Tiefsee: Reise zu einem unerforschten Planeten
Bismarck traf jedoch das Munitionsdepot der HMS Hood und versenkte sie. Eine sechste Salve, die ebenfalls noch abgegeben wurde, soll ein Nachläufer gewesen sein. Von 1.419 Besatzungsmitgliedern der HMS Hood überlebten nur drei Matrosen. Die gleichfalls schwer getroffene Prince of Wales konnte dem nichts mehr entgegenhalten und drehte ab.
Doch die Schlacht war auch an der Bismarck nicht spurlos vorübergegangen. Ein Durchschuss im schwach gepanzerten Vorschiff durchbrach die Zuleitungen von den vorderen Ölbunkern zu den Kesseln der Bismarck. Durch das Leck im Vorschiff drangen zudem etliche Tonnen Wasser ein und bereiteten ihr eine leichte Schlagseite, auch wenn die Lenzpumpen der Lage Herr werden konnten. Aufgrund der Beschädigungen wollte der Kapitän, Admiral Lütjen, dennoch lieber den nächsten sicheren Hafen ansteuern, um auf Nummer sicher zu gehen. Die Prinz Eugen blieb zurück, während die Bismarck Saint-Nazaire die französische Atlantikküste ansteuerte. Um Verstärkung zu bekommen, wurde zudem ein Funkspruch abgesetzt. Dieser Funkspruch wurde zugleich zum Verhängnis der Bismarck, da die Royal Navy ihn abfangen konnte und dadurch die Position und den Kurs der Bismarck kannte. Die große Jagd konnte beginnen.
Am 26. Mai 1941 war es soweit: ein Geschwader Fairey Swordfish-Torpedobomber der HMS Ark Royal griff die Bismarck an. Obwohl die Flugzeuge eher langsam waren, konnte die Mannschaft des Schlachtschiffs keinen einzigen Treffer anbringen. Anders die Erfolgszahl des Geschwaders: Nachdem einige Flugzeug-Torpedos an der Rumpf-Panzerung wirkungslos abgeprallt waren, konnte ein einziger in die Backbord-Seite eindringen und die Ruderanlage schwer beschädigen. Da die Ruderanlage nicht so leicht zu reparieren war, wollte man sie mit einer Wasserbombe freisprengen, was aber auch nur zum Teil gelang. Langsam setzte das Schiff seine Fahrt Richtung sicheren Hafen fort. Am nächsten Tag, dem 27. Mai 1941, war die letzte Fahrt der Bismarck vorbei. Das Schiff wurde von zwei Schlachtschiffen und zwei Schweren Kreuzern gestellt und versenkt. Von 2.092 Mann Besatzung überlebten nur 116 Mann. Die Versenkung der HMS Hood war eindrucksvoll gerächt worden.
Die Wiederentdeckung erfolgte schließlich fast 50 Jahre später, genauer gesagt am 8. Juni 1989. Der amerikanische Tiefseeforscher Robert Ballard, der bereits etliche Tiefsee-Wracks gefunden hatte, machte in 4.800 Metern Tiefe des Atlantiks mit Hilfe des Tauchroboters ARGO die ersten Bilder des Wracks der Bismarck. Bei weiteren Expeditionen im Jahr 2001 durch ein britisches Team und 2002 durch ein Team um den Regisseur James Cameron wurden zum Teil widersprüchliche Erkenntnisse gewonnen. Zwar konnten Torpedo- und Granatentreffer ausgemacht werden, aber ob diese wirklich für den Untergang verantwortlich waren, ließ sich nicht hundertprozentig beweisen. Die Geschichte der Bismarck lebt jedenfalls weiter – auch in der Tiefsee, wie eine im Jahr 2001 durch eine Privatexpedition durch die MIR1 und MIR2 am Rumpf angebrachte Tafel belegt: »Die Lebenden gedenken der Toten. Kameradschaft Schlachtschiff Bismarck. 1941 – 2001«
Was hatte die HMS Sussex geladen?
Als die HMS Sussex, ein 48 Meter langer und 12,6 Meter breiter Dreimastschoner, am 11. April 1693 in der Chatham-Werft in Kent vom Stapel lief, war gerade der Pfälzische Erbfolgekrieg in vollem Gang. Dies wollte sich der englische König Wilhelm III. zu Nutze machen, und Victor Amadeus, den Herzog von Savoyen, zu einem Feldzug gegen den französischen König, Ludwig XIV., verleiten um ihn von einer Allianz mit den Franzosen abzuhalten. Diese hatten dem Herzog nämlich bereits ein höchst unmoralisches Angebot gemacht: 3.000.000 französische Silbermünzen und 6 Tonnen Gold sollten Victor Amadeus an die Seite des Sonnenkönigs bringen. Um dies zu vermeiden, musste Wilhelm III. das Angebot überbieten.
Er entsandte die kurz zuvor erst fertiggestellte HMS Sussex unter dem Kommando von Admiral Sir Francis Wheeler am 27. Dezember 1693 mit einem entsprechenden Geheimauftrag ins Mittelmeer. Als Begleitschutz diente die gesamte britische Flotte, immerhin 199 Schiffe jedweder Größe. Im Hafen von Cadiz in Spanien nahmen sie Proviant auf und warteten fast ein Monat lang. Was sie in dieser Zeit gemacht haben, bleibt bis heute ein Rätsel. Immerhin ist belegt, dass Ende Januar 1694 ein Teil der Flotte, unter Führung des Flaggschiffs HMS Sussex und seines Kapitäns, Admiral Wheeler, Kurs auf Gibraltar nahm, und von
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