Tiefseeperle
genau, wann wir hier fertig sind.“
Aber auch dies verunsicherte ihr 100%-Match nicht, und er präsentierte eine Lösung, die sie nicht ablehnen konnte.
“Ich kaufe etwas ein, du überlässt mir deine Küche, und wenn du fertig bist, verwöhne ich dich kulinarisch und auf jede andere Weise – je nachdem, wie du es möchtest.“
Dieser Mann war im Grunde genauso unwirklich wie der Graf. Er schien sie wirklich zu mögen und bemühte sich sehr liebevoll um sie. Victoria biss sich auf die Lippen, rieb sich ihre Schläfen und willigte dann ein.
„Gut, ich klingle dann drei Mal, und dann hole ich mir den Schlüssel. Rechne mal gegen 21.00 Uhr mit mir.“
„Womit habe ich das verdient?“, fragte sie und wollte es eigentlich humorvoll klingen lassen.
„Tja, das werden wir irgendwann sehen“, war seine Antwort, ein leichter Anflug Nachdenklichkeit schwang nun auch in seiner Stimme mit. Sie schluckte. Just in diesem Moment musste sie sich eingestehen, dass sie ihn betrogen hatte. Scheiß Gefühl. Sollte sie ihm von diesem Erlebnis berichten? Ihm erzählen, dass sie einem geheimnisvollen Mann mit Maske bei extrem bizarren Sexspielen erlegen war? Wahrscheinlich würde da selbst ein ausgeprägt entspannter Mann wie Maximilian aus der Fassung geraten. Männer konnten schlecht mit Konkurrenz umgehen. Schon gar nicht, wenn es um die Frage ging, wer der bessere Liebhaber war. Obwohl diese Frage nicht zur Bewertung anstand.
Doch würde er verstehen, was sie dabei empfand? Es war ein völlig anderes Liebesspiel, unvergleichbar mit dem, was sie mit ihm erlebte.
Victoria beschloss zu schweigen. Wusste sie denn, ob der Graf sie je wieder kontaktieren würde? Warum also das zarte Beziehungspflänzchen zu ihrem weltlichen Liebhaber zerstören?
Erstaunlicherweise verlief der weitere Dreh reibungslos. Nach dem Telefonat mit Maximilian fand Victoria wieder zu ihrer gewohnten Konzentration zurück. Der Protagonist, der als Gummipüppchen die bizarre Welt von Latexliebhabern verkörpern sollte, wurde nun erneut auf den Gynstuhl positioniert. Das Outfit bestand auf mehreren Schichten und alle Kleidungsstücke ausschließlich aus Gummi. Diese schmiegten sich eng an den Körper des Mannes, und es gab kein Stückchen nackte Haut – außer seinem Schwanz, der im Laufe des Spiels „ausgepackt“ wurde. Strümpfe, Strapshalter, ein kurzes weites Röckchen, darüber trug er ein rotes Shirt. Darunter wiederum stachen künstliche, übernatürliche Brüste hervor. Eine Maske, die sich eng an den Kopf schmiegte und um die schmale Mundöffnung einen übergroßen großen roten Mund zeigte, die quietschgelbe Perücke – all das ließen diese Figur surreal wirken. Ein enges Korsett quälte den Darsteller ebenfalls noch in seiner unkomfortablen Lage. Der Clip, der die Lust des Mannes zeigte, sich in diesem bizarren Spiel als Hure in Gummi zu präsentieren, erfüllte viele geheime Sehnsüchte.
Victoria hatte sich oft gefragt, woher diese Fantasie stammte, sich als devote Hure von einer Domina benutzen zu lassen. In eine Rolle zu schlüpfen, wo er sich ausliefern musste, hart mit dem Umschnalldildo gefickt und üblicherweise auch noch verbal gedemütigt wurde. Doch auf so etwas gab es keine Antwort. Je nach Drehbuch wurde die Darmreinigung in Form eines Einlaufs gezeigt, manchmal noch weitere „Klinikelemente“ eingebaut. Da wurde dem Protagonisten zum Beispiel ein Katheter gesetzt. Der Hintergrund hierbei war, dass die Domina sogar das Urinieren kontrollieren konnte. Das Ziel war stets, die Lust auf Unterwerfung und Kontrolle mit dem Latexfetisch zu verbinden; denn die Gummiliebhaber genossen die Enge und das Schwitzen – die Möglichkeit, sich vollends zu verwandeln; liebten den Geruch, den Geschmack des Materials – hier waren die Facetten ebenfalls unerschöpflich und boten einer einfallsreichen Frau wie Lady du Mont umfangreiche Spielvarianten.
Gegen 21.00 Uhr klingelte es an der Studiotür. Victoria saß zusammen mit Malte in der Küche und besprach die Szenen.
Sie sprang hoch, hastete zur Tür und öffnete. Als sie ihm gegenüberstand, wurde ihr schlagartig bewusst, dass sie noch ihr Latexoutfit, ihre Arbeitskleidung, trug. Plötzlich fühlte sie sich mit ihrem extremen Make-up wie ein Clown – die reale Welt außerhalb dieser Räume prallte in Form eines lasziven und unfassbar gut aussehenden Maximilian von Bredow auf sie.
Sie ließ ihn nur in den Flur eintreten, der sich als unauffälliges Carree zu den bizarren
Weitere Kostenlose Bücher