgerollte Schale, deren Innenraum in Kammern aufgebaut ist, die durch Zwischenwände (Septen) geteilt sind. Durch all diese Kammern führt eine Art Röhre, der sogenannte Siphunculus, mit dessen Hilfe sowohl der Auftrieb als auch der Antrieb geregelt werden. Dabei handelt es sich nämlich um nichts anderes als einen hochkomplizierten Jet-Antrieb, durch den Gas ausgestoßen werden kann. So kann sich das Tier mit einer Art Wipp Bewegung mit zwei Zentimetern pro Sekunde fortbewegen.
Die innerste Kammer, die zugleich als »Wohnhöhle« dient, ist mit Perlmutt beschichtet, was den Nautiliden auch den deutschen Namen eingebracht hat. An der äußersten Kammer ist zudem eine Klappe angebracht, mit der die Schale hermetisch abgeschlossen werden kann. Ziemlich aufwändig, was sich die Evolution da hat einfallen lassen. Es wird aber noch eindrucksvoller: Trifft ein Nautilide einen Kraken, müsste er ihn eigentlich auslachen. Im Gegensatz zu den acht Armen des Verwandten haben männliche Perlboote rund 60 Tentakel, weibliche sogar bis zu 90. Diese sind kranzförmig am Kopf rund um die Mundöffnung angebracht. Im Gegensatz zu anderen Tintenfischen haben Nautilide auch keine Saugnäpfe an ihren Tentakeln, sondern geben ein klebriges Sekret ab, mit dessen Hilfe sie Beute festhalten.
Die bis zu 28 cm großen Tiere leben im westlichen Pazifik und in einigen Bereichen des Indischen Ozeans an den Riffhängen, die bis in Tiefen von rund 650 Meter hinabführen. Auf Nahrungssuche kommen sie nachts in eine Tiefe von rund 100 Metern herauf. Leider werden sie bei diesen Beutezügen aber selbst Opfer ihres größten Feindes: des Menschen. Tausende von Perlbooten werden alljährlich gefangen, um ihre Schale als Souvenir an arglose Touristen zu verhökern.
Was sind Laternenhaie?
Die Familie der Laternenhaie ( Etmopteridae ) umfasst ungefähr 45 bekannte Arten (die Wissenschaftler sind sich nicht ganz einig, ob es 43, 44 oder doch 45 sind) und lebt seit rund 45 Millionen Jahren
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