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Tiefsee

Tiefsee

Titel: Tiefsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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an sich. »Hüte dich vor stürmischen russischen Offizieren, Kabinen mit Abhörwanzen und dem Kater vom Wodka.«
    »Ich werde alles beherzigen«, lachte sie über seinen lässigen Humor. »Wirst du mich abholen, wenn ich zurückkomme?«
    »Deinen Flug und die Ankunftszeit habe ich ordnungsgemäß in mein Gehirn eingespeichert.«
    Sie hob den Kopf und küßte ihn. Er schien noch etwas auf dem Herzen zu haben, doch schließlich ließ er sie los und trat zurück.
    Sie ging langsam durch die automatischen Glasschiebetüren in das Abfertigungsgebäude. Nach ein paar Schritten drehte sie sich um und winkte, doch der blaue Talbot fuhr schon davon.
    ###
    Auf der Farm des Präsidenten, fünfzig Kilometer südlich von Raton in New Mexico, standen Mitglieder des Pressekorps des Weißen Hauses entlang eines Stacheldrahtzaunes, ihre Kameras waren auf ein benachbartes Luzernefeld eingestellt. Es war sieben Uhr morgens, also überschwemmten sie ihre Mägen mit schwarzem Kaffee und beklagten sich über die frühe Tageszeit, die Hitze auf der Hochebene, die wäßrigen Rühreier und den verbrannten Schinken, die ihnen von der Raststätte an der Autobahn geliefert worden waren, und über alle möglichen sonstigen, tatsächlichen oder eingebildeten Mißstände.
    Der Pressesekretär des Weißen Hauses, Jacob (Sonny) Thompson, ging fröhlich durch das staubige Presselager, musterte die verschlafenen Korrespondenten wie der Anführer der Claque für ein Collegeteam und versprach ihnen großartige, einfache, vollkommen natürliche Bilder vom Präsidenten bei seiner landwirtschaftlichen Tätigkeit.
    Das Zauberkunststück war sorgfältig inszeniert. Glänzend weiße Zähne mit genau sitzenden Jacket-Kronen, langes, glattes, schwarzes Haar, an den Schläfen grau gefärbt, dunkle Augen mit dem ein wenig starren Aussehen nach einem Gesichtslifting.
    Kein Doppelkinn. Kein Ansatz eines Spitzbauchs. Er bewegte sich mit einer Leichtigkeit, die nicht gut zu den Journalisten paßte, deren körperliche Betätigungen hauptsächlich darin bestanden, daß sie auf Schreibmaschinen herumhämmerten, die Druckfahnen korrigierten und Zigaretten rauchten.
    Auch die Kleidung störte das Image nicht. Maßgeschneiderter leichter Leinenanzug mit dem blauen Seidenhemd und dazu passendem Schlips. Schwarze Gucci-Mokassins mit einer dünnen Schicht von New-Mexiko-Staub. Ein prima, aufgeweckter Kerl, bestimmt keine Marionette. Er war stets wohlgelaunt. Die bissigen Bemerkungen der Reporter gingen ihm nie unter die Haut. Bob Finkel von der Baltimore Sun äußerte boshaft die Vermutung, eine geheime Untersuchung habe ergeben, daß Thompson Joseph Goebbels’ Propagandaschule mit Auszeichnung absolviert habe.
    Thompson blieb beim Übertragungswagen der Fernsehstation CNN stehen. Curtis Mayo, der CNN-Nachrichtensprecher für das Weiße Haus, saß gelangweilt in einem Regisseurstuhl und sah aus Prinzip verdrossen aus.»Haben Sie Ihr Team aufgestellt, Curt?« fragte Thompson leutselig.
    Mayo lehnte sich zurück, schob die Baseballmütze auf seinem dichten, gewellten Silberhaar nach hinten und schaute durch seine orangefarbenen Brillengläser. »Ich sehe nichts, das wert wäre, für die Nachwelt festgehalten zu werden.«
    Thompson schüttelte den Sarkasmus ab wie der Hund das Wasser. »In fünf Minuten wird der Präsident aus diesem Haus treten, zur Scheune gehen und einen Traktor in Gang setzen.«
    »Bravo«, knurrte Mayo. »Und was tut er als Zugabe?«
    Mayos Stimme hatte eine Resonanz, neben der eine Kesselpauke wie ein Bongo klang; tief, dröhnend, wobei jedes Wort mit der schneidenden Schärfe eines Bajonetts hervorgestoßen wurde.
    »Er wird mit einer Mähmaschine auf dem Feld hin und zurück fahren und das Gras schneiden.«
    »Das ist Luzerne, Sie Stadt-Ignorant.«
    »Was auch immer«, räumte Thompson mit gutmütigem Schulterzucken ein. »Jedenfalls ist es eine gute Gelegenheit, ihn in der ländlichen Umgebung, die er am meisten liebt, auf eine Filmrolle zu bannen.«
    Mayo sah Thompson in die Augen und versuchte eine Andeutung von Unsicherheit in ihnen zu finden. »Was sollen wir denn nun schlucken, Söhnchen?«
    »Ich verstehe Sie nicht.«
    »Warum das Versteckspiel? Der Präsident hat sich seit über einer Woche nicht in der Öffentlichkeit gezeigt.«
    Thompson starrte ihn mit seinen nußbraunen Augen ausdruckslos an. »Er war überaus beschäftigt und wollte seine Hausaufgaben fern vom Streß in Washington aufarbeiten.«
    Mayo war damit nicht zufrieden. »Ich habe

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