Tiefsee
Betrugsunternehmungen der Organisation zu einer wahren Kunst aus. Ich ließ mir die ganze Schweinerei ausdrucken. Die Durchschläge liegen auf deinem Schreibtisch.«
Pitt wandte sich um und erblickte erst jetzt eine zwölf Zentimeter dicke Mappe mit Computerausdrucken auf seinem Schreibtisch. Er setzte sich hin und überflog kurz die gefalzten Seiten. Die unglaubliche Verzweigung der Bougainvilles war erschreckend. Die einzige kriminelle Tätigkeit, vor der sie sich anscheinend scheuten, war Prostitution. Nach einigen Minuten blickte er auf und nickte Yaeger zu.
»Eine Spitzenleistung, Hiram«, lobte er aufrichtig. »Ich danke dir.«
Hiram wies mit dem Kinn auf die Ausdrucke. »Ich an deiner Stelle würde das nicht aus den Augen lassen.«
»Gibt es eine Möglichkeit, daß man uns erwischt?«
»Selbstverständlich. Unser illegales Anzapfen ist im Computerindex der Banken verzeichnet und wurde gewiß auf dem täglichen Formular ausgedruckt. Wenn ein gewiefter Bankbeamter nun die Liste überprüft, wird er sich fragen, warum eine amerikanische ozeanische Behörde in den Aufzeichnungen seines zahlungskräftigsten Kontoinhabers herumschnüffelt. Sein nächster Schritt wird darin bestehen, die Datenübertragung des Computers mit einem Suchgerät auszurüsten.«
»Die Bank würde höchstwahrscheinlich daraufhin die alte Min Korjo verständigen«, sagte Pitt nachdenklich. Dann blickte er auf. »Kann Bougainvilles eigenes Computernetz, sobald es die NUMA als Eindringling identifiziert hat, in das unsere eindringen, um zu ermitteln, was wir aus ihren Datenbanken erfahren haben?«
»Unser Netz ist genauso anfällig wie jedes andere. Aber viel werden sie nicht herausbringen, weil ich die Speicherdisketten entfernt habe.«
»Wann glaubst du, werden sie uns aufspüren?«
»Wenn sie uns nicht schon gefunden haben, wäre ich sehr erstaunt.«
»Kannst du ihnen einen Schritt voraus bleiben?«
Yaeger sah Pitt fragend an. »Was für einen heimtückischen Plan wälzt du?«
»Geh zurück zu deiner Tastatur und bring sie gründlich durcheinander. Schalte dich in ihr Netz ein und ändere die Daten, bring die täglichen Operationen der Bougainvilles durcheinander, lösch richtige Bankaufzeichnungen, programmiere absurde Anweisungen in ihre Programme. Laß zur Abwechslung einmal jemand anderen ihnen die Hölle heiß machen.«
»Wir werden wichtige Beweise für eine Nachforschung auf Bundesebene zerstören.«
»Na und? Wir haben unsere Daten illegal erworben und können sie sowieso nicht verwenden.«
»Warte einen Augenblick. Wir könnten dabei in große Schwierigkeiten geraten.«
»Noch schlimmer, man könnte uns umbringen«, meinte Pitt mit schwachem Lächeln.
Auf Yaegers Gesicht zeigte sich ein Ausdruck, der bisher nicht zu sehen gewesen war. Ihm schwante Böses. Das Spiel hatte aufgehört, ein Spiel zu sein, und nahm gefährlichere Dimensionen an. Er hatte nie daran gedacht, daß die Suche gefährlich werden und tödlich enden könnte.
Pitt erkannte die Besorgnis in Yaegers Augen. »Du kannst, sofort aufgeben und Urlaub nehmen«, schlug er vor. »Ich würde es dir wirklich nicht übelnehmen.«
Yaeger schien einen Moment lang zu schwanken, dann schüttelte er den Kopf. »Nein, ich bleibe dabei. Diesen Leuten muß einmal das Handwerk gelegt werden.«
»Mach sie gründlich fertig. Blockiere alle ihre Daten über Reederei, auswärtige Beteiligungen, Tochtergesellschaften, Grundstücksgeschäfte, alles, wo sie ihre Finger drinnen haben.«
»Okay, es geht zwar jetzt um Kopf und Kragen, aber ich werde es tun. Halt mir nur den Admiral noch ein paar Nächte vom Leib. Nachdem ich Bougainvilles Code geknackt habe, bin ich in der Lage, mehr Aufregung zu erzeugen, als ein Haufen Kröten in der Schüssel mit dem Hochzeitspunsch.«
»Du drückst dich wirklich vornehm aus.«
»Ich nehme an, daß die Daten in deinen Händen nur das erste Kapitel eines Riesenskandals sind. Je tiefer wir eindringen, desto neugieriger werde ich.«
»Halte weiterhin Ausschau nach Informationen über ein Schiff namens
Eagle
.«
»Die Jacht des Präsidenten?«
»Nur ein Schiff namens
Eagle
.«
»Noch etwas?«
Pitt nickte grimmig. »Ich werde dafür sorgen, daß die Abschirmung um dein Computerarbeitszentrum verstärkt wird.«
»Macht es dir etwas aus, wenn ich hierbleibe und deine Couch benutze? Ich habe plötzlich eine Aversion dagegen entwickelt, allein in meiner Wohnung zu schlafen.«
»Mein Büro gehört ganz dir.«
Yaeger stand auf und
Weitere Kostenlose Bücher