Tiefsee: Reise zu einem unerforschten Planeten
Verne (geb. 8. Februar 1828, gest. 24. März 1905) vor. Dieser hatte bereits im zarten Alter von 11 Jahren versucht, die Weltmeere zu bereisen, wurde daran allerdings gerade noch gehindert. Nun wollte er sich in seinem neuesten Werk literarisch mit den Tiefen der Weltmeere beschäftigen. Zwischen 1869 und 1870 veröffentlichte er die zwei Bände seiner fiktiven Geschichte um Kapitän Nemo und seinem Tieftauchboot Nautilus mit dem Titel »20.000 Meilen unter dem Meer«. Auf einer Unterwasser-Fahrt von 80.000 Kilometern rund um den Erdball erkundet die Mannschaft rund um den Meereswissenschaftler Professor Pierre Aronnax, samt ihren Gefangenen, darin die Unterwasserlandschaft der Ozeane. Um hier zu überleben, werden etwa auch untermeerische Kohlenflöze ausgebeutet. Damit war Verne nicht nur der erste, der ein Tauchboot in größere Tiefen tauchen ließ, sondern sah auch bereits die Möglichkeit von Tiefsee-Bodenschätzen voraus. Des Weiteren berichtet er von untermeerischen Vulkanen und allerlei Lebewesen in der Tiefsee, etwa Haien und Riesen-Kraken, gegen die sich die Mannschaft zur Wehr setzen muss.
So richtig auch viele von Jules Vernes Visionen in diesen zwei Büchern waren, scheint er selbst aber nicht allzu sehr an ein Leben in größeren Tiefen geglaubt zu haben. Getreu der azoischen Abyssus-Theorie von Forbes sieht auch er ab einer gewissen Tiefe kein Leben mehr in den Weltmeeren. Dennoch hat sein Roman unzählige Meereswissenschaftler dazu angeregt, sich noch intensiver mit dem Thema Tiefsee auseinanderzusetzen.
Übrigens, wer sich jetzt wundert, weshalb wir die Nautilus anstatt 20.000 Meilen tief, 80.000 Kilometer weit tauchen lassen: Verne schreibt von französischen Meilen, diese sind mit dem Faktor vier zum Kilometer zu rechnen. 20.000 Meilen entsprechen 80.000 Kilometern, also dem mehrfachen Durchmesser des Erdballs. Und schon damals wusste man, dass man nicht so tief tauchen kann. Jules Verne hat in seiner Geschichte die zurückgelegte Strecke der Nautilus beschrieben, eben 80.000 Kilometer unter der Meeresoberfläche. Aber dies sei nur nebenbei erwähnt.
Was war die Challenger-Expedition?
Nachdem Charles Wyville Thomson mit seinem Forschungsschiff HMS Porcupine der britischen Admiralität einen unschätzbaren Dienst auf dem Weg zur Vorherrschaft auf den Weltmeeren bereitet hatte, wurde er schon bald darauf mit seiner nächsten, weitaus bekannteren Mission betraut: der wissenschaftlichen Leitung einer Weltumsegelung mit der Korvette HMS Challenger, die ihn kurz vor Weihnachten des Jahres 1872 aus England wegführen sollte. Erst über drei Jahre später sollte er seine Heimat wiedersehen. Der zu diesem Zeitpunkt schon fast 60jährige britische Naturforscher William Benjamin Carpenter (geb. 29. Oktober 1813, gest. 19. November 1885), der die Expedition organisierte wollte ihn unbedingt an Bord haben. Als Forschungsschiff wurde die am 13. Februar 1858 in der Woolwich Werft in London gebaute Korvette HMS Challenger gewählt, die neben ihren Segeln auch noch über eine 1.450 PS starke Dampfmaschine als Hilfsmotor verfügte und damit maximal 11 Knoten erreichen konnte. Das 68,66 Meter lange und 12,29 Meter breite Schiff legte am 21.Dezember 1872 unter der Leitung des erfahrenen Kapitäns Sir George Nares in Portsmouth ab – und keiner wusste, wie lange die Reise dauern würde. Es konnte damals auch noch keiner ahnen, dass diese Fahrt in die Geschichte eingehen sollte. Alle Mann an Bord freuten sich erstmal auf die bevorstehenden Abenteuer und Erkenntnisse. Nach dem Ablegen steuerte Kapitän Nares die Challenger über den Golf von Biscaya in Richtung der Straße von Gibraltar und segelte an Madeira und Teneriffa vorbei quer über den Atlantik bis in die Karibik. Entlang der Bermudas bis zu den Azoren, Kap Verde, St. Paul und Bahia wurden etliche Messungen am Golfstrom sowie unzählige Dredschzüge durchgeführt.
Über den Südatlantik ging es dann weiter bis zum Kap der Guten Hoffnung. Von dort nahm die Challenger Kurs auf die antarktische Polarregion. Man vermutete dort unbekanntes Land, fand es jedoch nicht. Bei dieser Fahrt stellten Schiff und Mannschaft aber zugleich einen neuen Weltrekord auf: Am 16. Februar 1874 überquerte die HMS Challenger als erstes Schiff mit zusätzlichem Maschinenantrieb den südlichen Polarkreis. Commander John MacLear, der mittlerweile den zu einer anderen Expedition abgerufenen Kapitän Nares ersetzt hatte, setzte nun einen Nord-Kurs, der die Expedition nach Australien
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