Tiefsee
Form.«
Oates sah Metcalf und Simmons an. »Was meinen Sie dazu?«
»Wir müssen den Reportern einen Knochen vorwerfen, bevor ihnen langweilig wird und sie herumzuschnüffeln beginnen«, antwortete Simmons. »Ich bin dafür.«
Metcalf nickte. »Die einzige Hinhaltetaktik, die uns noch bleibt.«
Fawcett stand auf und blickte auf seine Uhr. »Wenn ich jetzt zum Luftwaffenstützpunkt Andrews fahre, müßte ich in vier Stunden auf der Farm eintreffen. Reichlich Zeit, um die Einzelheiten mit Thompson durchzugehen und die Presse zu verständigen.«
Fawcetts Hand erstarrte auf der Türklinke, als Oates’ Stimme wie ein Bajonett durch den Raum stach.
»Verpfuschen Sie es nicht, Dan. Um Himmels willen, verpfuschen Sie es ja nicht.«
36
Wladimir Polewoj holte Antonow ein, als der Generalsekretär der KPdSU mit seinen Leibwächtern an der äußeren Kremlmauer entlangschlenderte. Sie kamen an der Begräbnisstätte vorbei, an der die Helden der Sowjetunion bestattet sind. Das Wetter war ungewöhnlich warm, und Antonow trug den Mantel über dem Arm.
»Sie nützen den schönen Sommertag aus?« begann Polewoj das Gespräch, als er ihn erreichte.
Antonow wandte sich um. Für ein russisches Staatsoberhaupt war er mit 62 Jahren noch jung und ging mit raschen Schritten.
»Zu schön, um ihn hinter einem Schreibtisch zu vergeuden«, stimmte er mit kurzem Nicken zu.
Sie gingen eine Weile schweigend nebeneinander weiter, während Polewoj darauf wartete, daß Antonow durch ein Zeichen oder ein Wort erkenne n ließ, daß er bereit sei, zur Sache zu kommen. Antonow blieb vor einer kleinen Skulptur stehen, die Stalins Grab bezeichnete.
»Kannten sie ihn?« fragte er.
Polewoj schüttelte den Kopf. »Ich befand mich damals noch zu weit unten in der Parteihierarchie, um von ihm beachtet zu werden.«
Antonows Gesichtsausdruck wurde streng, und er murmelte verkniffen: »Da hatten Sie ja verdammtes Glück.« Dann ging er weiter und trocknete sich mit einem Taschentuch den Schweiß ab, der sich auf seinem Nacken gebildet hatte.
Polewoj erkannte, daß sein Chef nicht in der Laune für belanglose Unterhaltung war, deshalb kam er gleich zur Sache.
»Vielleicht tritt in dem Huckleberry Finn-Projekt eine Pause ein.«
»Wir könnten eine brauchen«, murrte Antonow.
»Einer unserer Agenten in New York, der für die Sicherheit unserer Landsleute bei den Vereinten Nationen verantwortlich ist, ist verschwunden.«
»Wie hängt das mit Huckleberry Finn zusammen?«
»Er verschwand, während er Doktor Lugowoj beobachtete.«
»Besteht eine Möglichkeit, daß er abgesprungen ist?«
»Ich glaube nicht.«
Antonow blieb plötzlich stehen und starrte Polewoj scharf an.
»Es würde eine Katastrophe für uns bedeuten, wenn er zu den Amerikanern überginge.«
»Ich bürge persönlich für Suworow«, sagte Polewoj entschieden. »Ich würde meinen Ruf dafür verbürgen, daß er loyal ist.«
»Der Name ist mir vertraut.«
»Er ist der Sohn von Viktor Suworow, dem Experten für Landwirtschaft.«
Antonow schien sich wieder beruhigt zu haben. »Viktor ist ein treues Mitglied der Partei.«
»Das ist sein Sohn gleichfalls«, bestätigte Polewoj. »Er ist nur übereifrig.«
»Was ist ihm Ihrer Ansicht nach zugestoßen?«
»Ich habe den Verdacht, daß er sich als ein Mitglied von Lugowojs Psychologenteam ausgegeben hat und, wie sie, von Madame Bougainvilles Leuten mitgenommen wurde.«
»Dann haben wir einen Sicherheitsbeamten im innersten Kreis.«
»Eine Vermutung. Wir haben dafür keinen Beweis.«
»Wußte dieser Suworow etwas?«
»Er hatte keine Ahnung. Daß er hineingezogen wurde, ist reiner Zufall.«
»Ein Fehler, Doktor Lugowoj überwachen zu lassen.«
Polewoj holte tief Luft. »Das FBI überwacht unsere Delegierten bei den Vereinten Nationen äußerst scharf. Wenn wir zugelassen hätten, daß Doktor Lugowoj und sein Psychologenteam sich in New York frei bewegten, ohne daß unsere Sicherheitsorgane ihre Tätigkeit beobachteten, wären die Amerikaner argwöhnisch geworden.«
»Sie beobachten uns also, während wir unsere eigenen Leute beobachten.«
»In den letzten sieben Monaten haben drei von unseren Leuten um politisches Asyl nachgesucht. Wir könne n daher gar nicht vorsichtig genug sein.«
Antonow hob die Hand. »Ich akzeptiere Ihr Argument.«
»Wenn Suworow sich tatsächlich bei Lugowoj aufhält, wird er zweifellos versuchen, mit uns Verbindung aufzunehmen und den Standort des Laboratoriums bekanntzugeben.«
»Ja, aber wenn Suworow
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