Tiefsee: Reise zu einem unerforschten Planeten
kürzester Zeit stand das Vordeck unter Wasser und der Bug begann zu sinken. Bereits kurz nach dem Treffer war die SS Gairsoppa in den eisigen Tiefen des Nordwest-Atlantiks versunken. Zwar konnte sich die 85köpfige Crew noch rechtzeitig in Sicherheit bringen, aber nur ein einziger, der 2. Offizier R.H. Ayres, überlebte die 13 Tage im Rettungsboot.
Als die britische Regierung 2010 eine internationale Ausschreibung durchführte, um die verlorene SS Gairsoppa wiederzufinden, gewann das amerikanische Schatzbergeunternehmen » Odyssey Marine Exploration« und startete auch sofort mit der Suche. Mit Hilfe der Auswertung historischer Daten, die mit Augenzeugenberichten und Ergebnissen früherer Suchen verglichen wurden, konnte ein größeres Gebiet eingegrenzt werden, das näher untersucht werden sollte. Schon kurze Zeit später gelang es den Experten, mit Hilfe des Side-Scan-Sonarsystems MAK -1 M und dem gecharterten russischen Forschungsschiff RV Yuzhmorgeologiya das Wrack in rund 4.700 Meter Tiefe, 300 Seemeilen vor der irischen Küste, zu orten. Im Sommer 2012 soll mit der Bergung der Silberbarren begonnen werden, der Vertrag mit der britischen Regierung sichert Odyssey dafür 80 Prozent des Erlöses zu. Für die restlichen 20 Prozent braucht die britische Regierung keinen Finger zu rühren, da lohnt sich so ein Auftrag doch allemal.
Bei der Suche nach dem Wrack entdeckten die Experten auch gleich noch ein weiteres Schatzschiff, und so zahlt sich auch für das Unternehmen dieser Auftrag wohl gleich doppelt aus.
Welcher Schatz wurde zufällig gefunden?
Als das 137 Meter lange Dampfschiff SS Mantola am 4. Februar 1917 in London ablegte, war neben einer Besatzung von 165 Mann und 18 Passagieren auch eine überaus wertvolle Fracht an Bord: 17 Tonnen Silber sollten in die britische Kolonie Indien transportiert werden. Da zu dieser Zeit Krieg herrschte, wurde die Fracht für 110.000 Britische Pfund (der damaligen Währung natürlich) versichert, was einen enormen Wert darstellte. Doch bereits kurz nach der Abfahrt kreuzte die Mantola rund 350 Meilen vor der irischen Küste den Weg eines deutschen U-Bootes. Am 8. Februar 1917 versenkte ein einziger Torpedotreffer das Schiff samt der wertvollen Fracht. Die gesamte Besatzung und alle Passagiere konnten sich jedoch rechtzeitig in Sicherheit bringen und wurden wenig später von der Mannschaft der HMS Laburnum aufgenommen. Sieben Matrosen starben, als ihr Rettungsboot kenterte.
Auf der Suche nach dem Wrack der SS Gairsoppa, kreuzte die Suchspur der Schatzsucher von Odyssey Marine Exploration auch die Stelle, an der die Mantola einst unterging. Side-Scan-Sonar-Aufnahmen durch MAK -1 M , der hinter dem gecharterten russischen Forschungsschiff RV Yuzhmorgeologiya nachgezogen wurde, brachten die Experten schließlich auf die Spur der Mantola. Man hatte also durch reinen Zufall, bei der Suche nach einem ganz anderen Schiff, in 2.500 Meter Tiefe einen Schatz gefunden, der nur 100 Seemeilen neben dem ursprünglich gesuchten Schiff liegt. Im September 2011 unterschrieb man einen Vertrag mit der britischen Regierung, die Odyssey 80 Prozent aller gefundenen Wertgegenstände, und Großbritannien 20 Prozent zusicherte. Mitte 2012 will man mit der Bergung des Schatzes beginnen.
Gibt es Weltall-Schrott in den Weltmeeren?
Alljährlich stürzen Satelliten aus der Erdumlaufbahn in die Ozeane und versinken in den Tiefen der Weltmeere. Da diese ausgedienten Relikte der Weltraumforschung keinerlei Wert mehr darstellen, wird ihnen auch keine besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Anders ist dies bei historisch bedeutsamen Artefakten der Weltraumeroberung, wie etwa der berühmten Apollo 11 Mission, während der die US -Astronauten Neil Armstrong, Edwin Aldrin und Michael Collins im Jahr 1969 als erste Menschen ihren Fuß auf den Mond setzten. Der amerikanische Millionär und Amazon-Gründer Jeff Bezos will die Raketenmotoren dieser Mission jetzt auf dem Meeresgrund wiederentdeckt haben und plant, sie zu bergen. Dass dies nicht so einfach sein wird, ist schon allein aufgrund der Tiefe von 4.267 Metern im Atlantik anzunehmen. Nicht nur, dass eine Hebung der F1-Motoren, die zu ihrer Glanzzeit 32 Mio. PS Leistung erbrachten, ausgesprochen kompliziert ist, weiß Bezos auch nicht, ob die historischen Triebwerke nicht längst unter dem Druck der Tiefsee zerborsten sind. Dennoch will der Amazon-Gründer sein Vorhaben wagen und dies auch ausschließlich aus privaten Geldern finanzieren.
Eigentlich ziemlich
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