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Tiefsee

Tiefsee

Titel: Tiefsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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die Russen mit einem Präventivschlag zu treffen.«
    »Das ist unmöglich«, widersprach Metcalf. »Es sind zu viele Sicherungen eingebaut, verdammt noch mal, nicht einmal der Präsident könnte in einem Anfall von Wahnsinn auf eigene Faust unser Kernwaffenarsenal einsetzen. Der Befehl zum Kriegsbeginn muß durch den Verteidigungsminister und den Generalstab der US-Streitkräfte erteilt werden. Wenn einer von uns mit Sicherheit wüßte, daß der Befehl ungültig ist, könnten wir ihn widerrufen.«
    »In Ordnung«, stimmte Simmons zu, »wir legen vorläufig eine sowjetische Verschwörung oder einen Angriff
ad acta
. Was bleibt uns?«
    »Verdammt wenig«, knurrte Mercier.
    Metcalf sah Oates an. »Wie die Dinge liegen, Herr Minister, sind Sie der von der Verfassung vorgesehene Nachfolger des Präsidenten.«
    »Er hat recht«, pflichtete ihm Simmons bei. »Bis der Präsident, Margolin, Larimer oder Moran lebend aufgefunden werden, sind Sie es.«
    Einige Sekunden lang war in der Bibliothek kein Laut zu hören. Oates’ energisches, markantes Gesicht verzog sich unmerklich, und er schien schlagartig um fünf Jahre zu altern.
    Dann gewann er ebenso plötzlich seine Selbstbeherrschung zurück, und seine Augen bekamen einen kalten, durchdringenden Ausdruck.
    »Vor allem müssen wir uns so verhalten«, legte er in ruhigem Ton fest, »als wäre nichts geschehen.«
    Mercier lehnte sich zurück und starrte hinauf zur hohen Decke, ohne sie zu sehen.
    »Zugegeben, wir können keine Pressekonferenz abhalten und der Welt mitteilen, daß uns die vier ranghöchsten Persönlichkeiten des Staates abhanden gekommen sind. Ich will mir noch nicht einmal die Auswirkungen ausmalen, wenn es allgemein bekannt wird. Aber wir können die Tatsachen nicht länger als ein paar Stunden vor der Presse geheimhalten.«
    »Und wir müssen die Wahrscheinlichkeit ins Auge fassen, daß die für die Entführung verantwortlichen Leute uns ein Ultimatum oder eine Lösegeldforderung über die Nachrichtenmedien stellen werden«, fügte Simmons hinzu.
    Metcalf sah ihn zweifelnd an. »Wenn man mit uns Verbindung aufnehmen will, wird man sich mit Minister Oates ohne viel Tamtam darüber unterhalten, und bei den Forderungen wird es um etwas anderes gehen als um Geld.«
    »Ich kann Ihren Gedanken nicht von der Hand weisen, General«, sagte Oates. »Aber an erster Stelle steht derzeit die Notwendigkeit, die Vorkommnisse zu verschweigen und die Presse hinzuhalten, bis es uns gelingt, den Präsidenten zu finden.«
    Mercier sah aus wie ein Atheist, den ein Hare-Krischna-Jünger auf einem Flughafen zum Zuhören zwingt. »Lincoln hat gesagt, ›man kann nicht alle Menschen die ganze Zeit zum Narren halten‹. Es wird nicht leicht sein, die Abwesenheit des Präsidenten und des Vizepräsidenten länger als einen Tag vor dem wachsamen Auge der Öffentlichkeit zu verschleiern. Und man kann Larimer und Moran nicht einfach auslöschen; sie stehen in Washington zu sehr im Blickpunkt der Öffentlichkeit.
    Dann muß man außerdem die Besatzung der
Eagle
bedenken.
    Was wollen Sie ihren Familien sagen?«
    »Jack Sutton!« platzte Fawcett heraus, als hätte er eine Erleuchtung.
    »Wer?« fragte Simmons.
    »Der Schauspieler, der dem Präsidenten wie aus dem Gesicht geschnitten ist, der ihn in der Fernsehwerbung und im Kabarett dauernd spielt.«
    Oates richtete sich auf. »Ich glaube, ich weiß, was Sie meinen.
    Die Ähnlichkeit ist wirklich frappant, aber wir werden es nie schaffen, er ist kein brauchbarer Ersatz. Suttons Stimme ist von einer vollkommenen Imitation weit entfernt, und wer immer mit dem Präsidenten täglich in engem Kontakt steht, würde die Täuschung sofort bemerken.«
    »Ja, aber auf zehn Meter Entfernung könnte seine eigene Frau den Unterschied wohl kaum erkennen.«
    »Was soll das alles?« fragte Metcalf Fawcett.
    Der Leiter des Mitarbeiterstabs des Weißen Hauses nahm das Stichwort sofort auf.
    »Pressesekretär Thompson kann eine Verlautbarung an die Presse ausgeben, daß der Präsident einen Arbeitsurlaub auf seiner Farm in New Mexico verbringt, um die Reaktion des Kongresses auf sein Osthilfe-Programm zu studieren. Man wird die Elite der Presse des Weißen Hauses auf ein Nebengleis abschieben, was nicht unüblich ist, wenn der Präsident keine Lust hat, Fragen zu beantworten. Sie würden dann nur von einer Absperrung aus größerer Entfernung zusehen, wie er – in diesem Fall der Schauspieler Sutton – in den Hubschrauber steigt, der ihn zum Stützpunkt

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