Tiefsee: Reise zu einem unerforschten Planeten
Rosa – Röhrenwürmer in all ihren Facetten haben sich diese idyllische Gegend als ihren Lebensraum auserkoren. Als auch noch eine Kolonie brauner Muscheln auftaucht, die von weißen Krabben bewacht wird, ist mir klar, dass wir hier tatsächlich auf einem anderen Planeten sind. Ein Planet, der nicht einmal noch im Ansatz erforscht ist.
Im Dunkel dieser Abyss lasse ich die Reise Revue passieren, die Marcus und mich in den vergangenen drei Monaten um die halbe Welt geführt hat. Eine der wichtigsten Erkenntnisse, die ich dabei gewonnen habe, ist eigentlich eine ganz simple: Wir leben auf einem wunderschönen Planeten – der nur zu einem knappen Drittel aus Landmasse besteht. Die restlichen beiden Drittel sind aber in unmittelbarer Gefahr – obwohl sie unser aller Leben sichern. Vielleicht setzt ja doch eines Tages ein Umdenken ein und die Trockennasenaffen dieser Welt besinnen sich, dass ein Blick ins Weltall zwar durchaus seinen Reiz haben kann, aber ein längerer Blick nach unten, in die Tiefen unseres eigenen Planeten, vielleicht mehr zum Überleben der Menschheit beitragen kann, als jeder noch so lange Blick nach oben.
Was wir hier zu Land und zu Wasser haben, gilt es zu erhalten. Es wäre doch schade um unsere kleine Erde, die in Wirklichkeit »Wasser« heißen sollte. Und in diesem Element, das den Großteil unseres Planeten bedeckt, liegt wohl auch tatsächlich die Zukunft aller Lebewesen versteckt. Vielleicht sollten mehr Menschen eine Reise zu unserem eigenen, unerforschten Planeten unternehmen. Die Tiefen der Ozeane hätten es sich verdient.
Im Augenwinkel sehe ich eine blassrosa Seespinne, die mich argwöhnisch zu begutachten scheint, bevor sie abdreht und tut, was Seespinnen eben so tun – spinnen.
Es ist keine Ordnung mehr jetzt in die Stern’,
…
Aber lass’n wir das, wie’s oben steht,
Auch unten sieht man, dass ’s auf ’n Ruin losgeht.
Aber wenn auch oben schon alles kracht,
Herunten ist was, was mir noch Hoffnung macht.
Kometenlied aus »Der böse Geist Lumpazivagabundus«
(1833) von Johann Nestroy
Was hat Robert Hooke für die Tiefseeforschung getan?
Der britische Gelehrte Robert Hooke (geb. 28. Juli 1635, gest. 14. März 1702) ist heutzutage hauptsächlich noch wegen des nach ihm benannten Elastizitätsgesetzes bekannt. Doch auch der Tiefseeforschung hat Hooke einen wichtigen Dienst erwiesen – er richtete nämlich erstmals das (wissenschaftliche) Augenmerk auf diese Gegend in den Tiefen der Weltmeere. Hooke stand in Diensten des Naturforschers John Wilkins und war seit dem Gründungsjahr 1660 Mitglied der britischen Royal Society. Binnen kurzer Zeit wurde er von dieser zum Kurator für Experimente ernannt und widmete seine Forschungen daraufhin einerseits dem Himmel (er entdeckte u.a. Flecken auf der Venus) als auch der Welt der Mikroben (er prägte den heute noch verwendeten Begriff Zelle). Darüber hinaus sah Hooke in Fossilien die Zeugen längst vergangener Zeiten und nahm an, die Welt sei viel älter, als die 6.000 Jahre, die man unserem Planeten damals gab. Er wollte mehr darüber herausfinden. Da er annahm, Fossilien seien durch Sedimentationsprozesse im Meer entstanden, versuchte er, die erste wissenschaftliche Expedition in die Tiefen der Weltmeere zu organisieren. Allerdings lehnte die Royal Society diesen Vorschlag als »undurchführbar« ab. Dennoch haben seine Theorien und auch sein Interesse an den Weltmeeren unzählige Wissenschaftler nach ihm dazu animiert, einen näheren Blick auf unsere nächste Umgebung zu werfen.
Wer war John Ross?
Den schottischen Konteradmiral Sir John Ross (geb. 24. Juni 1777, gest. 30. August 1856), Sohn eines Pfarrers, zog es bereits sehr früh zur See. Mit nur 9 Jahren heuerte er auf der englischen Fregatte »Pearl« an. Mit 13 Jahren wechselte der junge John auf das Linienschiff »Impregnable«, arbeitete aber nebenbei auch auf Handelsschiffen, wobei er etliche Reisen in die Ostsee unternahm. Ab 1799 war Ross als Fähnrich in der Royal Navy auf diversen Kriegsschiffen in der Nordsee und im Mittelmeer eingesetzt, bis er schließlich 1805 zum Leutnant befördert wurde. Im Jahr 1812 erhielt Ross sein erstes Kommando über die Sloop »Briseis«, die in der Ostsee im Einsatz war, ab 1815 befehligte Ross die Sloop »Driver« vor der schottischen Küste. In die Annalen der Tiefseeforschung ging er allerdings mit seiner ersten Arktis-Expedition im Jahr 1818 ein. Seine Aufgabe war es, die nördliche Verbindung zwischen Atlantik und Pazifik,
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