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Tiefseeperle

Tiefseeperle

Titel: Tiefseeperle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tabea S. Mainberg
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dass er die Muscheln meinen könnte, die die exquisiten Perlen gebaren. Doch sie hinterfragte seine Äußerung nicht weiter.
     
    Der Abend entwickelte sich zu einem echten Rendezvous. Ihre Hände fanden immer wieder zusammen, verliebte Blicke, Schmetterlinge flatterten im Dutzend um sie herum. Das Essen war lecker, der Wein fantastisch, das Gespräch anregend. Ein Abend der Superlative, fast ein wenig unreal, wenn da nicht dieser kleine Makel gewesen wäre, der Victoria wie immer beschäftigte.
    Plötzlich trat eine blonde Frau an ihren Tisch. „Britta! Das ist ja eine Überraschung“, Maximilian begrüßte sie freundlich und stand auf, um ihr ein Küsschen rechts und links an die Wangen zu werfen. Victoria versuchte sofort herauszufinden, ob eine freudige oder eine eher unangenehme Überraschung seinen Gesichtsausdruck kennzeichnete. Sie entschied sich für ’freudig‘.
    „Frank auch hier?“
    „Ja, er kommt gleich“, sagte die Frau namens Britta und warf einen neugierigen Blick auf Maximilians Begleitung. „Er sucht einen Parkplatz.“
    „Taxi, meine Liebe, Taxi!“
    „Tja, sag das mal Frank. Da er keinen Alkohol trinkt, sieht er es nicht ein.“
    In diesem Moment trat ein Herr um die Fünfzig an den Tisch.
    „Maximilian, mein Freund.“
    Die Männer begrüßten sich freundschaftlich.
    „Darf ich euch meine reizende Begleitung vorstellen?“
    Maximilian machte nun eine einladende Bewegung. Victoria erhob sich und schüttelte die Hände von Frank und Britta.
    „Wann treffen wir uns mal wieder zu einem kleinen Segeltörn auf dem schönen Wannsee?“ Frank knuffte Maximilian freundschaftlich in die Seite.
    „Gern mit Ihnen zusammen.“ Er lächelte Victoria freundlich an und warf seinem Freund diesen typischen Blick zu, der so was wie ‚geile Schnitte‘ bedeutete. Victoria fühlte sich unwohl. Würde ihr 100 %-Match sie auch noch so unbefangen seinen Freunden vorstellen, wenn er um ihre Berufssituation wusste? Er verkehrte natürlich in Kreisen, die möglicherweise nicht ganz so entspannt darauf reagierten. Heuchlerisch, aber das war eine andere Geschichte. Sie beschloss, es ihm heute noch zu erzählen.
    Wenn er denn tatsächlich nicht damit umgehen konnte, war es jetzt gerade noch rechtzeitig, um ohne großen emotionalen Kollateralschaden die Sache zu beenden.
    Als sie wieder allein waren, wuselte Victoria nervös mit der Serviette hin und her, faltete sie, klappte das weiße Stöffchen auf und zu.
    „Was ist?“, ihm war es natürlich nicht entgangen, dass sie offensichtlich etwas auf dem Herzen hatte, ihre entspannte Stimmung nach dem Small-Talk gelitten hatte.
    „Ich bin keine Unternehmensberaterin“, platze es aus ihr heraus.
    Er hob eine Augenbraue an. Wortlos griff sie zu ihrem Smartphone und öffnete den Browser mit ihrer Website und hielt ihm das Display vor die Nase. Ihr Herz raste, ein Hämmern in ihren Schläfen verriet ebenfalls ihre Anspannung. Sie versuchte, irgendetwas aus seinem Blick zu entnehmen. Ablehnung, Zustimmung, Gleichgültigkeit, Entsetzten?
    Um seine Mundwinkel zuckte es ein wenig. Wie gern würde sie just in diesem Moment diese Lippen küssen, vielleicht würde sie diese nie wieder berühren? Sie seufzte. „Es ist, wie es ist, entweder kannst du damit umgehen, oder eben nicht.“ Es klang spitzer als beabsichtigt.
    „Ich dachte es ist sinnvoll, dass wir dies sofort klären sollten, nicht dass du dich dann durch mich in deinem Umfeld kompromittiert fühlst.“ Die Katze fuhr die Krallen aus.
    Er hatte das Smartphone aus der Hand gelegt.
    „Pscht!“, ein Finger legte sich auf ihre Lippen. Sie schaute ihn nicht an, fixierte einen Krümel Brot, der auf dem Tisch neben dem Brotkorb lag. Er griff nach ihren Händen, drückte sie. Es waren nur wenige Augenblicke, doch es fühlte sich an wie eine Ewigkeit, bis er endlich etwas sagte. „Ich weiß.“
    Nun schaute sie ihn überrascht an. „Wie?“
    „Ach Süße, wir leben im Zeitalter einer transparenten Mediengesellschaft. Sehr professionell, was du da machst.“
    „Das heißt, du weißt es und … es ist für … für dich okay?“
    Er zuckte mit den Schultern. „Es ist ein Dienstleistungsberuf, zugegeben etwas außergewöhnlich, aber okay.“
    Es war als höre man den Stein von ihrem Herzen fallen und auf dem Boden poltern. „Außerdem …“, er machte wieder eine kurze Pause, sie schauten sich nun in die Augen, er drückte wieder liebevoll ihre Hand:
    „ … informiere ich mich immer, mit wem ich es zu tun habe.

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