Tiefsee
ich weiß, hat sich die Verseuchung bisher auf das offene Meer beschränkt. Am Festland ist keine Spur davon aufgetreten. Eine Evakuierung der Bevölkerung würde eine zeitraubende, umfassende Operation erfordern. Die Einwohner von Alaska sind ein harter Menschenschlag, besonders die dort ansässigen Fischer. Ich bezweifle, daß sie aus irgendeinem Grund das Gebiet freiwillig verlassen würden, am allerwenigsten, wenn die Bundesregierung es ihnen befiehlt.«
»Ein hartköpfiges Völkchen.«
»Ja, aber nicht
dumm
. Alle Fischervereinigungen haben sich bereit erklärt, ihre Schiffe in den Häfen festzuhalten, und die Konservenfabriken haben begonnen, sämtliche Fänge der letzten zehn Tage zu vergraben.«
»Sie werden finanzielle Unterstützung brauchen.«
»Das nehme ich an.«
»Was empfehlen Sie dann?«
»Die Küstenwache hat nicht genügend Personal und Schiffe, um im gesamten Golf zu patrouillieren. Die Marine wird sie dabei unterstützen müssen.«
»Das stellt allerdings ein Problem dar«, meinte der Präsident.
»Der Einsatz von mehr Männern und Schiffen in diesem Bereich vergrößert die Gefahr einer Zunahme der Todesfälle.«
»Nicht unbedingt«, schränkte Sandecker ein. »Die Besatzung des Küstenwachkutters, der als erster die Verseuchung entdeckte, zeigte keine schädlichen Wirkungen, weil das Fischerboot aus der Todeszone getrieben war.«
»Aber was geschah mit dem Team, das an Bord ging, dem Arzt? Sie starben.«
»Die Verseuchung hatte bereits auf die Decks, die Reling, fast alles übergegriffen, was sie auf dem Schiff berührten. Und was das Fährboot angeht, so ist sein gesamter Innenraum offen, um Automobile aufzunehmen. Die Passagiere und die Besatzung waren ungeschützt. Die modernen Schiffe der Navy sind jedoch so konstruiert, daß sie bei Auftreten von Radioaktivität nach einem Atombombenangriff zugeknöpft werden können. Sie können in den verseuchten Meeresströmungen mit einem sehr geringen, einkalkulierbaren Risiko patrouillieren.«
Der Präsident nickte zustimmend. »Okay, ich werde Unterstützung durch das Marineministerium anordnen, bin aber noch nicht bereit, den Evakuierungsplan fallen zu lassen. Ob die Männer in Alaska eigensinnig sind oder nicht, wir müssen doch auch an die Frauen und Kinder denken.«
»Mein nächster Vorschlag, Herr Präsident, oder mein Ersuchen, wenn Sie wollen, ist ein Aufschub von achtundvierzig Stunden, bevor Sie die Operation in Gang setzen. Das könnte meiner Einsatzgruppe Zeit geben, den Ursprungsort ausfindig zu machen.«
Darauf schwieg der Präsident. Er starrte Sandecker mit wachsendem Interesse an. »Wer sind Ihre verantwortlichen Leute?«
»Der Koordinator an Ort und Stelle, und Präsident des regionalen Notfall-Einsatzteams ist Dr. Julie Mendoza, eine leitende biochemische Ingenieurin beim Umweltschutz.«
»Der Name sagt mir nichts.«
»Sie ist die anerkannt beste Expertin im Land für die Bewertung und die Kontrolle von gefährlicher Verseuchung im Wasser«, erklärte Sandecker, ohne zu zögern. »Die Unterwassersuche nach dem Schiffswrack, von dem wir glauben, daß es das Nervengift enthält, wird von meinem Direktor für Sonderprojekte, Dirk Pitt, geleitet.«
Die Augen des Präsidenten weiteten sich. »Ich kenne Mr. Pitt.
Er erwies sich vor wenigen Monaten bei der kanadischen Affäre als überaus nützlich.«
Du meinst, er hat deinen Hintern gerettet, dachte Sandecker, bevor er fortfuhr. »Wir haben fast zweihundert weitere Fachleute für Umweltschutz, die einberufen wurden, um mitzuarbeiten. Jeder Fachmann in der Privatindustrie wurde aufgefordert, die Erfahrung und das technische Knowhow für eine erfolgreiche Entgiftung zu liefern.«
Der Präsident warf einen Blick auf seine Uhr. »Ich muß leider das Gespräch abbrechen«, erklärte er. »Ohne mich werden sie mit dem dritten Akt nicht beginnen. Sie haben jedenfalls achtundvierzig Stunden Zeit, Admiral. Dann ordne ich eine Evakuierung an und rufe in dem Gebiet den nationalen Notstand aus.«
Fawcett begleitete den Präsidenten in seine Loge. Er setzte; sich hinter ihn, aber nahe genug, damit sie in leisem Ton miteinander sprechen könnten, während sie Interesse an der Aufführung vortäuschten. »Wollen Sie die Fahrt mit Moran und Laimer absagen?«
Der Präsident schüttelte den Kopf. »Nein, mein Paket zur Belebung der Konjunktur in den sowjetischen Satellitenländern hat Vorrang vor allen anderen politischen Vorhaben.«
»Ich rate entschieden davon ab. Sie führen
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