Tiefsee
des Cockpits befestigt und dreimal als Signal geklopft hatten, öffnete Pitt die Schnappriegel und zog die Tür nach innen auf. Die Männer draußen reichten ihm Stoffkapuzen mit Augengläsern und Handschuhe.
»Sie ziehen sie am besten gleich an«, befahl eine gedämpfte Stimme.
Pitt weckte Giordino mit einem leichten Stoß und übergab ihm einen Kapuzenhelm und ein Paar Handschuhe.
»Was zum Teufel ist das?« murmelte Giordino noch halb verschlafen.
»Willkommensgeschenke vom Gesundheitsministerium.«
Zwei weitere Besatzungsmitglieder erschienen in dem Plastiktunnel und nahmen ihre Ausrüstung entgegen. Giordino stolperte noch schlaftrunken aus dem Hubschrauber, Pitt zögerte und starrte Mendoza in die Augen.
»Was bekomme ich als Belohnung, wenn ich Ihr Gift innerhalb von achtundvierzig Stunden finde?«
»Was wünschen Sie sich denn?«
»Sind Sie so hart, wie Sie sich geben?«
»Härter, Mr. Pitt, noch viel härter.«
»Dann sollten Sie entscheiden.«
Er lächelte ihr frech zu und verschwand.
6
Die Wagen, aus denen die Autokolonne des Präsidenten bestand, waren in einer Reihe neben dem südlichen Säuleneingang des Weißen Hauses aufgestellt. Sobald der Trupp des Secret Service seine Plätze eingenommen hatte, sprach Oscar Lucas in ein winziges Mikrofon, dessen Draht um die Uhr an seinem Handgelenk geschlungen war und an seinem Jackenärmel hinauf verlief.
»Sagt dem Boß, daß wir bereit sind.«
Drei Minuten später schritt der Präsident in Fawcetts Begleitung schnell die Treppe herunter und stieg in die Präsidentenlimousine. Lucas nahm neben dem Fahrer Platz, und die Wagen rollten durch das Südwesttor hinaus.
Der Präsident lehnte sich entspannt in den Sitz zurück und schaute aus dem Fenster auf die vorbeiziehenden Gebäude.
Fawcett hatte eine offene Aktentasche auf den Knien liegen und kritzelte Notizen in den obersten Ordner. Nach einigen Minuten des Schweigens seufzte er, schloß die Aktentasche und stellte sie neben sich auf den Boden.
»Das hätten wir nun also: Argumente des Für und Wider, Statistiken, CIA-Hochrechnungen und die letzten Berichte von Ihrem Finanzkomitee über die Schulden des kommunistischen Blocks, kurz, alles, was Sie brauchen werden, um Larimer und Moran zu Ihrer Ansicht zu bekehren.«
»Die amerikanische Öffentlichkeit hält nicht viel von meinem Plan, nicht wahr?« fragte der Präsident ruhig.
»Wenn ich ganz ehrlich sein soll, nein, Sir«, antwortete Lucas.
»Die allgemeine Volksmeinung geht dahin, daß man die Roten in ihren selbstverschuldeten Problemen schmoren lassen soll.
Die meisten Amerikaner freuen sich über die Tatsache, daß die Sowjets und ihre Satelliten vor dem Verhungern und dem finanziellen Ruin stehen. Sie betrachten es als Beweis dafür, daß das marxistische System insgesamt kläglich versagt hat.«
»Es wird aber weniger erfreulich sein, wenn die Kremlführung wirtschaftlich mit dem Rücken an der Wand steht, deshalb aus Verzweiflung losschlagen muß und quer durch Europa marschieren wird.«
»Ihre Opposition im Kongreß ist der Ansicht, daß diesem Risiko die sehr reale Angst vor dem Hungertod gegenüber steht, eine lähmende Furcht, die den reibungslosen Einsatz der russischen Militärmaschinerie erheblich beeinträchtigen wird.
Und es gibt auch Stimmen, die auf die sinkende Begeisterung des russischen Volkes setzen, die sich zu aktivem Widerstand gegen die herrschende Partei kristallisieren wird.«
Der Präsident schüttelte den Kopf. »Der Kreml glaubt fanatisch an seine militärische Demonstration. Sie werden trotz ihrer wirtschaftlichen Schwierigkeiten nie klein beigeben. Und das Volk wird sich nie erheben oder Massendemonstrationen inszenieren. Die Zwangsjacke der Partei sitzt zu straff.«
»Die Hauptschwierigkeit besteht darin«, faßte Fawcett zusammen, »daß sowohl Larimer als auch Moran entschieden dagegen sind, Moskau die Last von den Schultern zu nehmen.«
Der Präsident verzog angewidert das Gesicht. »Larimer ist ein Säufer, und Moran ist durch Korruption verdorben.«
»Dennoch bleibt die Tatsache bestehen, daß Sie ihnen Ihre Weltanschauung begreiflich machen müssen.«
»Ich kann ihre Ansichten nicht verwerfen«, gab der Präsident widerwillig zu, »aber ich bin davon überzeugt, daß die Ostblockländer, wenn die Vereinigten Staaten sie vor der totalen wirtschaftlichen Katastrophe retten, sich von der Sowjetunion abwenden und sich dem Westen anschließen werden.«
»Es gibt viele, Herr Präsident, die das für
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