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Tiefsee

Tiefsee

Titel: Tiefsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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sollten.«
    Pitt winkte dem anderen Taucher, der gerade seinen Taucheranzug auszog. »Jetzt liegt’s ganz an dir, Charlie. Mach weiter, bring den Rammsporn der
Merrick
herauf und schaff ihn ins Konservierungslabor.«
    »Ich werde dafür sorgen.«
    Pitt nickte, dann ging er mit Giordino zu dem Catalina-Boot, und die beiden unterhielten sich miteinander, als wäre Julie Mendoza Luft.
    »Hoffentlich hat sie mein Angelzeug eingepackt«, sagte Giordino vollkommen ernst. »Die Lachse sollten zu ihren Laichplätzen unterwegs sein.«
    »Ich hätte Lust, auf einem Karibu zu reiten«, meinte Pitt.
    »Habe gehört, daß sie einen Hundeschlitten mühelos überholen.«
    Während Mendoza ihnen folgte, fielen ihr Admiral Sandeckers Worte wieder ein. »Ich beneide Sie nicht um die Aufgabe, diese beiden Teufel zusammenzutreiben, besonders Pitt. Er könnte einen großen weißen Hai dazu überreden, Vegetarier zu werden.
    Also behalten Sie sie scharf im Auge und schlagen Sie die Beine übereinander.«
4
    James Sandecker galt in der Gesellschaft Washingtons als erstklassige Partie. Als leidenschaftlicher Junggeselle, dessen einzige bekannte Geliebte seine Arbeit war, ging er selten eine Beziehung zum weiblichen Geschlecht ein, die mehr als ein paar Wochen dauerte.
    Gefühl und Romantik, die Eigenschaften, die Frauen bezaubern, waren nicht seine Sache. In einem anderen Leben wäre er vielleicht ein Eremit gewesen oder ein Kreuzfahrer.
    Er war Ende Fünfzig, absolvierte eisern seine tägliche Gymnastik und hatte immer noch eine schlanke Figur. Er war klein und muskulös, und in seinem roten Schopf und Bart war noch kein einziges weißes Haar zu finden.
    Bonnie Cowan, Rechtsanwältin in einer der angesehensten Anwaltsfirmen der Stadt, betrachtete es als Glücksfall, daß sie ihm eine Verabredung zum Dinner abgerungen hatte.
    »Sie sehen heute nachdenklich aus, Jim«, sagte sie.
    Er sah sie nicht direkt an. Sein Blick glitt über die anderen Gäste im Inkwell. »Ich fragte mich eben, wieviele Leute auswärts essen würden, wenn es keine Meeresfrüchte gäbe.«
    Sie starrte ihn verwundert an, dann lachte sie. »Wenn man den ganzen Tag mit langweiligen, trockenen Juristen zu tun hatte, hat man das Gefühl, Bergluft zu atmen, wenn man sich mit jemanden unterhalten kann, dessen Gedanken in die Ferne schweifen.«
    Sein Blick kehrte zu ihr zurück. Bonnie Cowan war fünfunddreißig Jahre alt und außerordentlich anziehend. Sie hatte vor langer Zeit erkannt, daß ihre Schönheit einen Aktivposten in ihrer Karriere darstellte, und nie versucht, sie zu verbergen. Ihr feines seidiges Haar fiel auf ihren Rücken herab.
    Ihr Busen war zwar klein, aber dafür schön geformt, wie gleichfalls ihre Beine, die durch einen kurzen Rock anschaulich präsentiert wurden. Sie war außerdem intelligent und konnte sich bei jeder Gerichtsverhandlung durchsetzen. Sandecker fühlte sich infolge seiner Unaufmerksamkeit schuldbewußt.
    »Das ist ein verdammt hübsches Kleid«, lobte er mit einem unbeholfenen Versuch, galant zu sein. »Mir gefällt Rot.«
    »Sie sind ein hoffnungsloser Fall, Jim Sandecker.« Sie schüttelte den Kopf. »Sie würden das gleiche sagen, wenn ich nackt vor Ihnen säße.«
    »Hmmmm?«
    »Zu Ihrer Information, das Kleid ist braun.«
    Jetzt schüttelte er den Kopf. »Es tut mir leid, aber ich habe Sie darauf aufmerksam gemacht, daß ich ein schlechter Gesellschafter sein würde.«
    »Ihre Gedanken beschäftigen sich mit etwas, das tausend Meilen entfernt ist.«
    Er langte fast schüchtern über den Tisch und ergriff ihre Hand.
    »Für den Rest des Abends werde ich meine Gedanken ganz auf Sie konzentrieren. Das verspreche ich.«
    »Frauen fallen stets auf kleine Jungen herein, die bemuttert werden wollen. Und
Sie
sind der rührendste kleine Junge, den ich je erlebt habe.«
    »Wählen Sie Ihre Worte sorgfältig, mein Fräulein. Admiräle nehmen es unter Umständen übel, wenn sie mit rührenden kleinen Jungen verglichen werden.«
    »Also gut, John Paul Jones, wie wäre es dann mit einem Happen für einen ausgehungerten Matrosen?«
    »Ich bin
zu
allem bereit, um eine Meuterei zu verhindern.« Er lächelte zum ersten Mal an diesem Abend.
    Er bestellte sorglos Champagner und die teuersten Meerestiere auf der Speisenkarte, als wäre es seine Henkersmahlzeit. Er fragte Bonnie nach den Fällen, die sie bearbeitete, und verbarg geschickt sein Desinteresse, als sie von dem neuesten Klatsch über den Obersten Gerichtshof und den Rechtsverdrehungen im

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