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Tiefsee

Tiefsee

Titel: Tiefsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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gehalten hätten, das Nervengift S zu kaufen, wäre es nicht notwendig gewesen, das Schiff zu versenken.«
    »Sie hatten Angst, daß das Gift zu flüchtig war, um es quer durch Sibirien zu ihrem Arsenal für chemische Kriegsführung im Ural zu transportieren.«
    »Mir ist aber immer noch unbegreiflich, wieso die NUMA die beiden Schiffe miteinander in Verbindung brachte.«
    »Das weiß ich leider auch nicht,
aunumi
. Wir haben jedes Erkennungszeichen sorgfältig entfernt.«
    »Macht nichts. Die Tatsache bleibt bestehen, daß der Artikel in der Zeitung ein Bluff ist. Wir müssen jedenfalls Stillschweigen bewahren und nichts unternehmen, das unsere Anonymität gefährden könnte.«
    »Was ist mit dem Mann, der das Kommunique herausgab?« fragte Lee Tong. »Dieser Dirk Pitt?«
    In Min Korjos schmales Gesicht trat ein kühl berechnender Ausdruck. »Finde seine Motive heraus und überwache ihn.
    Suche zu erfahren, welche Rolle er in der Affäre spielt. Wenn er eine Gefahr für uns darstellt, sorge für sein baldiges Begräbnis.«
    ###
    Das dämmrige Grau des Abends verwischte die harten Konturen von Los Angeles, die Straßenbeleuchtung wurde bald eingeschaltet und betupfte die Seitenflächen der Gebäude mit Lichtflecken. Der Straßenlärm stieg empor und drang durch das altmodische Schiebefenster, dessen Führungsleisten verzogen und durch ein Dutzend Farbschichten verklebt waren, so daß es seit dreißig Jahren nicht mehr geöffnet worden war. Draußen ratterte eine Klimaanlage in ihrer Halterung.
    Der Mann saß in einem alten Drehstuhl aus Holz und starrte mit leerem Blick durch die schmutzigen Fensterscheiben. Seine Augen hatten das Schlimmste gesehen, das die Stadt zu bieten hatte; sie waren hart und klar, und selbst nach sechzig Jahren war ihre Sehkraft ungebrochen. Ein abgewetzter Lederhalfter hing von seiner linken Schulter herab, und wie ein Krebsgeschwür beulte der Kolben einer 4 5 er Automatik es aus.
    Er war breit und untersetzt, seine Muskelkraft hatte zwar mit den Jahren nachgelassen, aber er konnte noch immer einen Mann von zweihundert Pfund Gewicht vom Gehsteig hochheben und gegen eine Mauer schleudern.
    Der Stuhl knarrte, als er ihn herumdrehte und sich über den Schreibtisch beugte, der mit unzähligen Zigarettenbrandflecken bedeckt war. Er ergriff eine zusammengefaltete Zeitung und las den Artikel über die entdeckten Schiffe vielleicht zum zehnten Mal. Dann zog er eine Schublade auf, holte eine Mappe mit Eselsohren heraus und starrte minutenlang auf den Deckel.
    Schon vor langer Zeit hatte er jedes einzelne Wort, das auf den Papieren in der Mappe stand, auswendig gelernt. Er schob sie zusammen mit der Zeitung in eine abgenutzte lederne Aktentasche.
    Er stand auf, ging zu einem Waschbecken in einer Ecke des Raumes und wusch sich das Gesicht mit kaltem Wasser. Dann zog er ein Jackett an, stülpte sich einen abgewetzten weichen Filzhut auf den Kopf, knipste das Licht aus und verließ das Büro.
    Als er im Korridor stand und auf den Fahrstuhl wartete, umgaben ihn die Gerüche des alternden Gebäudes. Der Schimmel und die Fäulnis schienen jeden Tag ärger zu werden.
    Fünfunddreißig Jahre am selben Ort war eine lange Zeit, fand er, viel zu lang.
    Seine Gedanken wurden durch das Geräusch der Fahrstuhltür unterbrochen. Ein Fahrstuhlwärter, der über siebzig zu sein schien, grinste ihn mit gelben Zähnen an.
    »Machen Sie Schluß für heute abend?« fragte er.
    »Nein, ich nehme das letzte Flugzeug nach Washington.«
    »Ein neuer Fall?«
    »Ein alter.«
    Damit hatte es sich; sie fuhren schweigend hinunter. Als er auf den Hausgang trat, nickte er dem Fahrstuhlwärter zu.
    »Wiedersehen in ein paar Tagen, Joe.«
    Dann ging er durch den Hauptausgang und verschwand in der Nacht.
23
    Für die meisten hieß er Hiram Yaeger. Einige Auserwählte kannten ihn als Pinocchio, weil er seine Nase in sehr viele Computernetze stecken und ihre Software gründlich durchforsten konnte. Sein Spielplatz war das Kommunikations- und Informationsnetz der NUMA im zehnten Stockwerk.
    Sandecker hatte ihn eingestellt, um jede wissenschaftliche oder historische Information, die jemals über die Ozeane veröffentlicht worden war, zu speichern, wobei es gleichgültig war, ob es sich um Tatsachen oder Theorien handelte. Yaeger machte sich sofort mit leidenschaftlicher Hingabe an die Arbeit und hatte innerhalb von nur fünf Jahren eine ungeheure Computerbibliothek von Daten über die Schiffahrt gesammelt.
    Yaeger arbeitete, wann er

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