Tiefsee: Reise zu einem unerforschten Planeten
– also auch in große Tiefen. Bis in 1.006 Meter Tiefe konnten Riesenhaie bereits nachgewiesen werden.
Etwas weniger ist über den größten Fisch der Welt, den Walhai ( Rhincodon typus ) bekannt. Dieser bis zu 13,7 Meter lange Hai konnte zwar bereits in Tiefen von 300 Metern entdeckt werden, Wissenschaftler vermuten aber, dass er noch tiefere Regionen aufsucht, um seinen Nachwuchs aufzuziehen. Wie der Riesenhai ernährt sich auch der Walhai von Plankton, allerdings auch von Makrelen und Thunfischen. Hat man einmal das Glück, Walhaie nahe der Oberfläche zu erleben, ist dies zumeist in Gewässern mit Wassertemperaturen um die 25° Celsius – aber dort treten sie dann auch gleich mal in Schulen von bis zu 400 Tieren auf.
Wie tief tauchen Haie?
Eines sei gleich vorweggeschickt: Über die Tiefsee ist extrem wenig bekannt, daher sind natürlich auch über die in der Tiefe lebenden Haie nur wenige Informationen vorhanden. Dennoch gibt es zwei Rekord-Jäger unter den Haien, die bereits in Tiefen von bis zu 3.500 Metern nachgewiesen werden konnten: den Zigarren-Hai ( Isistius brasiliensis ) und seinen Familiengenossen, den Großzahn-Zigarrenhai ( Isistius plutodus ). Diese bis zu 0,5 Meter großen Gesellen wurden zwar bereits in allen Weltmeeren beobachtet, es ist aber sehr wenig über sie bekannt.
Der Zigarrenhai zeichnet sich durch den namensgebenden schlanken, zylindrischen Körper mit bräunlicher Färbung samt dunklem, durchgehenden Band in Höhe der Kiemen aus. Besonders auffällig sind seine grünlichen Leuchtorgane am hinteren Mittelteil und an der Bauchseite – wahrscheinlich die Tiefsee-Variante von »Wer das hier lesen kann, ist zu nahe aufgefahren.« Der »Großzahn-Zigarrenhai« weist ebenfalls eine bräunliche Färbung auf, hat allerdings kein dunkles Band, sondern einen dunklen Fleck im Kiemenbereich. Wie sein Artgenosse ist er biolumineszent, leuchtet also von sich aus. Bei ihm befinden sich die Leuchtorgane an der Körperunterseite. Wissenschaftler vermuten, dass die leuchtende Bauchseite die Silhouette des Hais gegen die Wasseroberfläche hin unsichtbar macht. Der dunkle Fleck in der Kiemengegend imitiert einen kleinen Fisch und lockt dadurch größere Räuber an – die wiederum Opfer des Zigarrenhais werden.
Ihrer Fressgewohnheit verdanken die beiden Vertreter der Zigarrenhaie nämlich ihre eigenwilligen Zweitnamen »Plätzchenstecher-Hai« bzw. »Großzahn-Plätzchenstecher-Hai«. Die beiden Zigarrenhaie heften sich parasitär an größere Tiere, u.a. auch an Riesenhaie, und stanzen ihnen in Drehbewegungen kreisförmige Stücke aus dem Leib. Die saugnapfartigen Lippen bzw. der spitze »Großzahn« helfen ihnen dabei, sich ordentlich festzuhalten. Einem Festessen frei nach Großmutters Plätzchenkochbuch steht dadurch nichts mehr im Weg.
Was ist das gefährlichste Tiefsee-Lebewesen?
Gefährlich ist natürlich ein relativer Begriff – dennoch gibt es aber ein Tier, dem man, im Vergleich zu seinen anderen Mitbewohnern der Tiefsee, wohl durchaus diesen Begriff umhängen kann: der Weiße Hai ( Carcharodon carcharias ). Dieser aufgrund eines unsäglichen Hollywood-Spielfilms zu trauriger Berühmtheit gelangte Hai verdankt seinen Namen seinem weißen Bauch. Dass er früher auch oft »der weiße Tod« genannt wurde, liegt weniger an seiner Blutgier (die er natürlich nicht hat), sondern an den Walfängern, an deren Walkadavern er sich oft zu schaffen machte.
Diese bis zu 7 Meter großen Haie sind weltweit in gemäßigten Regionen zu finden und stoßen nachgewiesenermaßen in Wassertiefen von bis zu 1.300 Meter vor, wobei sie aber den Großteil ihrer Zeit innerhalb von 5 Metern unter der Wasseroberfläche oder in Tiefen zwischen 300 und 500 Metern verbringen. Wie tief Weiße Haie aber tatsächlich tauchen können, konnte bis dato noch nicht herausgefunden werden. Es gibt die Vermutung, dass auch sie ihre Jungtiere in der Gegend von hydrothermalen Quellen der Tiefsee aufziehen. Genaueres ist aber nicht bekannt.
Das einzige, das man mit Sicherheit sagen kann, ist, dass der Weiße Hai akut vom Aussterben bedroht ist. Manche Wissenschaftler meinen sogar, dass in manchen Gebieten der Weltmeere nur noch so wenige Weiße Haie vorhanden sind, dass sie biologisch als ausgestorben gelten müssen. So wurde etwa allein vor der Ostküste der USA der Weiß-Hai-Bestand innerhalb der letzten 15 Jahre um rund 89 Prozent reduziert. Ein wunderbares, für das ökologische Gleichgewicht der Weltmeere unverzichtbares,
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