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Tiefseeperle

Tiefseeperle

Titel: Tiefseeperle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tabea S. Mainberg
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Störung.“
    „Das solltest du auch. Was willst du?“ Es war dieses Spiel.
    „Ihnen mitteilen, dass ich am kommenden Samstag wieder von Ihnen im Bizarrschloss vorgeführt werden möchte.“
    „Wie? Schon wieder? Du geiles Stück!“
    Ihre Überraschung war nicht gespielt, es war untypisch, dass er an zwei Samstagen hintereinander diese Veranstaltung besuchen wollte.
    „Ich weiß, aber ich habe es so sehr genossen. Ich brauche es gerade. Werden Sie kommen?“
    Victoria seufzte. Das hieß natürlich auch, dass sie … oh Gott, dem Graf wieder begegnen würde. Aber sie musste nun Profi sein, sich ihre Gefühle nicht anmerken lassen, es ging dabei auch wieder um einen hohen Tribut, den Johannes entrichten würde.
    „Ich habe auch ganz genaue Vorstellungen, was ich will, ich schicke Ihnen dazu eine Mail.“
    Jetzt tickte er vollends aus, eine Mail mit Spielanweisungen? Sie kannte dies von den Fetischliebhabern und denen, die nur in einer Session unterwürfig waren, es ausschließlich als sexuelle Neigung empfanden. Diese Kunden schrieben dann ihre Wünsche explizit auf, wollten sichergehen, dass auch all das, was in ihrem Kopfkino Relevanz hatte, auch umgesetzt wurde. Aber doch nicht von ihm. Gespielt gelassen antwortete sie jedoch:
    „Du musst aber ein Extra draufpacken. Ich muss nämlich wegen dir meine Pläne ändern. Das bist du mir schuldig.“
    „Ja, ja – wenn Sie mir die Ehre erweisen. 500 Euro, wäre das eine entsprechende Entschädigung?“
    Sie wusste, dass es ein Wahnsinn war, denn er zahlte für diesen Abend bereits 1000 Euro. Aber auch das hatte sie in den vielen Jahren gelernt – die Kunden zahlten den Preis, wenn sie ihre Bedürfnisse befriedigt haben wollten und ihr verfallen, emotional abhängig waren. Es war krass, vielleicht auch grenzwertig, doch in diesem Bereich tickten die Uhren anders, eine unerklärliche Sucht zwang diese Männer, Unsummen für diesen Moment, für diesen Augenblick zu bezahlen. Sie taten es freiwillig, und es lag an ihr zu entscheiden, ob sie es annahm oder nicht. Sie hatte aufgehört zu hinterfragen, ob die Männer es sich leisten konnten. Skrupel waren fehl am Platz. Würde sie aus moralischen Erwägungen ablehnen, so würde eine andere Dame aus diesem Gewerbe diesen Job machen, diese Männer wurden immer fündig.
    Johannes von Hohenstein allerdings konnte es sich leisten, darüber musste sie sich keine Gedanken machen.
    „Gut, Samstag, wie immer um die gleiche Zeit.“ Damit war das Gespräch beendet.
    „Der tickt doch nicht mehr ganz richtig!“, empörte sie sich. „Spielanweisung? Dem sollte man das Internet sperren.“
    „Reg dich nicht auf, du weißt doch, wie diese Männer sind. Schatz, es ist eine Dienstleistung.“
    „Ja, aber Johannes war früher nicht so.“ Sie berichtete von den Pillen.
    „Gefährliches Ding!“, stimmte Catharina besorgt zu. „Lass dir von ihm unterschreiben, dass du ihn gewarnt hast oder so etwas.“ Da sprach die Anwältin.
    „Vielleicht sinnvoll“, sinnierte Victoria. „Nicht auszudenken, wenn er ernsthaft Schaden nehmen würde.“
    Aber im Grunde konnte sie nur an seine Vernunft appellieren und hoffen, dass ihr Einfluss groß genug war, dass er sich wieder von diesen Potenzpillen verabschiedete.
    „Es bleibt spannend, sag mal einer, dein Leben wäre langweilig!“ Catharina hob ihr Glas und die Freundinnen prosteten sich zu.
    „Oh nein, langweilig war es nie, und ich fürchte, es wird wohl auch in der Zukunft so sein!“
    Es kribbelte, nicht nur in der Magengegend. Wie würde der Graf sich verhalten? Würde er sie wieder versuchen zu verführen? Wie würde das zweite Treffen mit Maximilian verlaufen?
    Dieser Frühling schien für Victoria Du Mont, aber auch für Victoria Meyerhof, aufregend zu werden.
     
    Als Victoria am Freitagabend mit dem Taxi das Restaurant erreichte, fühlte sie sich seltsam beschwingt. Unter normalen Umständen hätte sie keinen Fuß mehr vor die Tür gesetzt. Hinter ihr lag eine Langzeiterziehung in Gummi, volle Konzentration, Stunden im engen Gummioutfit und extrem hohen High Heels, schweißtreibende Fixierungen, wo sie den gummierten Körper von der einen in die andere Position zu wuchten hatte. Hinzu kamen wechselnde Outfits für den Gummisklaven, Gummisäcke, Masken, die, nachdem der Gast ihre Lounge verließ, aufwendig gewaschen werden mussten. Da dieses Spiel auch in Kombination mit Kliniksex zelebriert wurde, galt es auch diesen Raum aufzuräumen. Vorbereitungen und Nachbereitungen dieser

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