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Tiefsee

Tiefsee

Titel: Tiefsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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merkte sie, daß ihr Aktienwert gewaltig in die Höhe geschossen war. Männer bewunderten eine Frau, die ein dreckiges Unternehmen durchsetzen konnte und dennoch kein Miststück war.
    So einfach war das. Plötzlich verflog ihre Verlegenheit.
    Später fand Dover Pitt, der nachdenklich eine offene Luke betrachtete und mit seiner Taschenlampe ins Innere leuchtete.
    Der Schein hellte die Dunkelheit dahinter etwas auf und spiegelte sich als stumpfes Glitzern in dem mit einer Ölschicht bedeckten Wasser, das aus dem Laderaum rieselte.
    »Haben Sie etwas Bestimmtes vor?« fragte Dover.
    »Ich wollte mich ein wenig umsehen.«
    »Dort drinnen werden Sie aber nicht sehr weit kommen.«
    »Wohin geht es hier?«
    »In den Tunnel für die Antriebswelle, aber er steht fast bis zur Decke unter Wasser. Sie würden Sauerstoffflaschen brauchen, um durchzukommen.«
    Pitt richtete seine Lampe auf das vordere Schott, bis sie eine kleine Luke am oberen Ende einer Leiter anstrahlte. »Was ist mit der da?«
    »Sie müßte in den Laderaum 4 führen.«
    Pitt nickte nur und begann die rostigen Sprossen der Leiter j hinaufzuklettern, Dover folgte ihm auf den Fersen. Er öffnete die Schnappriegel, die die Luke sicherten, klappte sie auf, und, sie kletterten beide in den nächsten Laderaum hinunter. Ein rasches Schwenken ihrer Lampen zeigte ihnen, daß er vollkommen leer war. »Das Schiff muß in Ballast gefahren sein«, überlegte Pitt laut.
    »Es sieht ganz so aus.«
    »Wohin jetzt?«
    »Noch eine Leiter hinauf zu dem Verbindungsgang, der zwischen den Frischwassertanks hindurch zu den Vorratsräumen des Schiffes führt.«
    Langsam bahnten sie sich einen Weg durch das Innere der
Pilottown
, und ein Gefühl beschlich sie wie Totengräber, die um Mitternacht ein Grab auf einem Friedhof öffnen. Hinter jeder Ecke erwarteten sie die Skelettknochen einer Geisterbesatzung.
    Aber es fanden sich keine Skelette. Die Wohnräume der Besatzung hätten aussehen müssen wie bei einem Jubiläumsausverkauf eines Kaufhauses: Kleidung, persönliche Habseligkeiten, alles hätte eine Besatzung, die ein Schiff hastig verläßt, umherstreuen müssen. Standessen sah das pechschwarze Innere der
Pilottown
wie die Tunnels und Kammern einer verlassenen Höhle aus. Das einzige, was fehlte, waren Fledermäuse.
    Die Lebensmittelschränke waren leer. Weder Teller noch Tassen standen auf den Regalen der Mannschaftsmesse. Noch nicht mal Papier gab es in den Toiletten. Feuerlöscher, Türklinken, Einrichtungsgegenstände, alles, was man abschrauben konnte und was nur im geringsten von Wert war, war verschwunden.
    »Reichlich sonderbar«, murmelte Dover.
    »Finde ich auch«, bestätigte Pitt. »Das Schiff wurde systematisch ausgeräumt.«
    »In den Jahren, in denen das Schiff auf dem Meer herumgetrieben ist, müssen es Plünderer geentert und alles weggebracht haben.«
    »Plünderer hinterlassen normalerweise Unordnung«, widersprach Pitt. »Wer für diese Plünderung verantwortlich war, muß einen geradezu pedantischen Hang für Ordnung bewiesen haben.«
    Es war ein unheimlicher Besuch. Ihre Schatten huschten über die dunklen Wände der Verbindungsgänge und glitten an den stillstehenden, verlassenen Maschinen entlang. Pitt sehnte sich danach, ein Stückchen Himmel wiederzusehen.
    »Unglaublich«, murmelte Dover, der immer noch über das, was sie vorgefunden oder vielmehr nicht vorgefunden hatten, verblüfft war. »Sie haben sogar die Ventile und Wasserhähne abmontiert.«
    »Wenn ich ein Spieler wäre«, sinnierte Pitt, »würde ich wetten, daß wir auf einen Versicherungsbetrug gestoßen sind.«
    »Wäre nicht das erste Schiff, das Lloyds in London zwecks Inanspruchnahme der Versicherungssumme als vermißt gemeldet wurde«, überlegte Dover.
    »Sie haben mir erzählt, daß laut Aussage der Besatzung die
Pilottown
während eines Sturms verlassen wurde. Verlassen hat man sie tatsächlich, aber sie ließen nur einen leeren, wertlosen Rumpf zurück.«
    »Es ist nicht schwierig, einfach abzuhauen«, erklärte Dover.
    »Es gibt zwei Möglichkeiten, ein Schiff auf See zu räumen.
    Entweder man öffnet die Bordventile und läßt Wasser eindringen oder man zertrümmert den Boden mit Sprengladungen.«
    »Wie würden Sie es machen?«
    »Vollaufen lassen durch die Bordventile könnte vierundzwanzig Stunden oder noch länger dauern. Zeit genug für ein vorbeikommendes Schiff, Untersuchungen anzustellen.
    Ich wäre für die Sprengladungen. Schmutzig, aber schnell; eine Frage von Minuten,

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