Tiefseeperle
lachte. „ … und da tritt er – Maximilian – an meinen Tisch, in mein Leben …“
„Das ist echt heiß!“ Catharina umklammerte ihr Glas und hing an den Lippen der Freundin, deren leicht gerötete Wangen einen ungewöhnlichen Kontrast zu ihrem doch sonst eher blassen Teint darstellten. Victoria schilderte nun auch dieses Erlebnis und untermalte die Geschichte mit dem einen oder anderen Wonneseufzer.
„Und nun? Was willst du nun machen?“
„Na ja, Maximilian ist real, weltlich sozusagen, der Graf ist ein Phantom, irgendwie nicht real.“
„Hat sich denn der reale Adlige schon wieder gemeldet?“
„Ja“, gedankenverloren starrte Victoria in ihr Weinglas.
„Er hat mich für morgen zum Essen eingeladen und wir haben gesimst, ehrlich gesagt, habe ich meine Flatrate mehr als strapaziert.“ Sie lächelte verklärt.
„Dass der Graf sich gemeldet hat, davon ist ja wohl eher nicht auszugehen.“
„Nein!“
„Na dann ist ja klar, was du machst.“
„Aber ich weiß nicht, ob ich ihm widerstehen könnte, wenn ich ihn wiedersehe.“
„Musst du ihm denn widerstehen?“, fragte die Freundin mit einem leichten Schalk im Blick.
„Du bist cool – nein müsste ich nicht.“
„Siehst du – warte doch erst einmal ab. Maximilian und du – ihr steht doch auch erst ganz am Anfang, es ist doch alles zunächst unverbindlich.“
„Klar, aber ich will nichts falsch machen … er ist der erste Mann, seit langer Zeit, der mir wirklich gefällt, der mich berührt, der so normal erscheint.“
Catharina wusste, was Victoria meinte. Der Job einer Domina, auch wenn sie diesen sehr professionell bewerkstelligte, hinterließ seine Spuren. Berührte, beschäftigte, war anders als ein Job in einer Kanzlei oder einem Office.
„Ich muss es wirklich auf mich zukommen lassen, muss dann auch sehen, wie er reagiert, wenn er erfährt, was ich mache.“ Es klang ein wenig besorgt.
„So wie du ihn mir beschreibst, ich denke, er wird es akzeptieren.“
„Hoffentlich …“, murmelte sie. Eine Illusionistin war sie nicht – so etwas musste sie einfach mit in Erwägung ziehen.
In diesem Moment summte Victorias Smartphone, eine SMS war eingetroffen.
„Von ihm?“
Sie nickte, überflog die Zeilen erst für sich. Die Augen nahmen einen intensiven Glanz an, und ein verträumtes Lächeln umspielte ihre Lippen. Um dann die Neugier Catharinas zu befriedigen, las sie vor:
„Einen sehr innigen Kuss für meine schwarze Katze, die sich geschmeidig in mein Leben geschlichen hat. Freue mich auf unser gemeinsames Abendessen, Tisch bei meinem Lieblings-Italiener ist reserviert. Es küsst Dich Maximilian.“
„Na Süße, das klingt doch sehr vielversprechend.“
„Kann man so sagen …“
Er legte sich wirklich ins Zeug und Vic genoss es, so umworben zu werden. Just in diesem Augenblick klingelte ihr Telefon, ein Anruf von Johannes von Hohenstein!
„Was will der denn noch?“
Victoria seufzte. Er war anstrengend, es war nach 21.00 Uhr, doch für ihn gab es keine Zeiten. Wenn er das Bedürfnis hatte, seine Herrin zu sprechen, dann kam er diesem Begehren mittlerweile nach, egal wann. Dafür hatte er bereits zu viel Geld bezahlt und sie die letzten Jahre, auch bei der Optimierung ihrer Studioausstattung, unterstützt. Trotzdem musste sie feststellen, dass er in der letzten Zeit extrem fordernd war und auch sein eigentliches devotes Verhalten stark eingeschränkt hatte. Er gab ihr deutlich zu verstehen, dass er die hohen Zuwendungen seinerseits noch nicht ‚abgearbeitet‘ sah. Ob die Veränderung mit der Einnahme dieser Mittelchen zusammenhing? Hatten Viagra und Co auch Auswirkungen auf die Persönlichkeit?
Sie hatte keine Ahnung, fühlte sich aber äußerst unwohl bei dem Gedanken, dass er die Pillen und Pülverchen einnahm. Auf der Veranstaltung hatte sie ihm dies ja auch deutlich zu verstehen gegeben. Er war mittlerweile 75 Jahre und gesundheitlich nicht mehr ganz auf der Höhe, irgendetwas mit dem Herzen. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass er die Potenzmittel in Absprache mit seinem Arzt nahm. Diese Dinge ließen sich ja mittlerweile problemlos im Internet beschaffen, und dass von Hohenstein sich mit dem Internet auskannte, surfte, Mails schrieb, etc., das wusste sie.
Victoria schloss kurz die Augen und nahm dann das Gespräch an.
„Herrin …?“
„Ja, wer sonst sollte diesen Anruf annehmen?“, es klang harsch, doch er wollte es so, das wusste sie.
„Ich entschuldige mich für diese späte
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