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Tiefseeperle

Tiefseeperle

Titel: Tiefseeperle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tabea S. Mainberg
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darin, dass man sie unter keinen Umständen mit ‚Lady Du Mont‘ in Verbindung bringen durfte. Aus diesem Grund hatte sie nicht nur an ihrer Optik gefeilt, sondern auch einen Mietwagen genommen, ihr SUV schien ihr zu auffällig. Sicherlich war diese Sorge unbegründet, doch sicher war sicher.
    Der schwarze Vogelmann war gewohnt höflich. „Sie sind Vic?“
    „Ja!“
    Er betrachtete sie eingehend. Das schwarze Minikleid aus Lack, welches sich an der Vorderseite mit einfachen Druckknöpfen schloss, unterstrich ihre Figur. Die pinkfarbenden Netzstrümpfe boten einen farblichen Kontrast zu den schwarzen Plateaustiefeln. Diese Stiefel waren fast so alt wie ihre Karriere in diesem Metier. Die Catwomanmaske verbarg zum Teil die blonde Pagenkopfperücke und erstreckte sich bis zur Nase; Mund- und Kinnpartie waren frei.
    „Sie kennen sich mit den Regeln aus?“
    Es gehörte zu den Aufgaben des Vogelmannes, die neuen Gäste einzuweisen.
    „Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir etwas dazu sagen könnten.“
    „Nun gut, es ist so, dass hier alles auf freiwilliger Ebene stattfindet. Sie sind wohl eher eine Sub?“
    Na, da hat ja meine Verkleidung perfekt funktioniert, dachte Victoria. Sie nickte, und ihr Herz fing an, schneller zu schlagen.
    „Wie gesagt, Sie entscheiden, wie weit Sie gehen möchten. Wenn Sie nach unten schauen, keinen Blickkontakt suchen, wird man Sie auch nicht ansprechen. Wenn Sie dann mit einem Herrn oder mehreren Gebietern spielen, vereinbaren Sie ein Codewort. Aber machen Sie sich keine Sorgen, es gab hier noch nie einen Zwischenfall.“
    „Das beruhigt mich“, und dies war nicht ironisch gemeint. Aber sie würde sich sicherlich auf keinen anderen Spieler einlassen als auf den Grafen. Er hatte sie eingeladen, und sie sah sich als seine persönliche Gespielin.
    Ihre Knie zitterten leicht, als sie nun in der ihr bekannten Eingangshalle stand. Aber es fühlte sich ganz anders an. Unsicherheit umhüllte ihre Person. Warum war er denn nicht da, um sie zu begrüßen? Bei ihren vergangenen Besuchen war der Ablauf immer klar gewesen, da wusste sie, was zu tun war. Aber nun?
    So stand sie unschlüssig an der Tür, die zu den Kellerverliesen führte, und fühlte sich unwohl. Den Blick gesenkt, spürte sie die interessierten Blicke der Männer und Frauen, welche die offensichtlich ‚Neue‘ musterten. Victoria erkannte sie zum Teil und konnte somit ihre Rollen zuordnen. Aber wie es der Vogelmann prophezeite, ließ man sie in Ruhe, da sie keinerlei Signale aussandte.
    Ihr Körper war von einer seltsamen Lust eingenommen. Sie bemerkte ein Pochen in ihrer Mitte und musste sich eingestehen, dass sie, auch wenn noch nichts passiert war, eine leichte Feuchtigkeit spürte. Unsicherheit und Aufgeregtheit schienen eine gewisse Geilheit auszulösen. Sie musste lächeln, es war das Kopfkino, welches sie seit der Einladung durchlebte. Nur zu gut konnte sie sich gerade in ihre Gäste hineinversetzen. Von deren Erzählungen wusste sie, dass die geplante Session Tage vorher und Tage danach wirkte. Das war alles wirklich mehr als verrückt.
     
    Victoria registrierte, dass sich ein Teil der Besucher tuschelnd Richtung Bankettsaal begab. Sie nahm einige Wortfetzen auf. „Der Graf … geile Performance … Bondage …“
    Getrieben von Neugier betrat sie ebenfalls den großen Bankettsaal. In der Mitte des nur mäßig beleuchteten Raumes war eine Bühne aufgebaut worden. Die Interaktionsfläche war jedoch noch im Dunklen. Die Filmmusik von ‚Das Parfüm‘, interpretiert von den Berliner Philharmonikern, durchspülte auf mystische Weise den Raum. Man konnte förmlich spüren, wie sich die Spannung erhöhte. Auch Victoria konnte sich dem nicht entziehen. Ihr Blick wanderte umher und folgte den Kopfbewegungen der anderen gen Decke. Über der Bühne, in der Luft schwebend, konnte man, wenn man sich anstrengte, etwas sehen. Eine Figur, die sich ein wenig bewegte. Dann kamen mit schwarzen Kutten bekleidete Männer herein und bahnten sich den Weg durch die erwartungsvollen Zuschauer. Sie trugen brennende Fackeln und positionierten sich rechts und links neben der kleinen Bühne, was deren Fläche erhellte.
    Endlich trat ein Mann aus der Dunkelheit hervor:
    Der Graf!
    Ein Raunen ging durch die Menge. In gewohnter Erscheinung - schwarzer Anzug, weiter Umhang, weiße Maske - trat er ins Licht. Er war ein Meister der Selbstinszenierung. Zu seinen Füßen hockte eine nackte Sklavin, die ein breites, mit glitzernden Steinen verziertes,

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