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Tiefsee

Tiefsee

Titel: Tiefsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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einen aussichtslosen Kampf um eine bereits verlorene Sache.«
    »Das haben Sie mir letzte Woche mindestens fünfmal erklärt.«
    Der Präsident hielt sich das Programm vors Gesicht, um ein Gähnen zu verbergen. »Wie stehen die Chancen für die Abstimmung?«
    »Eine Bewegung von parteilosen Konservativen ist dabei, an Boden gegen Sie zu gewinnen. Wir brauchen fünfzehn Stimmen im Kongreß und fünf, vielleicht sechs, um die Maßnahmen im Senat durchzuboxen.«
    »Wir sind schon mit größeren Problemen fertiggeworden.«
    »Ja«, murmelte Fawcett bedrückt. »Aber wenn wir diesmal überstimmt werden, wird Ihre Regierung vielleicht keine zweite Amtsperiode erleben.«
5
    Die Morgendämmerung kam von Osten hervorgekrochen, als eine niedrige, dunkle Linie am Horizont deutlicher wurde. Vom Fenster des Hubschraubers aus gesehen, nahm der schwarze Streifen die Form eines symmetrischen Kegels an und wurde bald zu einer aus dem Meer ragenden Bergspitze. Dahinter stand der Mond im letzten Viertel. Das Licht änderte seine Farbe von Elfenbein zu Indigoblau und ging dann in einen orangefarbenen Glanz über. Die Sonne ging auf, und man sah, daß die Hänge schneebedeckt waren.
    Pitt warf einen Blick zu Giordino. Er schlief, ein Zustand, in den er hinein- und herausschlüpfen konnte wie in einen alten Pulli. Er hatte von dem Augenblick an geschlafen, in dem sie Langley verlassen hatten, bis sie auf der Air Force Basis außerhalb von Anchorage gelandet waren. Fünf Minuten nach dem Umsteigen in den Hubschrauber war er prompt wieder eingenickt.
    Pitt wandte sich Mendoza zu. Sie hockte hinter dem Piloten, und ihr Gesichtsausdruck erinnerte an ein kleines Mädchen, das sich auf eine Parade freut. Ihr Blick war auf die Insel vor ihnen gerichtet. Im Morgenlicht hatte Pitt den Eindruck, daß ihr Gesicht weicher geworden war, denn ihr Ausdruck war nicht so kalt geschäftsmäßig und um ihren Mund lag ein Ausdruck von Zärtlichkeit, den er vorher nicht bemerkt hatte.
    »Der Vulkan Augustin«, erklärte sie, ohne zu bemerken, daß Pitts Aufmerksamkeit auf sie gerichtet war und nicht auf das Fenster, »wurde 1778 von Kapitän Cook so getauft. Wenn man ihn so sieht, würde man es nicht vermuten, aber er ist der aktivste Vulkan in Alaska. Im letzten Jahrhundert ist er sechsmal ausgebrochen.«
    Pitt wandte sich voller Bedauern ab und starrte hinunter. Auf der Insel schien es keine menschliche Behausung zu geben.
    Lange, gewundene Lavaströme hatten sich über die Berghänge ergossen, bis sie ins Meer mündeten. Eine kleine Wolke schwebte um den Gipfel.
    »Sehr pittoresk«, gähnte er. »Könnte ’nen guten Skiort abgeben.«
    »Darauf sollten Sie lieber nicht setzen«, lachte sie. »Die Wolke, die Sie über dem Gipfel sehen, ist Wasserdampf.
    Augustin beweist unermüdlich seine Fähigkeiten. Der letzte Ausbruch im Jahr 1987 übertraf den des Mount St. Helens in Washington bei weitem, so daß der Asche- und Bimssteinregen noch in Athen niederging.«
    Pitt mußte fragen: »Wie verhält er sich denn jetzt?«
    »Die letzten Messungen bestätigen, daß die Hitze um den Gipfel zunimmt, ein Hinweis also auf eine bevorstehende Eruption.«
    »Sie können natürlich nicht sagen, wann sie stattfindet.«
    »Natürlich nicht.« Sie zuckte mit den Schultern. »Vulkane sind unberechenbar. Manchmal erfolgen die Ausbrüche ohne die geringste Warnung, manchmal brauchen sie Monate, um sich zu einem spektakulären Höhepunkt zu steigern, zu dem es dann aber nie kommt. Sie brodeln, poltern ein wenig und legen sich dann wieder schlafen. Diese Geowissenschaftler, von denen ich ihnen berichtete, die von dem Nervengas getötet wurden, befanden sich auf der Insel, um die gesteigerte Aktivität zu beobachten.«
    »Wo werden wir landen?«
    »Ungefähr fünfzehn Kilometer vor der Küste, auf dem Kutter der Küstenwache
Catawaha

    »Die
Catawaha
«, wiederholte er, als würde er sich an etwas erinnern.
    »Ja, Sie kennen sie?«
    »Habe selbst vor ein paar Jahren mit einem Hubschrauber auf ihr aufgesetzt.«
    »Wo war das?«
    »Im Nordatlantik, bei Island.« Er starrte jetzt über die Insel hinweg, seufzte und rieb seine Schläfen. »Ein guter Freund und ich suchten nach einem in einem Eisberg eingeschlossenen Schiff.«
    »Haben Sie es gefunden?«
    Er nickte. »Nur einen ausgebrannten Rumpf. Ich traf gerade noch vor den Russen dort ein. Später stürzten wir in die Brandung an der Küste vor Island ab. Mein Freund kam dabei ums Leben.«
    Sie sah, daß er im Geist die

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