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Tiefsee

Tiefsee

Titel: Tiefsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Ich bezweifle, daß es Überlebende gibt.«
    Sandecker trat leichenblaß zurück.
    Emmett beugte sich über das Sprechgerät. »Griffin?«
    Die einzige Antwort war ein undeutliches Murmeln.
    »Hören Sie mir zu, Griffin. Können Sie noch weitermache n?«
    »Ja, Sir… werde es versuchen.«
    »Der Schleppkahn, was ist mit dem Schleppkahn?«
    »Der Schlepper… der Schlepper hat ihn weggestoßen.«
    »Wohin gestoßen?«
    »Flußabwärts… zuletzt in Richtung… Head of Passes gesehen.«
    »Head of Passes?«
    »Der Unterlauf des Mississippi, wo der Fluß sich in drei Armen ins Meer ergießt«, antwortete Sandecker. »Süd-Pass, Südwest-Pass und Pass à Loutre. Die meisten größeren Schiffe benutzen die ersten beiden.«
    »Griffin, wie lang ist es her, seit der Schlepper seinen Standort verließ?«
    Es kam keine Antwort, kein Summen von einer unterbrochenen Leitung, überhaupt kein Ton.
    »Ich glaube, jetzt hat er das Bewußtsein verloren«, sagte Metcalf.
    »Hilfe ist unterwegs. Verstehen Sie mich, Griffin?« Es kam immer noch keine Antwort.
    »Warum bringen sie den Schleppkahn aufs Meer hinaus?« fragte sich Brogan laut.
    »Ich kann mir keinen vernünftigen Grund dafür vorstellen«, meinte Sandecker.
    Emmetts Telefon klingelte auf seiner direkten Leitung.
    »Ein dringender Anruf für Admiral Sandecker«, meldete Don Miller, sein stellvertretender Direktor.
    Emmett blickte auf. »Ein Anruf für Sie, Admiral. Wenn Sie wünschen, können Sie ihn im Vorzimmer entgegennehmen.«
    Sandecker dankte ihm und ging ins Vorzimmer, wo Emmetts Privatsekretärin ihn zu einem Telefon auf einem unbesetzten Schreibtisch führte. Er drückte auf den blinkenden weißen Knopf. »Hier spricht Admiral Sandecker.«
    »Einen Augenblick, Sir«, ertönte die vertraute Stimme der Leiterin der Telefonzentrale im NUMA-Hauptquartier.
    »Hallo?«
    »Hier Sandecker. Wer spricht dort?«
    »Sie sind schwer zu erreichen, Admiral. Wenn ich nicht gesagt hätte, daß mein Anruf Dirk Pitt betrifft, hätte Ihre Sekretärin unsere Verbindung nie hergestellt.«
    »Wer spricht denn dort?« erkundigte sich Sandecker noch einmal.
    »Mein Name ist Sal Casio. Ich arbeite mit Dirk an dem Bougainville-Fall.«
    Als Sandecker zehn Minuten später in Emmetts Büro zurückkehrte, wirkte er bestürzt und erschüttert.
    Brogan spürte sofort, daß etwas nicht in Ordnung war. »Was gibt es? Sie sehen aus, als wären Sie einem Gespenst begegnet.«
    »Der Schleppkahn«, murmelte Sandecker leise. »Die Bougainvilles haben mit Moran ein Abkommen getroffen. Sie schleppen ihn auf das offene Meer hinaus, um ihn zu versenken.«
    »Was sagen Sie?«
    »Loren Smith und Vince Margolin sind zum Tode verurteilt, damit Alan Moran Präsident werden kann. Der Schleppkahn wird in hundert Faden tiefem Wasser ihr Grab sein.«
70
    »Gibt es einen Hinweis darauf, daß wir verfolgt werden?« fragte der Flußlotse und synchronisierte die Kontrollhebel des Rudersteuerpults mit der Präzision eines Dirigenten, der ein Orchester leitet.
    Lee Tong trat von dem großen, offenen Fenster an der Rückseite des Ruderhauses zurück und ließ den Feldstecher sinken. »Nichts, außer einer merkwürdigen schwarzen Rauchwolke ungefähr drei oder vier Kilometer achtern.«
    »Vermutlich ein Ölfeuer.«
    »Scheint uns jedoch zu folgen.«
    »Gewiß eine optische Täuschung. Der Fluß hat die Gewohnheit, merkwürdige Spiele mit unseren Augen zu treiben: Was uns wie eine Meile erscheint, sind in Wirklichkeit vier Meilen oder es scheinen Lichter, wo keine Lichter sein können; ja manchmal sogar Schiffe, die in einem Kanal näherkommen, aber verschwinden, wenn man auf sie zufährt. Ja, der Fluß kann einen zum Narren halten, wenn er dazu gelaunt ist.«
    Lee Tong schaute wieder angestrengt den Kanal hinauf. Er hatte gelernt, den unaufhörlichen Kommentar des Lotsen über den Mississippi zu überhören, bewunderte aber seine Geschicklichkeit und Erfahrung.
    Kapitän Kim Pujon war ein altgedienter, erfahrener Flußlotse für die Linien von Bougainville Maritime, hatte aber seinen asiatischen Aberglauben beibehalten. Er ließ den Kanal und den Schleppkahn vor ihm selten aus den Augen, während er die Geschwindigkeit der vier 12000 PS starken Motoren sachkundig abstimmte und die vier Vorwärts- und sechs Rückwärts-Ruder des Schleppers gefühlvoll bediente. Die mächtigen Dieselmaschinen dröhnten mit voller Kraft unter seinen Füßen, trieben den Schleppkahn mit fast dreißig Stundenkilometer Geschwindigkeit durch das

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