Tiefsee
hier in dieser Gegend liegen.«
»Ich sehe nichts«, sagte der Pilot, ging aber dennoch in die Schräglage und musterte den Boden.
»Landen Sie!« forderte ihn Suworow nervös auf. »Dort drüben, etwa hundert Meter von der Straße auf der Lichtung.«
Der Pilot nickte und setzte die Landekufen des Hubschraubers sanft auf die weiche, grasbedeckte Erde auf. Er stellte den Motor auf Leerlauf, so daß der Rotor sich langsam drehte, und öffnete die Tür. Suworow sprang heraus und lief stolpernd durch das Unterholz zur Straße zurück. Nach einige Minuten wilden Herumsuchens blieb er am Ufer des Wasserlaufs stehen und sah sich verzweifelt um.
»Was gibt es denn nun für ein Problem?« fragte der Pilot beim Näherkommen.
»Es ist nicht mehr hier«, stammelte Suworow verwirrt. »Ein Lagerhaus mit einem Fahrstuhl, der hinunter ins Labor führt. Es ist fort.«
»Gebäude können nicht innerhalb von sechs Stunden verschwinden.« Der Pilot sah reichlich gelangweilt aus. »Sie müssen sich auf der falschen Straße befinden.«
»Nein, nein, das muß die richtige sein.«
»Ich sehe nur Bäume und Sumpf«, er zögerte und deutete nach vorne, »und dieses klapprige alte Hausboot auf der anderen Seite des Wasserlaufs.«
»Ein Boot!« rief Suworow, als hätte er eine Erleuchtung. »Es muß ein Boot gewesen sein.«
Der Pilot schaute in das schlammige Wasser. »Der Grund liegt hier in nur ein bis anderthalb Meter Tiefe. Es ist unmöglich, ein Schiff von der Größe eines Lagerhauses, das einen Fahrstuhl braucht, auf dem Wasserweg hierher zu bringen.«
Suworow warf verwirrt die Arme hoch. »Wir müssen weitersuchen.«
»Tut mir leid«, sagte der Pilot entschieden. »Wir haben weder die Zeit noch den Treibstoff, um weiterzusuchen. Wenn wir unsere Verabredung einhalten wollen, müssen wir jetzt gleich weiterfliegen.«
Er machte kehrt, ohne eine Antwort abzuwarten, und ging zum Hubschrauber zurück.
Suworow folgte ihm langsam; er sah aus wie ein Mann, der sich in tiefer Hypnose befindet.
Während der Hubschrauber sich über die Bäume hob und auf Kurs nach Savannah ging, wurde am Fenster des Hausbootes ein Jutevorhang zur Seite gezogen, hinter dem ein alter Chinese erschien, der durch einen kostspieligen Celestron-11x80-Feldstecher schaute.
Er überzeugte sich davon, daß er das Kennzeichen auf dem Rumpf richtig gelesen hatte, legte das Fernglas zur Seite, wählte eine Nummer auf einem tragbaren Telefon mit Verschlüsselungseinrichtung und sprach etwas ganz schnell auf Chinesisch.
44
»Haben Sie eine Minute Zeit für mich?« fragte Curtis Mayo, als Dan Fawcett in der Privatstraße neben dem Weißen Haus aus seinem Wagen stieg.
»Sie werden mit mir mitlaufen müssen«, antwortete Fawcett, ohne in Mayos Richtung zu blicken. »Ich komme schon so zu meiner Verabredung zu spät.«
»Wieder eine schwierige Sitzung im Krisenraum?«
Fawcett hielt die Luft an. Dann schloß er, so ruhig es seine zitternden Finger gestatteten, die Wagentür ab und nahm seine Aktentasche.
»Wollen Sie sich dazu äußern?« fragte Mayo.
Fawcett ging zur Sicherheitsschranke. »Ich habe einen Pfeil in die Luft geschossen…«
»Er ist zu Boden gefallen, ich weiß nicht wo«, beendete Mayo, der mit ihm Schritt hielt. »Aus einem Gedicht von Longfellow.
Wollen Sie meinen Pfeil sehen?«
»Eigentlich nicht.«
»Er wird in den Sechs-Uhr-Nachrichten landen.«
Fawcett verlangsamte seinen Schritt. »Worauf sind Sie eigentlich aus?«
Mayo nahm eine große Bandkassette aus der Tasche und überreichte sie Fawcett. »Vielleicht wollen Sie sich das noch vor der Sendung ansehen.«
»Warum bieten Sie mir das an?«
»Nennen Sie es professionelle Höflichkeit.«
»Das
ist wirklich eine Neuigkeit.«
Mayo lächelte. »Wie gesagt, sehen Sie sich das Band an.«
»Ersparen Sie mir die Mühe. Was ist darauf zu sehen?«
»Eine volkstümliche Show des Präsidenten, der Farmer spielt, nur daß es nicht der Präsident ist.«
Fawcett blieb stehen und starrte Mayo an. »Das ist doch alles Unsinn!«
»Darf ich Sie wörtlich zitieren?«
»Werden Sie nicht frech!« fuhr ihn Fawcett an. »Ich bin nicht in der Stimmung für ein frisiertes Interview.«
»Okay, eine offene Frage«, begann Mayo erneut. »Wer spielt in New Mexico den Präsidenten und den Vizepräsidenten?«
»Niemand.«
»Ich verfüge aber über Beweise für das Gegenteil. Sie reichen aus, um sie als Meldung in den Nachrichten zu bringen. Wenn ich das verlautbare, werden sich alle Skandalschnüffler
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