Tiefsee
lassen.«
»Dann wirst du also in aller Stille Nachforschungen einleiten lassen?«
»Ich sollte meine Pressekarte zurückgeben, wenn ich nicht den Mumm habe, das durchzuziehen.« Er sah auf seine Uhr. »Wenn ich jetzt wegfahre, müßte ich zu Mittag in Washington sein.«
Montrose kauerte vor dem Fernsehbildschirm. Sein Gesicht sah aus wie das eines Kindes, das seinen Zahn am nächsten Morgen in einem Glas Wasser wiederfindet.
»Da muß man sich doch allmählich fragen«, erklärte er aufgebracht, »wie oft wohl einer unserer Präsidenten einen Doppelgänger verwendet hat, um die Öffentlichkeit zum Narren zu halten.«
41
Wladimir Polewoj blickte von seinem Schreibtisch auf, als sein Hauptbevollmächtigter, die Nummer Zwei der größten Spionageorganisation der Welt, Sergej Iranow, energisch das Zimmer betrat. »Du siehst aus, als hättest du heute morgen ein heißes Eisen im Hintern stecken, Sergej.«
»Er ist entflohen«, berichtete Iranow kurz und bündig.
»Von wem sprichst du?«
»Von Paul Suworow. Es ist ihm gelungen, aus Bougainvilles verborgenem Labor auszubrechen.«
Polewojs Gesicht lief rot an. »Verdammt… doch nicht zu diesem Zeitpunkt!«
»Er hat unsere geheime New Yorker Aktionszentrale von einem öffentlichen Fernsprecher in Charleston, Süd-Carolina, aus angerufen und um Instruktionen ersucht.«
Polewoj stand auf und schritt wütend auf dem Teppich auf und ab. »Warum hat er nicht gleich das FBI angerufen und sie auch um Instruktionen ersucht? Er hätte eigentlich auch eine Anzeige im
USA Today
aufgeben können.«
»Zum Glück hat uns sein Vorgesetzter sofort eine verschlüsselte Botschaft geschickt und den Vorfall gemeldet.«
»Wenigstens einer mit ein wenig Hirn.«
»Es ist noch mehr vorgefallen. Suworow hat zwei von Doktor Lugowojs Versuchsobjekten mitgenommen.«
Polewoj blieb stehen und drehte sich blitzschnell um. »Ich werde diesen Hurensohn erschießen lassen. Wen hat er denn erwischt?«
»Moran und Larimer.«
»Dieser Schwachkopf! Warum konnte er nicht einfach mit uns Kontakt aufnehmen und uns angeben, wo sich das Labor befindet? Dann hätten wir einschreiten und die Operation Huckleberry Finn Bougainvilles Kontrolle entziehen können.«
»Wie die Dinge so stehen, könnte Madame Bougainville jetzt wütend genug sein, um das Experiment abzublasen.«
»Und eine Milliarde Dollar in Gold verlieren? Das bezweifle ich sehr. Sie hat noch immer den Präsidenten und den Vizepräsidenten in ihren habgierigen Krallen. Moran und Larimer sind für sie kein großer Verlust.«
»Auch nicht für uns«, stellte Iranow fest. »Die Bougainvilles waren unsere Tarnung für den Fall, daß die amerikanischen Geheimdienste Huckleberry Finn erledigen. Da wir jetzt zwei entführte Kongreßabgeordnete in unserem Gewahrsam haben, könnte dieser Umstand als kriegerische Handlung oder zumindest als schwere Krise aufgefaßt werden. Es wäre am besten, wenn wir Moran und Larimer einfach beseitigten.«
Polewoj schüttelte den Kopf. »Noch nicht. Ihre Kenntnis der inneren Vorgänge im Generalstab der Vereinigten Staaten kann für uns von unschätzbarem Vorteil sein.«
»Ein gewagtes Spiel.«
»Nicht, wenn wir vorsichtig vorgehen und uns ihrer rasch entledigen, sobald und falls sich das Netz um uns zusammenzieht.«
»Dann ist es jetzt also unsere wichtigste Aufgabe zu verhindern, daß das FBI sie entdeckt.«
»Hat Suworow ein sicheres Versteck gefunden?«
»Das ist mir nicht bekannt. New York hat ihm nur aufgetragen, sich jede Stunde zu melden, bis sie die Situation überschauen und von uns aus Moskau Weisungen erhalten haben.«
»Wer leitet unsere Geheimoperation in New York?«
»Der Chef ist Basil Kobylin.«
»Informiere ihn über Suworows schwierige Lage«, befahl Polewoj, »natürlich ohne Huckleberry Finn zu erwähnen. Seine Befehle lauten, daß er Suworow und seine Gefangenen an einem sicheren Ort unterbringt, bis wir ihre Flucht aus den US A geplant haben.«
»Das wird sich nicht so leicht bewerkstelligen lassen.« Iranow nahm sich einen Stuhl und setzte sich. »Die Amerikaner suchen in jedem Winkel nach ihren vermißten Staatsoberhäuptern. Alle Flugplätze werden genau überwacht, und unsere U-Boote können höchstens bis auf fünfhundert Meilen an ihre Küstenlinie herankommen, dann entdeckt sie ihr Unterwasser-Warnsystem.«
»Es gibt noch immer Kuba.«
Iranow verzog zweifelnd das Gesicht. »Die Gewässer werden wegen des Rauschgiftschmuggels von der US-Marine und der Küstenwache zu
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