Tiefsee
noch eine Stunde, bevor wir mit den Autopsien begannen, unter Wasser.«
»Der Küchenchef war ja mit dem Vergiften reichlich beschäftigt«, bemerkte Metcalf.
Lucas schüttelte den Kopf. »Nicht der Küchenchef, sondern der Steward im Speisesaal. Er ist der einzige Mann der Besatzung, der nicht gefunden wurde.«
»Ein Stellvertreter«, sagte Brogan. »Wahrscheinlich wurde der wirkliche Steward ermordet und seine Leiche versteckt.«
»Was ist mit den anderen?« fragte Emmett.
»Den Asiaten?«
»Wurden sie auch vergiftet?«
»Ja, aber auf andere Weise. Sie wurden alle erschossen.«
»Erschossen oder vergiftet, was ist nun richtig?«
»Sie wurden mit leicht zersplitternden Pfeilen getötet, die mit einem hochgradig tödlichen Gift gefüllt waren, das aus den Rückenstacheln des Teufelsfisches stammte.«
Thornburg nickte zustimmend. »Die Methode wurde äußerst fachkundig gehandhabt, besonders was die Geschosse betrifft.
Ich entfernte vor zwei Jahren einen ähnlichen Pfeil aus dem Körper eines Sowjetagenten, der von Mr. Brogans Leuten hierhergebracht wurde. Meiner Erinnerung nach war das Gift durch einen Bio-Inokulator injiziert worden.«
»Ein solches Gerät ist mir nicht bekannt«, warf Lucas ein.
»Eine elektrisch angetriebene Handfeuerwaffe«, erläuterte Brogan und starrte Thornburg eisig an. »Vollkommen geräuschlos, die gelegentlich auch von unseren hiesigen Agenten benutzt wird.«
»Sie gehen mit Ihrem Arsenal ein wenig zu großzügig um, nicht wahr, Martin?« stichelte Mercier gutmütig.
»Die fragliche Waffe wurde höchstwahrscheinlich vom Hersteller hinausgeschmuggelt«, verteidigte sich Brogan.
»Konnte man eine der Leichen identifizieren?« fragte Lucas.
»Sie tauchen in den FBI-Akten nicht auf«, gab Emmett zu.
»Ebenso wenig bei CIA und Interpol«, ergänzte Brogan. »Bei keinem der Geheimdienste der mit uns befreundeten asiatischen Staaten liegt etwas gegen sie vor.«
Mercier starrte die aus der räumlichen Analysiersonde hervortretende Leiche an. »Anscheinend gelangen wir jedesmal, wenn wir eine Tür öffnen, in einen weiteren leeren Raum, meine Herren.«
35
»Mit was für Ungeheuern haben wir es zu tun?« knurrte Douglas Oates, nachdem er sich General Metcalfs Bericht über die Autopsien angehört hatte. Sein Gesicht war kalkweiß und seine Stimme kalt vor Wut. »Einundzwanzig Morde! Und zu welchem Zweck? Wo ist das Motiv zu suchen? Ist der Präsident tot oder lebt er? Wenn es sich um eine Erpressung großen Ausmaßes handelt, warum haben wir dann noch keine Lösegeldforderung erhalten?«
Metcalf, Dan Fawcett und der Verteidigungsminister Jesse Simmons saßen ihm schweigend gegenüber und antworteten nicht.
»Wir können diese Sache nicht viel länger verschweigen«, fuhr er fort. »Die Nachrichtenmedien werden sehr bald Verdacht schöpfen und selber Untersuchungen einleiten. Sie murren bereits, weil ihnen keine Interviews mit dem Präsidenten gewährt werden. Pressesekretär Thompson hat seinen Vorrat an Ausreden bereits erschöpft.«
»Warum lassen wir den Präsidenten nicht der Presse gegenübertreten?« schlug Fawcett vor.
Oates zeigte deutliche Zweifel. »Dieser Schauspieler… wie heißt er noch… Sutton? Das würde er nie schaffen.«
»Nicht aus der Nähe auf einem Podium unter einem Aufgebot an Scheinwerfern, aber auf einem dunklen Schauplatz in einer Entfernung von dreißig Metern… das könnte klappen.«
»Denken Sie da an etwas Bestimmtes?« fragte Oates.
»Wir inszenieren eine Gelegenheit für Fotos, um das Image des Präsidenten in der Öffentlichkeit zu heben. Das wird ja laufend gemacht.«
»Wie Carter beim Softballspielen und Reagan beim Holzhacken«, meinte Oates nachdenklich.
»Ich könnte mir häusliche Aufnahmen auf der Farm des Präsidenten vorstellen.«
»Mit krähenden Hähnen und blökenden Schafen«, fügte Fawcett hinzu.
»Und Vizepräsident Margolin? Unser Double für ihn kann nicht einmal auf dreißig Meter im Schatten unerkannt bleiben.«
»Ein paar Anspielungen von Sutton und ein freundliches Winken des Doubles aus größerer Entfernung sollten genügen«, antwortete Fawcett, der sich an seinen eigenen Geistesblitzen immer mehr begeisterte.
Simmons sah Fawcett unverwandt an. »Wann, meinen Sie, kann alles arrangiert sein?«
»Am besten am frühen Morgen, praktisch bei Sonnenaufgang.
Reporter sind Nachtvögel. Sie warten darauf, daß sich etwas für die Spätnachrichten ergibt. Vor Sonnenaufgang sind sie daher nicht in bester
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