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Tiefsee: Reise zu einem unerforschten Planeten

Tiefsee: Reise zu einem unerforschten Planeten

Titel: Tiefsee: Reise zu einem unerforschten Planeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Ochsenbauer
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gelöscht, erfolgte schon der nächste Einsatzbefehl. Unter dem Codenamen »Bowery« sollte die Indianapolis erneut in geheimer Mission in See stechen. Nachdem sie einen Teil der Crew, die ihre Dienstzeit abgeleistet hatte, in Guam absetzte und neue Mannschaft aufnahm, wurde auch eine neue Ladung an Bord gebracht. Wieder unter strengster Geheimhaltung und wieder in der Nacht. Worum es sich dabei gehandelt hat, konnte bis heute nicht geklärt werden. Hartnäckig halten sich aber Gerüchte, wonach es sich dabei um Teile für eine dritte Atombombe gehandelt haben soll, die zuerst testweise aus Tinian zusammengebaut, und dann wieder zur Auswertung der Testergebnisse in die USA zurückgebracht werden sollten. Dort kamen sie aber nie an.
    Kurz nach dem Ablegen –, die USS Indianapolis befand sich gerade in der Gegend des Marianengrabens –, schlugen um 00.14 in der Nacht des 30. Juli 1945 Steuerbord zwei Torpedos ein, die vom japanischen U-Boot I-58 abgefeuert wurden. Nur 12 Minuten nach dem ersten Einschlag drehte sich die US S Indianapolis zur Seite und begann zu sinken.
    Von 1.196 Mann Besatzung, starben rund 300 sofort beim Untergang. Als man die Überlebenden 3,5 Tage später fand, hatten nur 317 Mann der Besatzung die Tage in der prallen Hitze im Meer treibend überlebt. Es war der schwerste Verlust, den die US Navy jemals beim Untergang eines Kriegsschiffes zu verzeichnen hatte, wobei sie aber selbst nicht ganz unschuldig an diesen hohen Verlusten war. Aufgrund der hohen Geheimhaltung, der die letzte Operation der Indianapolis unterlag, vermisste niemand den Kreuzer. Als man mit der Suche begann, war es für den Großteil der Besatzung bereits zu spät.
    Das Wrack der USS Indianapolis wurde übrigens offiziell nie gesucht. Den ersten, jemals durchgeführten Tauchgang in die größte Tiefe des Marianengrabens finanzierte aber die US Navy. Und, wie anderorts bereits beschrieben, versuchte man bis zum letzten Moment, keinen Zivilisten, sondern zwei Marines in die Tiefe zu schicken. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Eine neue Dimension
    »Es ist eine der letzten Herausforderungen der Menschheit, die Tiefen der Ozeane zu ergründen.«
    Sir Richard Branson, Virgin Oceanic
Guam, Marianen-Archipel, Pazifik

    Donnerstag, 19.11 Uhr
    Hier sind wir nun also: Guam, Ausgangshafen etlicher wissenschaftlicher Expeditionen zum Marianengraben. Hier starteten bislang die wenigen Reisen zum tiefsten Punkt unseres Planeten. Was mag dieser Flughafen, der wie jeder andere typisch amerikanische Flughafen aussieht, wohl schon alles erlebt haben? Wir erleben jetzt jedenfalls einen mehr als gründlichen Einreisecheck. Der obligatorische Fingerabdruckscan samt Schnappschuss unserer übernächtigten Gesichter ist uns ja bereits durch unsere Einreise in Florida bestens bekannt. Dass wir nun aber auch noch ein fast inquisitorisches Verhör über unseren Aufenthalt auf Guam über uns ergehen lassen müssen, überrascht mich nun doch etwas. Der uns verhörende Officer sieht ein bisschen aus wie Magnum, der gerade von Jabba Hutt aus »Krieg der Sterne« verschlungen wurde. Mehr als voluminös, schwitzend, aber mit einem gediegenen Schnauzbart unter der breiten Nase. So ganz will er uns nicht glauben, dass wir nur hier sind, um nähere Details über den tiefsten Punkt unseres Planeten zu erfahren.
    Ich kann ihn ja verstehen. Bereits beim Landeanflug waren die mächtigen Militäranlagen an den diversen Stellen der Insel nicht zu übersehen. Wo gerade mal kein Golfplatz die Gegend verunstaltet, konnte man die feinsäuberlich aneinandergereihten Baracken, die wohl in allen Kasernen weltweit zu finden sind, umgeben von Zäunen und Mauern, deutlich aus der grünen Landschaft herausstechen sehen. Guam ist auch heute noch, Jahrzehnte nach Ende des 2. Weltkriegs, ein wichtiger Außenposten der USA im Pazifik. Die Entfernung von nur rund 2.000 Kilometern zu den Philippinen und knapp 2.500 Kilometern nach Japan hatte immer schon eine besondere Bedeutung für das amerikanische Militär. Der A.B. Won Pat International Airport, auf dem wir vor Kurzem gelandet sind, diente noch bis Ende der 1960er Jahre als Agana Naval Air Station. Heutzutage landen die amerikanischen Militärflugzeuge am Nordostende von Guam, auf der Andersen Air Force Base.
    Als wir das klimatisierte Flughafengebäude verlassen, bleibt uns kurz der Atem weg. Marcus sieht mich schweißgebadet an. Eine dunkle Wolkenfront baut sich soeben am Horizont auf und lässt nur einige, wenige

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