Tiefsee: Reise zu einem unerforschten Planeten
kommen. Sie sagte dem Wissenschaftler, Dr. Robert Ballard, Unterstützung bei seiner Mission zum Wrack der Titanic zu – unter der Voraussetzung, dass im Zuge der Suche nach dem Wrack auch das gesunkene Atom-U-Boot einer genaueren Untersuchung unterzogen wurde. So kam es, dass noch im selben Jahr der Tieftauch-Roboter ALVIN des Woods Hole Oceanographic Instituts ( WHOI ) samt Crew unter Leitung von Dr. Ballard ausfuhr, um – getarnt als Suche nach der Titanic – genauere Videoaufnahmen der US S Scorpion zu machen. Doch auch während dieser Mission war es nicht möglich, Bilder aus dem Inneren des Torpedoraums zu bekommen, in dem – so vermutete man – die Explosion stattgefunden hatte.
Erst Jahre später – der Kalte Krieg war mittlerweile offiziell vorbei – veröffentlichte die Regierung unter Präsident Bill Clinton die internen Untersuchungsergebnisse, die man seit 1969 gesammelt hatte. Dabei wurde als wahrscheinlichste Unfallursache ein »Hot Run« eines Torpedos angenommen. Bei diesem Szenario, das auch bei Tests zuvor bereits aufgetreten war, aktiviert sich der Torpedo bereits in der Torpedokammer. Zur Deaktivierung des Torpedos muss das Schiff in Folge eine 180-Grad-Drehung vollführen – was aber auch nicht immer hilft. Kurz vor der Explosion, konnte bei der USS Scorpion eine solche Wende registriert werden.
Bis heute kann man nur eines mit 100-prozentiger Sicherheit sagen: Am 22. Mai 1968 – rund 700 km südwestlich der Azoren, im Nordatlantik – fand die USS Scorpion in 3.380 Meter Tiefe ihre letzte Ruhestätte. Alle Besatzungsmitglieder fanden beim Untergang des U-Bootes den Tod. Soweit die traurigen Fakten – doch was sich im Zuge des Untergangs, aber auch danach bei der Suche nach dem Wrack, abgespielt hat, wird man wohl nie endgültig erfahren.
Eines sollte man dennoch nicht unerwähnt lassen: Trotz der enormen Tiefe, in der das Wrack liegt, geht davon noch immer eine große Gefahr für die Umwelt aus. Immerhin befinden sich neben dem Reaktor auch zwei Mark-45- ASTOR -Torpedos mit nuklearen Gefechtsköpfen an Bord. Aus diesem Grund werden seitens der US Navy auch regelmäßig Wasser- und Sedimentproben auf Kontamination untersucht. Bis heute konnte noch keine Strahlung nachgewiesen werden. Die Betonung liegt dabei auf »noch«.
Wieso lässt Großbritannien Schatzschiffe suchen?
Das 1919 in London vom Stapel gelaufene Dampfschiff SS Gairsoppa diente Jahrzehnte lang als Frachter, der Großbritannien mit Indien verband. So auch im 2. Weltkrieg, als es zur Versorgung der Truppen Passagiere und Nachschubgüter zwischen den beiden Kontinenten transportierte. Seine letzte Fahrt startete im Dezember 1940 in Kalkutta in Indien. Die Laderäume der 125 Meter langen Gairsoppa waren zum Bersten voll: 7.000 Tonnen Roheisen, Tee, diverse Kleinwaren – und 198 Tonnen Silber belasteten das bereits in die Jahre gekommene Schiff enorm. Um den unsicheren Weg über den Atlantik unbeschadet zu überstehen, schloss sich die SS Gairsoppa am 31. Januar 1941 vor Sierra Leone in Westafrika dem britischen Flottenverband SL-64 an, der auch schon etliche andere Frachtschiffe in Richtung Liverpool eskortierte. Aufgrund des mitleiderregenden Zustandes etlicher dieser Frachtschiffe und der Überladung der Gairsoppa fuhr der Verband nur mit einer Maximalgeschwindigkeit von 8 Knoten, ein gefundenes Fressen für die deutsche Marine. Bevor der Konvoi noch das beabsichtigte Rendezvous mit einem weiteren Flottenverband, HG -63, erreichen konnte, wurde dieser bereits vom deutschen U-Boot U-37 attackiert und büßte sieben Schiffe ein. Die beabsichtigte Verstärkung für den Konvoi der Gairsoppa fand also nicht statt. Diese hatte aber in der Zwischenzeit so sehr mit eigenen Schwierigkeiten zu kämpfen, dass sie aufgrund der starken Wellen und der schweren Überladung noch langsamer werden musste. Am 14. Februar 1941 hatte die SS Gairsoppa auch fast keine Kohle mehr in ihren Lagern und blieb weit hinter dem schützenden Verband zurück.
Derart allein auf hoher See passierte sie in einiger Entfernung die Küste von Irland vor Galway. Hier wartete aber bereits Kapitän Ernst Mengersen in seinem U-Boot U-101 auf Beute. Am 17. Februar 1941, gegen 22.30 Uhr, feuerte er vier Torpedos auf die wehrlose SS Gairsoppa ab, von denen einer voll ins Ziel traf. Eine riesige Explosion erschütterte das Schiff, der Vormast brach und zertrümmerte dabei die Funkantennen, so dass nicht einmal mehr ein Notsignal abgegeben werden konnte. Binnen
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